Essen. . Erfolg im zweiten Anlauf: Die Stadt Essen darf sich im Jahr 2017 „Grüne Hauptstadt Europas“ nennen. Das hat die Jury der EU um 14 Uhr in Bristol bekannt gegeben. Die Auszeichnung „Green Capital“ wird von der Europäischen Union vergeben. Die Stadt hat fünf Jahre auf den Erhalt hingearbeitet.

Erfolg im zweiten Anlauf: Die Stadt Essen darf sich im Jahr 2017 „Grüne Hauptstadt Europas“ nennen. Am Donnerstag ist in Bristol die Entscheidung gefallen: Um 14 Uhr gab die Jury der Europäischen Kommission in der Grünen Hauptstadt 2015 das Urteil der Jury bekannt – und bei der Essener Delegation brach der Jubel aus.

„Dass wir gewonnen haben, ist das Ergebnis harter Arbeit – und die Leistung vieler Menschen in dieser Stadt“, sagte Umweltdezernentin Simone Raskob (Grüne), die gemeinsam mit Oberbürgermeister Reinhard Paß (SPD) das Essener Team ins Finale führte. Vor dem Erfolg in der diesjährigen Endrunde des EU-Wettbewerbes gab es eine lange Vorbereitung. Ein Rückblick.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Facebook, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

2010. Essen hatte gerade erst das Kulturhauptstadtjahr erlebt, da wurde bekannt, dass das Ruhrgebiet für das Jahr 2015 den nächsten internationalen Titel anstrebt: Im Februar 2011 teilten die Städte Essen und Bochum mit, dass man an einer Bewerbung für die EU-Auszeichnung „European Green Capital – Grüne Hauptstadt Europas“ arbeite. Alle Ruhrgebietsstädte wollten gemeinsam auftreten. Und punkten wollten sie mit vielfältigen Aktionen im Bereich Klimaschutz.

„Die ,Grüne Hauptstadt’ wird keine Bundesgartenschau“, sagte Simone Raskob schon damals. Es gehe nicht um hübsche Blümchen, sondern um knallharte Umweltfaktoren, die in der Folge die Lebensqualität der Bürger beeinflussten und auch für wirtschaftliche Erträge stünden. „Die Bewerbung und der Titel erleichtern uns den Zugang zu Fördermitteln“, erklärte Raskob. „Wer sich um den Titel bewirbt, hat es leichter, EU-Geld für Umweltprojekte nach Essen zu holen.“

