Essen. . Der Sozialverband Deutsche Rotes Kreuz (DRK) in Essen will die anhaltenden Verluste mit neuen Angeboten in der Pflege wettmachen. Außerdem gibt sich das Rote Kreuz in Essen nach den jüngsten Querelen eine neue und professionellere Führungsstruktur.
Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) in Essen hat weiter finanzielle Probleme: Mit einem Verlust von 380 000 Euro im Kalenderjahr 2013 rutschte der Sozialverband erneut tief in die roten Zahlen. Gleiches droht im Geschäftsjahr 2015: Die mit 147 Mitgliedern eher mäßig besuchte Kreisversammlung billigte einen Haushaltsplan, der einen Verlust von 405 467 Euro im kommenden Jahr vorsieht. Auch das laufende Geschäftsjahr 2014 sei von ähnlich schwierigen Bedingungen geprägt, bestätigte Interimsgeschäftsführer Klaus Müller-Starmann auf Nachfrage.
„Es ist kein gutes Ergebnis, aber wir befinden uns nicht in einer existenziellen Krise. Dennoch müssen wir hart arbeiten, damit wir den Kreisverband auf einen guten Weg zurückführen“, betonte Müller-Starmann. Der Verband habe kein Problem auf der Einnahmen- sondern auf der Ausgabenseite, was besonders für die Seniorenzentren gelte.
Die Ursachen
Als Ursachen für das schlechte Ergebnis führte er offene Forderungen in Höhe von 200.000 Euro im Bereich der Altenheime an. Außerdem habe eine Anschubfinanzierung der DRK-Tochter „Pflege Daheim GmbH“ in Höhe von 234.000 Euro ordentlich zu Buche geschlagen. Sie schreibt rote Zahlen.
Müller-Starmann, den die Mitglieder eigentlich zum Schatzmeister gewählt hatten, ist seit Sommer Interimsgeschäftsführer. Er füllt die Lücke aus, die Alfred Scherer im Juli hinterlassen hatte, nachdem er geschasst worden war. Der Kölner war im April 2011 als Sanierer vom DRK geholt worden. Er sollte Ruhe in den Verein bringen, der seit einer Beinahe-Insolvenz und dem Rauswurf des umstrittenen Chefs Michael Th. Roy immer wieder für Negativschlagzeilen gesorgt hatte.
Mitgliedern zu Folge soll Scherer dem Vorstand eine geordnete Insolvenz als Ausweg aus der Krise vorgeschlagen haben. Kurz darauf wurde sein Vertrag gekündigt. Scherer streitet derzeit wegen seiner Kündigung vor dem Arbeitsgericht. Sein Vertrag läuft noch bis Herbst 2015. Solange muss das finanziell gebeutelte DRK ihn auch noch bezahlen.
Frank Dohna neuer Vorstandsvorsitzender im Hauptamt
Der DRK-Vorsitzende Alfred Franzen beschrieb 2013 dennoch als „relativ gutes Jahr“ für den Verband. Das Ergebnis wolle er nicht am rein wirtschaftlichen und ergebnisorientierten Handeln festmachen. Franzen: „Das ist nur die eine Seite.“ Vielmehr lobte er das Engagement und entgegengebrachte Vertrauen der über 500 Beschäftigten, der 560 ehrenamtlich Tätigen und der 13.000 Fördermitglieder. Zu einem ausgeglichenen Ergebnis zurückkommen müsse der Verband dennoch. Darauf arbeite man hin. Franzen: „Wir haben den Hausnotrufdienst aus Wuppertal auf unsere Leitstelle aufgeschaltet, was spürbare Mehreinnahmen bringt.“ Nun gehe es darum, neue Geschäftsfelder aufzutun und bestehende zu erweitern – etwa mit einem „Rund-um-Paket“ Pflege. „Wir wollen Pflege in jedweder Form anbieten. Es soll ein Gesamtangebot beim DRK Essen geben, dass sich mit unseren Mitbewerbern messen lassen kann“, so Franzen. Der Neubau des Seniorenzentrums Freisenbruch zähle dazu.
Neben den wirtschaftlichen Tagesordnungspunkten entschieden die Mitglieder über eine neue Führungsstruktur in ihrem Verband. Ab dem nächsten Jahr wird es keinen Geschäftsführer mehr geben, sondern einen hauptamtlichen Vorstand. Eine Personalie steht fest: Frank Dohna, 52, wird die Stelle des Vorstandsvorsitzenden besetzen. Dem jetzigen ehrenamtlichen Vorstand wird dann die Rolle des Präsidiums zuteil. Als eine Art Aufsichtsrat soll er den Vorstand überwachen und Richtungsentscheidungen treffen. Das operative Geschäft jedoch verantwortet der neue hauptamtliche Vorstand, dessen Position damit gestärkt wird. Der langjährige Vorsitzende Franzen wird damit von den Mitgliedern in die zweite Reihe des Verbands zurückgedrängt.
Ob das Amtsgericht Essen die neue Satzung derweil billigt, ist jedoch fraglich: Die Mitglieder hatten nur die Möglichkeit mit ja zu stimmen, oder sich zu enthalten. Ein „Nein“ hatte der Vorstand nicht vorgesehen.