Essen. 840.000 Euro kosten Fundtiere den Essener Tierschutzverein jährlich, dabei ist deren Versorgung Pflichtaufgabe der Stadt. Die beteiligt sich mit 260.000 Euro.
In der Debatte um die Kosten für den Tierschutz wächst der Unmut im Tierheim. Die Mitarbeiter dort kümmern sich regelmäßig um Fundtiere, das allerdings ist kommunale Pflichtaufgabe, sagt Elke Esser, Vorsitzende des Tierschutzvereins. Bereits im Sommer aber schlugen sie Alarm, weil die Zuschüsse der Stadt seit Jahrzehnten nicht angepasst worden sind und längst nicht mehr reichen. Die Verträge stammen aus den 1980er Jahren, demnach übernimmt die Stadt 200.000 Euro als Pauschale für die Versorgung der Fundtiere.
Die tatsächlichen Kosten jedoch belaufen sich inzwischen auf 840.000 Euro, sagt Elke Esser und hat diese Zahlen jetzt auch dem Ordnungsamt auf den Tisch gelegt: „Das Thema sollte politisch geklärt werden, passiert ist aber nichts.“ Dabei gibt es von den Tierschützern eine konkrete Forderung: „Ein Euro pro Bürger für diese Tierschutzaufgabe wäre angemessen“, sagt Esser. Immerhin kümmerten sich Städte wie Dortmund selbst um Fundtiere. Der Tierschutzverein dort könne auch andere Aufgaben übernehmen und etwa für eingezäunte Hundewiesen als Auslauf sorgen. Stattdessen aber höre sie in Essen immer wieder, dass sie es ja bisher auch geschafft hätten. Das macht nicht nur Elke Esser regelrecht wütend.
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Mit Blick auf die derzeitige Erhöhung des städtischen Beitrags um 60.000 Euro sagt sie: „Wenn es dabei bleibt, kündigen wir die Verträge.“ Das würde für die Stadt bedeuten, dass sie die Gesamtkosten tragen müsste und zudem Personal ausbilden und stellen müsste, das dann die Pflichtaufgaben rund um Fundtiere übernimmt.
Dezernent setzt auf beiderseitiges Verständnis
„Das Risiko besteht“, sagt Dezernent Christian Kromberg in der Überzeugung, dass es nicht auf eine Eskalation hinauslaufen werde. Er setzt auf beiderseitiges Verständnis. „Der städtische Zuschuss ist zu niedrig“, formuliert er deutlich. Daher seien die 60.000 Euro mehr für die kommenden zwei Jahre in den Haushalt eingestellt. Damit sei die Kuh nicht vom Eis, aber das habe die Politik nun mitgetragen und damit auch ein deutliches Signal gesetzt, dass sie auf die Tierschützer zugehe. Die Summe sei derzeit ausgereizt, die Forderung nach 570.000 Euro ohnehin eine politische Zahl.
Die Politik indes setzte sich jetzt im interfraktionellen Arbeitskreis mit dem durchaus wichtigen Thema auseinander, mit wild lebenden Tieren und Kastrationspflicht für Katzen etwa, so Kromberg in der Hoffnung auf eine sachliche Diskussion auch mit den Tierschützern.