Essen - Grüne Hauptstadt 2017

Essen gilt als drittgrünste Großstadt in Deutschland. Im Bild: Der Blick vom Dach des ehemaligen EON Ruhrgas-Gebäudes an der Huttropstraße auf die Skyline der Essener Innenstadt.
Essen gilt als drittgrünste Großstadt in Deutschland. Im Bild: Der Blick vom Dach des ehemaligen EON Ruhrgas-Gebäudes an der Huttropstraße auf die Skyline der Essener Innenstadt. © Ulrich von Born/ WAZ FotoPool
Fünf Jahre hat die Stadt Essen auf den Titel
Fünf Jahre hat die Stadt Essen auf den Titel "Grüne Hauptstadt" hingearbeitet. Im Bild: Die Essener Skyline von Zollverein aus betrachtet. © Sebastian Konopka / WAZ FotoPool
Beim Verkehr (eine wichtige Kategorie im Wettbewerb um den Titel „Grüne Hauptstadt“) hat Essen Schwächen – der Jury konnten sie als Stärken angepriesen werden. Die Stadt will das Thema Nahverkehr künftig stärker in den Fokus rücken. Das große Fernziel: 2035 soll der ÖPNV-Anteil bei 25 Prozent liegen.
Beim Verkehr (eine wichtige Kategorie im Wettbewerb um den Titel „Grüne Hauptstadt“) hat Essen Schwächen – der Jury konnten sie als Stärken angepriesen werden. Die Stadt will das Thema Nahverkehr künftig stärker in den Fokus rücken. Das große Fernziel: 2035 soll der ÖPNV-Anteil bei 25 Prozent liegen. © Hans Blossey
2035 sollen die Anteile der vier Verkehrsarten gleich sein: Neben den 25 Prozent im ÖPNV wären das jeweils ein Viertel für Fußgänger, Fahrradfahrer sowie für den motorisierten Individualverkehr – also Autos und Krafträder.
2035 sollen die Anteile der vier Verkehrsarten gleich sein: Neben den 25 Prozent im ÖPNV wären das jeweils ein Viertel für Fußgänger, Fahrradfahrer sowie für den motorisierten Individualverkehr – also Autos und Krafträder. © Kerstin Kokoska / Funke Foto Services
In der Vergangenheit hat Essen viel in den ÖPNV investiert. So flossen zum Beispiel zwölf Millionen Euro in einen neuen Streckenabschnitt der Straßenbahnlinie 109.
In der Vergangenheit hat Essen viel in den ÖPNV investiert. So flossen zum Beispiel zwölf Millionen Euro in einen neuen Streckenabschnitt der Straßenbahnlinie 109. © Sebastian Konopka / WAZ FotoPool
Die „Naturlinie 105“ fährt seit einem Jahr vom Emschertal ins Ruhrtal. Die Straßenbahn-Route erschließt Grünräume entlang der Trasse und weist auf Attraktionen hin.
Die „Naturlinie 105“ fährt seit einem Jahr vom Emschertal ins Ruhrtal. Die Straßenbahn-Route erschließt Grünräume entlang der Trasse und weist auf Attraktionen hin. © Knut Vahlensieck / FUNKE Foto Services
Quer durch die Stadt, vom Emschertal ins Ruhrtal: Blick in einen Straßenbahnwagen der „Naturlinie 105“ der Evag.
Quer durch die Stadt, vom Emschertal ins Ruhrtal: Blick in einen Straßenbahnwagen der „Naturlinie 105“ der Evag. © Knut Vahlensieck / FUNKE Foto Services
Im Jahr 1991 verlieh der Allgemeine Deutsche Fahrrad Club (ADFC) Essen die Negativ-Auszeichnung „Rostige Speiche“ als fahrradunfreundlichste Stadt in Deutschland.
Im Jahr 1991 verlieh der Allgemeine Deutsche Fahrrad Club (ADFC) Essen die Negativ-Auszeichnung „Rostige Speiche“ als fahrradunfreundlichste Stadt in Deutschland. © Olaf Fuhrmann / FUNKE Foto Services
Für Freizeitradler hat sich nach 1991 viel getan. Das liegt auch an der Umgestaltung alter Güterbahntrassen sowie am Projekt „Neue Wege zum Wasser“. Dennoch ist in Sachen Radfahren in der Stadt noch Luft nach oben.
Für Freizeitradler hat sich nach 1991 viel getan. Das liegt auch an der Umgestaltung alter Güterbahntrassen sowie am Projekt „Neue Wege zum Wasser“. Dennoch ist in Sachen Radfahren in der Stadt noch Luft nach oben. © Stefan Arend / Funke Foto Services
Durch die Sanierung maroder Radstrecken und dem Ausbau des Radwegenetzes will die Stadt den Komfort für Radfahrer künftig steigern.
Durch die Sanierung maroder Radstrecken und dem Ausbau des Radwegenetzes will die Stadt den Komfort für Radfahrer künftig steigern. © Ralf Rottmann / FUNKE Foto Services
Die sprießende Pflanzenwelt entlang der Emscherufer sorgte dafür, dass der Grünspecht im Ballungsraum Rhein-Ruhr von der Roten Liste für bedrohte Arten verschwinden konnte. Inzwischen taucht der Vogel sogar wieder in Essener Gärten auf.
Die sprießende Pflanzenwelt entlang der Emscherufer sorgte dafür, dass der Grünspecht im Ballungsraum Rhein-Ruhr von der Roten Liste für bedrohte Arten verschwinden konnte. Inzwischen taucht der Vogel sogar wieder in Essener Gärten auf. © Michael Kleinrensing
