Essen. . DRK-Team rückt bei Temperaturen um den Gefrierpunkt aus, um Obdachlosen zu helfen. An Bord gibt es Decken, Jacken, Suppen und Tee gegen die kalte Nacht.
Die meisten Menschen in dieser Stadt haben das Glück, in beheizten Räumen zu leben und sie verfügen jederzeit über Heißgetränke, die von innen wärmen. Etliche Essener haben jedoch weder eine Heizung, noch eine Kaffeemaschine, noch ein Dach über dem Kopf. Ihnen helfen Mitarbeiter des Deutschen Roten Kreuzes, die seit drei Jahren – zunächst eher spontan – mit einem Sprinter rausfuhren, um Wohnungslose mit heißen Getränken, deftiger Erbsensuppe und wärmenden Decken zu versorgen. Der „Kältebus“ ist inzwischen zur festen Einrichtung geworden und dreht an kalten Abenden seine Runden durch die Innenstadt.
Dass die Resonanz so groß war, kann nicht verwundern. In der kalten Jahreszeit können die äußeren Bedingungen Obdachlose schnell in schwierige, manchmal lebensbedrohlichen Situationen führen. Vor allem wenn die Temperaturen in den Minusbereich fallen, wird das Leben zum Überlebenskampf. In diesen bitterkalten Nächten kommen ein Teller Warmes oder ein Becher Tee gerade recht.
Die Anziehsachen stammen aus Spenden
Bevor der Bus auf Tour geht, kochen DRK-Bereitschaftsleiter Norman Krzoska und sein Team Suppe, Kaffee und Tee, packen warme Kleidung wie Winterjacken, Pullover und auch Decken und Schlafsäcke ein. Die Anziehsachen stammen aus Spenden, die Lebensmittel werden aus der Bereitschaftskasse finanziert, und das Team arbeitet ehrenamtlich.
Los geht es gegen 18 Uhr, dann rollt der Bus im Bereich Kettwiger und Limbecker Straße entlang. „In Zukunft wollen wir uns aber an einem festen Standort platzieren, damit uns jeder findet und kommen kann, wer mag“, erklärt Norman Krzoska. Manchmal sei es den bedürftigen und obdachlosen Menschen nämlich auch unangenehm, wenn sie aufgesucht würden. „Die meisten nehmen unser Angebot zwar an, aber manche haben Angst, dass wir sie beispielsweise in ein Krankenhaus bringen würden oder es ist ihnen peinlich, Hilfe anzunehmen oder sie möchten nicht von anderen Menschen gesehen werden“, weiß der Bereitschaftsleiter aus Erfahrung.
„Manch einer scheiterte beruflich"
Andere wiederum freuen sich über den Kältebus – nicht nur, weil es ein bisschen Wärme von innen bringt, sondern auch, weil die DRK’ler jederzeit ein Ohr für ihre Schicksale haben. „Manch einer scheiterte beruflich, andere haben sich vom Partner getrennt oder einen geliebten Menschen verloren“, erzählt Krzoska über die Gründe, weshalb die Menschen auf der Straße landeten.
„Wenn es im Rahmen unserer Möglichkeiten liegt, machen wir mehr, als nur warme Getränke und Suppe verteilen“, berichtet Krzoska. Die großen, seelischen Wunden kann das Rotkreuzler-Team zwar nicht heilen, aber kleine Verletzungen jederzeit. Ein Verbandskasten gehört auch zur Ausstattung des Kältebusses. Und ein Trostpflaster gibt’s extra.