Essen. Marion Jügel arbeitet im Essener Tierheim auf der Katzen-Krankenstation. Nach Feierabend ist nicht Schluss: Welpen brauchen auch nachts die Flasche.
Tiere gehören für Martina Jügel von klein auf zur Familie, da bei ihnen abwechselnd Hund, Katze, Hamster und Fische lebten. Ihr beruflicher Weg aber bis zur Pflegerin im Tierheim führte die 52-Jährige zunächst in den Frisörsalon („das war nicht meins“). Dann wollte sie Säuglingsschwester werden, kümmerte sich schließlich jahrelang in einer Bredeneyer Villa um den Haushalt. „Ich hatte einen tollen Chef, aber die Arbeit füllte mich nicht aus.“ Schließlich schaffte sie vor 14 Jahren den Sprung vom Ehrenamt im Tierheim zur fest angestellten Tierpflegerin auf der Kranken- und Quarantänestation für Katzen.
Ihr Job bedeutet eine 40-Stunden-Woche – zumindest auf dem Papier. Denn regelmäßig nimmt sie nach Feierabend tragende Katzen mit nach Hause. „Katzenbabys füttere ich alle zwei Stunden mit der Flasche.“ Auch nachts. Geht sie allein heim, trägt sie viele tierische Schicksale in Gedanken bei sich. So wie kürzlich, als 15 verwahrloste Katzen auf einen Schlag im Heim ankamen. Oder nach Einsätzen, bei denen die 52-Jährige Tiere in einer Wohnung fängt, die wochenlang neben ihrem verstorbenen Besitzer lebten. Erlebt sie zu großes Elend, schaltet sie ab und packt an, wo sie gebraucht wird. Auch wenn die Notfälle sie an ihre Grenzen bringen. „Wer im Tierschutz arbeitet, macht das nicht wegen des Geldes, sondern um zu helfen“, sagt Martina Jügel.
Vermittlung von Katzen nicht immer einfach
Morgens beginnt ihr Arbeitstag damit, dass sie Näpfe spült, Gehege und Katzenklos schrubbt, die Tiere im Blick hat und bei Bedarf zum Arzt bringt. Ihre Station ist die erste Anlaufstelle für alle Fund- und Abgabekatzen. Wütend macht eine Abgabe die Pflegerin, wenn Besitzer ihre Katze abliefern, um Tierarztkosten zu sparen, gleichzeitig das allerneuste Handy haben. Oder Halter, die sich Tiere unüberlegt im Internet kaufen und ebenso schnell wieder loswerden wollen.
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Zu den Aufgaben von Martina Jügel gehört es, ein neues Zuhause für die Katzen zu finden. Einfach sei das nicht immer. Sie schildert eine Situation, in der eine Familie samt Foto kommt, weil sie sich in die Katze darauf verliebt hat. Wenn sich aber im Gespräch herausstellt, dass die Interessenten dem Tier den benötigten Freilauf nicht bieten können, weil sie an einer Hauptstraße wohnen, „ist das ein Ausschluss-Kriterium“, sagt die Pflegerin. Wird sie dafür beschimpft, trifft sie das und sie bleibt mitunter auch nicht mehr freundlich. Den Vorwurf: „Ihr wollt die Tiere ja gar nicht vermitteln“, kontert sie aber sofort: „Stimmt!“ Denn sie will die Katzen bestmöglich vermitteln. Das ist ihr Ziel in dem Job: „Ich möchte keinen anderen.“