Essen. . Die Anschaffung eines Haustiers muss durchdacht sein, rät Bärbel Thomassen, die Leiterin des Tierheims in Essen. An Ostern landen ganz viele „Geschenke“ wieder im Tierheim.
Nicht selten stehen auf der Wunschliste vieler Kinder lebendige Geschenke auf vier Pfoten, die bellen oder miauen. Wenn sich der Sprössling ein Tier herbei sehnt, sollte das jedoch gut durchdacht sein und vor allem: „Nicht zu Weihnachten verschenkt werden“, so Bärbel Thomassen, Leiterin des Albert-Schweitzer-Tierheims, die ein dickes Ausrufezeichen hinter diesen Satz setzt.
Tiere sind keine Handelsgüter, die bei Nicht-Gefallen in die Ecke gelegt oder gar mit dem Kassenbon umgetauscht werden können. Mag der Moment des tierischen Verschenkens und Beschenktwerden auch noch so schön sein, so ist die Weihnachtszeit jedoch der denkbar ungünstigste Zeitpunkt dafür. In vielen Familien herrscht Trubel, neben Kindergeschrei kommt viel Besuch dazu - das alles kann ein Tier schnell überfordern. Gegen ein Tier unter dem Tannenbaum spricht aber noch weitaus mehr, wie Bärbel Thomassen appelliert: „Um ein Tier sollte man sich sein Leben lang kümmern und die Betreuung kann viele, lange Jahre in Anspruch nehmen. Darüber muss man sich im Klaren sein.“
Mehr als kuscheln und spielen
Gleichzeitig weist die Tierheimleiterin darauf hin, dass die Haltung mehr abverlangt, als nur mit dem Tier zu spielen oder zu kuscheln. Hunde müssten auch bei Wind und Wetter vor die Tür und wenn der tierische Mitbewohner mal krank wird, könne das durchaus richtig teuer werden. Bei manchen Menschen hört es dann mit der Tierliebe schnell wieder auf - was nicht selten zur Folge hat, dass die Fellnasen anschließend bei Thomassen und ihren Kollegen abgegeben werden. Von der Dunkelziffer ausgesetzter Tiere mal abgesehen.
Eine wahre „Abgabe-Welle“ erreicht das Essener Tierheim meist zu Ostern - wenn die ersten Wochen mit dem „Weihnachtsgeschenk“ vorüber sind und die ersten Ferien nach Weihnachten vor der Tür stehen.
Ein Tierheim ist kein Geschenkeladen
Aufgrund dieser Erfahrungen sind die Tierheim-Mitarbeiter besonders vor Weihnachten überaus vorsichtig, was die Vermittlung von Tieren anbelangt. Hellhörig werden die Experten schon dann, wenn sich der zukünftige Halter das Tier nicht selber aussucht, sondern es offensichtlich verschenkt werden soll. Ein Tierheim ist jedoch kein Geschenkeladen - der zukünftige Besitzer sollte sich das Familienmitglied schon selbst aussuchen. Aber auch wenn die Tierheim-Mitarbeiter kurz vor dem Fest kein Tier vermitteln, so bleiben den Interessenten bedauerlicherweise immer noch andere Möglichkeiten, an ein Tier zu kommen. Tragischerweise, so Thomassen, könnten Tiere heutzutage per Mausklick oder aus dem Kofferraum heraus gekauft werden. Nicht selten von dubiosen Händlern, die Tiere zum „Schnäppchenpreis“ anbieten. Auch das haben Thomassen und ihr Team schon erlebt. Im vergangenen Jahr landeten kurz vor Weihnachten sieben Hundewelpen an der Grillostraße - allesamt aus einem Transporter aus dem Ausland - und alle krank. Thomassen rät: „Ein Tier kauft man beim Züchter oder man holt es aus dem Tierheim.“