Essen. Essener Uniklinik und DRK haben durch Grippe und Erkältungen Blutspender-Ausfälle um bis zu 25 Prozent. Weitere Krankenhäuser sind noch versorgt.
Der Blutspendedienst des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) und die Uniklinik Essen würden sich derzeit Bürger wie Wolf-Ditmar Tiemeier wünschen. Der 56-Jährige Holsterhauser ist Rekordhalter in seiner Stadt: Er hat fast 300 Mal Blut beziehungsweise Blutplasma gespendet. Sowohl der Blutspendedienst als auch die Uniklinik spüren gerade einen massiven Rückgang der Blutspenden. „Die grassierende Erkältungs- und Grippewelle macht uns schwer zu schaffen. Die Menschen kommt nicht zum Spenden oder dürfen nicht spenden, weil sie Medikamente nehmen“, erklärt Prof. Peter Horn, Leiter des Instituts für Transfusionsmedizin an der Uniklinik.
Statt sonst 800 kamen im Februar nur 650 Spender in das Uniklinikum, wo es 25 Euro Aufwandsentschädigung für eine Blutspende gibt. Ein spürbarer Rückgang um fast 20 Prozent im Großkrankenhaus, in dem etwa jeder zweite Patient bei der Behandlung auf Blutreserven angewiesen ist. So kommen pro Woche 550 und pro Jahr 30 .000 Blutbeutel zusammen. Ein Drittel stammt aus Spenden, zwei Drittel kauft die Klinik zu.
"Auch wir spüren die Grippe"
„Wir wollen vorwarnen und würden uns freuen, wenn die Essener wieder etwas reger spenden, damit unsere Ärzte keine Operationen verschieben müssen und andere Behandlungen wie geplant durchführen können. Tumorkranke Patienten benötigen nach einer Chemotherapie beispielsweise dringend Spenderblut“, erklärt Prof. Horn vom Institut für Transfusionsmedizin.
Bei anderen Essener Klinikverbünden, wie der Contilia-Gruppe (u.a. Elisabeth-Krankenhaus, Huttrop), dem Alfried-Krupp-Krankenhaus (u.a. in Rüttenscheid) oder den Kliniken Essen-Mitte (u.a. Knappschafts-Krankenhaus, Steele), droht derzeit keine Blutarmut, wie gestern eine Anfrage der WAZ ergab. Die drei Klinik-Verbünde werden vom Zentrum für Labormedizin und Mikrobiologie (ZLM) versorgt, das wiederum zur katholischen Contilia-Gruppe gehört. Das ZLM dient, laut Eigenwerbung, als „Blutdepot für Essen“, Blutbedarfszahlen für die angeschlossenen Essener Klinik-Verbünde werden nicht veröffentlicht.
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Das Zentrum für Labormedizin und Mikrobiologie arbeitet eng mit dem Blutspendedienst West des DRK zusammen, der Blut zuliefert. Dieser hat in den letzten Tagen und Wochen ähnliche Erfahrungen wie das Uniklinikum gemacht. „Auch wir spüren die Grippe und die Erkältungen erheblich. Das haben wir in dieser Form lange nicht erlebt. Im Moment ist es schlimm“, klagt Heinz Kapschak, Sprecher des DRK-Blutspendedienstes. In Zahlen verzeichnet sein Versorger derzeit einen Rückgang der Spender um 25 Prozent. „Und wie ich so höre, wird es mit der Grippe ja nicht besser“, sagt Heinz Kapschak. Dann droht der Blutmangel noch stärker nach Essen durchzuschlagen.