Essen. . Öffentliches WC für Trinkerszene soll vor Handelshof am Willy-Brandt-Platz aufgestellt werden. Suchthilfe beklagt Sparzwang.
Die Geschäftsleute rund um den Willy-Brandt-Platz haben es eilig: Wenn es nach ihnen geht, dann soll die öffentliche Toilette für die Trinkerszene dort bis spätestens April stehen. Denn die wärmende Frühlingssonne wird die Szene wieder verstärkt auf den Platz locken, befürchten sie. Zuletzt hatte die Stadt den Vorschlag unterbreitet, testweise einen Toiletten-Wagen an den Heinrich-Reisner-Platz zu stellen, direkt gegenüber vom Hotel „Essener Hof“.
Doch diese Idee scheint schon wieder verworfen, wie am Donnerstag bei einem Vor-Ort-Termin klar wurde, zu dem die CDU eingeladen hatte. Vertreter der Politik und auch die Geschäftsleute selbst befürchten, dass der Standort von der Szene nicht angenommen wird und das WC dort so versteckt steht, dass es auch von Passanten nicht gefunden wird. Stattdessen soll das mobile Klo jetzt direkt vor dem Handelshof positioniert werden.
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Ob ein Toilettenwagen vor einem denkmalgeschützten Gebäude am Eingangstor der Stadt Diskussionen über das Erscheinungsbild hervorruft? Man darf gespannt sein. Der Direktor vom Mövenpick-Hotel im Handelshof, Thomas Campe, gab sich pragmatisch: besser als keine Lösung. Denn Campe unterstrich, wie stark sein Hotelbetrieb durch das wilde Pinkeln im Umfeld belastet ist. Vor allem durch den Notausgang des Kaufhofs, der als „Open-Air“-Klo genutzt wird. „Wir können im Sommer zu dieser Seite nicht lüften, sonst halten wir es vor Gestank nicht aus.“
Suchthilfe beklagt Sparzwang
Campe beschrieb aber auch die tägliche Gewalt, die er vor seiner Türe erlebt. Nahezu täglich gebe es Streitereien, und wenn zuviel Alkohol im Spiel ist, „dann hauen die sich auf die Glocke“.
Doch am Donnerstag wurde erneut klar, dass es wenig Mittel gibt, die Szene zu verdrängen. Mehr oder weniger regelmäßige Kontrollen haben bislang nichts Nachhaltiges gebracht. „Wir werden über das Ordnungsrecht die Leute nicht wegbekommen“, unterstrich Ordnungsdezernent Christian Kromberg. Wenn, dann müsse man sie auf frischer Tat ertappen. An permanente Streifen von Ordnungskräften sei nicht zu denken. Dafür fehle das Personal.
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Die Suchthilfe will sich unterdessen ein neues Konzept ausdenken, wie man vor allem an die Jugendlichen besser herankommt, die sich häufig auf der Treppe am Heinrich-Reisner-Platz treffen und dort für Ärger sorgen. Das kündigte Geschäftsführerin Bärbel Marrziniak an. Früher sei die Suchthilfe noch mit zwei Straßenarbeitern regelmäßig vor Ort gewesen. Doch das sei dem Sparzwang zum Opfer gefallen. „Wir kommen nur noch raus, wenn wir gerufen werden.“