Die Naturgewalt zerstörte am Pfingstmontag 2014 einen Teil der Essener Bäume. Im „Grüne Hauptstadt“-Finale 2015 präsentierte die Stadt Essen die Krise aber nicht etwa als Schwäche - sondern als Stärke. Ein Aspekt: Wenn es um neue Baumbestände geht, hat Essen künftig den Klimawandel verstärkt im Kopf. Widerstandsfähigkeit soll bei der Baumwahl ein großes Kriterium sein.
Die Naturgewalt zerstörte am Pfingstmontag 2014 einen Teil der Essener Bäume. Im „Grüne Hauptstadt“-Finale 2015 präsentierte die Stadt Essen die Krise aber nicht etwa als Schwäche - sondern als Stärke. Ein Aspekt: Wenn es um neue Baumbestände geht, hat Essen künftig den Klimawandel verstärkt im Kopf. Widerstandsfähigkeit soll bei der Baumwahl ein großes Kriterium sein. © Kerstin Kokoska / FUNKE Foto Services
Bislang hat die Stadt Essen für die Bewältigung der Sturmschäden 19 Millionen Euro ausgegeben. Doch ab 2016 stehen dafür nur noch 600.000 Euro jährlich zur Verfügung. Mit dem Titel „Grüne Hauptstadt“ könnte der Zugriff zu Fördergelder leichter fallen und der Baumbestand dadurch schneller wachsen.
Bislang hat die Stadt Essen für die Bewältigung der Sturmschäden 19 Millionen Euro ausgegeben. Doch ab 2016 stehen dafür nur noch 600.000 Euro jährlich zur Verfügung. Mit dem Titel „Grüne Hauptstadt“ könnte der Zugriff zu Fördergelder leichter fallen und der Baumbestand dadurch schneller wachsen. © Kerstin Kokoska / FUNKE Foto Services
Morgendliche Idylle: Die aufgehende Sonne verwandelt den Himmel über der Ruhr bei Steele in ein Farbenmeer. Eine zum Flug abhebende Graugans hinterlässt ringförmige Spuren auf der Wasseroberfläche.
Morgendliche Idylle: Die aufgehende Sonne verwandelt den Himmel über der Ruhr bei Steele in ein Farbenmeer. Eine zum Flug abhebende Graugans hinterlässt ringförmige Spuren auf der Wasseroberfläche. © Oliver Multhaup / WAZ FotoPool
Historische Parkanlage: Der Stadtgarten in Steele ist der zweitälteste, öffentlich zugängliche Park der heutigen Stadt Essen. Die 4,2 Hektar große Anlage entstand Ende des 19. Jahrhunderts.
Historische Parkanlage: Der Stadtgarten in Steele ist der zweitälteste, öffentlich zugängliche Park der heutigen Stadt Essen. Die 4,2 Hektar große Anlage entstand Ende des 19. Jahrhunderts. © Knut Vahlensieck / Funke Foto Services
Sonnenbaden, Sport und Entspannung: Der Stadtgarten im Südviertel ist bei schönem Wetter ein beliebter Aufenthaltsort. Der Park zwischen Philharmonie und Aalto-Theater ist die älteste, öffentliche Grünanlage der Stadt.
Sonnenbaden, Sport und Entspannung: Der Stadtgarten im Südviertel ist bei schönem Wetter ein beliebter Aufenthaltsort. Der Park zwischen Philharmonie und Aalto-Theater ist die älteste, öffentliche Grünanlage der Stadt. © Ulrich von Born / FUNKE Foto Services
Die Gruga: Tummelwiese, Orangerie, Spielplätze – und Kunst, hier die Skulptur „Der große Adam“ von Gerhard Marks. Der zentral gelegene Park ist für viele Essener ein Ort, mit dem sie viele Erinnerungen verbinden.
Die Gruga: Tummelwiese, Orangerie, Spielplätze – und Kunst, hier die Skulptur „Der große Adam“ von Gerhard Marks. Der zentral gelegene Park ist für viele Essener ein Ort, mit dem sie viele Erinnerungen verbinden. © Stefan Arend / Funke Foto Services
Der Hallopark: ein schönes Stück Grün im Norden, gelegen zwischen Stoppenberg und Schonnebeck. Die große Tummelwiese ist mit ihren 33 000 Quadratmetern die größte zusammenhängende Rasenfläche der Stadt.
Der Hallopark: ein schönes Stück Grün im Norden, gelegen zwischen Stoppenberg und Schonnebeck. Die große Tummelwiese ist mit ihren 33 000 Quadratmetern die größte zusammenhängende Rasenfläche der Stadt. © Jörg Schimmel / WAZ FotoPool
Die Skyline der Essener Innenstadt, gesehen vom Dach der Grugahalle aus im August 2013.
Die Skyline der Essener Innenstadt, gesehen vom Dach der Grugahalle aus im August 2013. © Ulrich von Born/ WAZ FotoPool
Der Blick von der Schurenbachhalde auf die Essener Innenstadt - aufgenommen im Mai 2010.
Der Blick von der Schurenbachhalde auf die Essener Innenstadt - aufgenommen im Mai 2010. © Kerstin Kokoska / WAZ FotoPool
Der Baldeneysee im Oktober 2014.
Der Baldeneysee im Oktober 2014. © Hans Blossey
Kettwig und die Ruhr im September 2014.
Kettwig und die Ruhr im September 2014. © Hans Blossey
ThyssenKrupp-Gürtel, ThyssenKrupp-Hauptverwaltung und ThyssenKrupp-Park - aufgenommen im Mai 2014.
ThyssenKrupp-Gürtel, ThyssenKrupp-Hauptverwaltung und ThyssenKrupp-Park - aufgenommen im Mai 2014. © Hans Blossey
Heisingen und der Ruhrbogen.
Heisingen und der Ruhrbogen. © Hans Blossey
1/24

