Essen. Ein Profi-Coach schult die Pfleger des Tierheims Essen für Konflikt-Gespräche. Bei der Vermittlung fühlen sich einige Besucher zu unrecht abgewiesen.

„Ins Essener Tierheim setze ich keinen Fuß mehr“, solche Aussagen entgehen den Mitarbeitern an der Grillostraße nicht. Sie nehmen auch selbst erzürnte Anrufe entgegen oder lesen in sozialen Netzwerken den Unmut, wenn jemand nicht das Tier mit nach Hause nehmen konnte, das er so gern hätte.

Manchmal passt es einfach nicht, sagen die Tierpfleger. Wenn sich etwa die Familie den getigerten Kater wünscht, der Angst vor kleinen Kindern hat. Weiterer Klassiker: Ältere Besucher, die nicht gut zu Fuß sind, doch unbedingt den jungen, agilen Terrier möchten, der täglich ausgiebige Spaziergänge und sportliche Beschäftigung braucht. Es sind Beispiele aus dem Tierheim-Alltag. Mitunter enden diese Situationen hitzig und emotional, die Besucher fühlen sich vor den Kopf gestoßen, wenn sie das Wunschtier nicht aufnehmen dürfen.

Vermittlung muss für Mensch und Tier passen

„Wir aber wollen die so vermitteln, dass es für Mensch und Tier passt“, sagt Tierheim-Leiterin Bärbel Thomassen. Immerhin sollen die Tiere nicht wieder bei ihnen landen. Sie weiß auch, dass es die Tierpfleger sind, die sich tagtäglich um die Schützlinge kümmern, die die Tiere mit ihren Eigenschaften und Bedürfnissen kennen und setzt daher auf die Fachkenntnis ihrer Pfleger.

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Gleichzeitig verschließt die Leiterin die Augen vor der Kritik nicht. Immerhin geht es um den Ruf des Heims. Bärbel Thomassen kennt durchaus Vermittlungsgespräche, die am Ton, an der Art und Weise des Umgangs scheitern. Das sei menschlich, sagt sie, „und wenn die Chemie nicht stimmt, kann das eben schwierig werden“.

Seminare zu Konfliktgesprächen

Das Tierheim geht das Thema nun an: mit Seminaren zu Konfliktgesprächen. Das soll ein besseres, freundliches Miteinander fördern. Dafür hat Bärbel Thomassen einen professionellen Coach aus Düsseldorf engagiert. Sibylle May ist zertifizierte Mediatorin, berät unter anderem Rechtsanwälte, Bankkaufleute, bekannte Discounter, Brauereien oder Bundesliga-Vereine.

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Im Tierheim kann jeder der 25 Mitarbeiter an einem Seminar teilnehmen, das ihm Hilfestellung für Vermittlungsgespräche geben soll. Die Reaktion sei gut, beschreibt Bärbel Thomassen. „Die Mitarbeiter wollen das Angebot annehmen und fragen von sich aus nach Unterstützung“, sagt die Leiterin: „Wir wollen an uns arbeiten und besser werden.“ Immerhin gehe es um die Tiere, sie sollen nicht länger als nötig an der Grillostraße bleiben, weil einige Besucher das Gefühl haben: „Die wollen gar nicht vermitteln“ – und damit möglicherweise weitere Interessenten abschrecken.