Essen. . Kerstin Birth beschäftigt sich intensiv mit Hunden im Essener Tierheim. Eine Voraussetzung für die Vermittlung, die dennoch nicht immer einfach ist.
Während der Arbeitszeit, nach Feierabend, am Wochenende oder im Urlaub: Für die Tiere ist Kerstin Birth zur Stelle. Privat lebt die 45-Jährige mit zwei Hunden und einem blinden Kater zusammen, beruflich kümmert sie sich um die Hunde im Tierheim. Das tat sie zunächst in Velbert, wo sie gleich einzog. Seit vier Jahren arbeitet sie nun an der Grillostraße. Schaltet sie dort morgens das Licht im Flur an „und die Hunde empfangen mich freudig, gibt es nichts Schöneres“, sagt die Tierpflegerin.
Als erstes bereitet sie Futter zu, putzt die Anlage, später trainiert sie mit den Tieren. Darunter sind aggressive Hunde, ängstliche oder solche, mit denen sie sich anderthalb Jahre lang beschäftigen muss, bis die überhaupt das erste Mal außerhalb des Tierheims Gassi gehen können. Diese Hunde kannten bis dahin weder Autos, noch Parks. Andere Extremfälle erlebt die Pflegerin, wenn Hunde schwer krank gefunden werden.
„Da stecken einfach Emotionen drin“
Nach einem anstrengenden Tag, „wenn ich abends zur Ruhe komme, bin ich manchmal körperlich und emotional durch“, verschweigt sie nicht. Was sie nicht davon abhält, an freien Tagen mit ihrer Patenhündin zum Tierarzt zu gehen. Oder mit unsicheren Hunden sonntags in der Hundeschule zu üben, um sie zu sozialisieren. Sonst werde es mit der Vermittlung schwer.
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„Dennoch ist es mit den Tieren mitunter einfacher als mit den Menschen“, sagt sie und meint Besucher, die nur Forderungen äußern, „statt zuzuhören und hinter die Kulissen zu blicken.“ Kerstin Birth steht hilflos vor solchen, die glauben, „es sei völlig ok, einen Hund täglich neun Stunden allein zu lassen.“ Es gebe Hunde, die können gar nicht allein bleiben, andere mögen keine Kinder. Diese Eigenschaften herauszufinden, gehört zu ihren Aufgaben. Stimmt sie aber einer Vermittlung nicht zu, vollzieht nicht jeder Interessent die Gründe nach. Einige sehen das als persönliche Ablehnung und verlassen wütend das Heim: „Da stecken einfach Emotionen drin.“
Die Arbeit im Tierheim ist mein Traumjob
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Für die Pflegerin bedeuten diese Begegnungen ebenso Stress, sind nicht leicht zu verdauen. Machen auch traurig, „da wartet vielleicht ein anderer Hund, der passt“, sagt Kerstin Birth, die sechs Jahre lang im Kundenservice an einer Hotline gearbeitet hat und den Umgang mit Menschen mag. „Die Arbeit im Tierheim ist aber mein Traumjob.“
„Viele Hunde wachsen mir ans Herz“. Wenn die etwa als Schatten ihrer selbst kommen und das Heim als aufgeweckte Familienhunde verlassen. Der Moment der Trennung ist zwar schwer. Danken aber die neuen Halter später für die Vermittlung, weil sie glücklich mit dem Hund sind, ist Kerstin Birth es auch: „Und ich weiß, wofür ich das alles tue.“