Ohne Fördermittel aus Brüssel wären viele Projekte in der Stadt wohl niemals realisiert worden – von „A“ wie „Altendorf“ bis „Z“ wie „Zollverein“. So sagte auch der Essener Europaabgeordnete Jens Geier (SPD): „Die Bürger spüren, dass Europa ihnen gut tut“.

Beinahe an Bürokratie gescheitert

Auch interessant

Dabei wäre an der EU-Bürokratie die Bewerbung für den Titel „Grüne Hauptstadt“ beinahe gescheitert. Brüssel zeigte Mitte 2012 dem Ruhrgebiet die Rote Karte: Nur einzelne Städte dürfen sich bewerben, hieß es. Bündnisse seien vom Bewerbungsverfahren ausgeschlossen.

Waren also knapp zwei Jahre der Planung hinfällig? Nein, schnell hieß es im Essener Rathaus: „Wir machen weiter, und gehen den Weg allein.“ Im April 2014 verkündete dann die Europäische Kommission, dass Essen mit seiner 200-Seiten-Bewerbung im Finale steht und um den Titel konkurriert. „Ein großer Erfolg, eine große Überraschung“, freute sich Oberbürgermeister Reinhard Paß (SPD) über den Durchmarsch in die Endrunde.

Auch interessant

Beim Finale 2014 in Kopenhagen versuchte das Essener Projekt-Team dann, die Stadt vor der Jury ins beste Licht zu rücken: Es sollte deutlich werden, dass Essen bereits hohe Umweltstandards erreicht hat, und dass für die Zukunft ehrgeizige Ziele gesteckt sind. Umweltdezernentin Simone Raskob sagte zwar vorab: „Wir fahren nach Kopenhagen, um zu gewinnen.“ Doch am Ende ging die slowenische Hauptstadt Ljubljana als Sieger aus dem Rennen hervor.

In diesem Jahr in Bristol hat es dann geklappt. Bei der Präsentation am Mittwoch konnte die Stadt vor der Jury punkten. Kaum 24 Stunden später stand fest: Essen wird „Grüne Hauptstadt 2017“. Tobias Appelt

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Facebook, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Lesen Sie dazu auch: So hat Essen den EU-Titel Grüne Hauptstadt 2017 gewonnen