Essen. . Für mehr Sauberkeit in der City einigten sich Geschäftsleute mit Vertretern der CDU und der Stadt auf einen WC-Container als Übergangs-Lösung für den Willy-Brandt-Platz
Das Problem stinkt zum Himmel, und es ist ein drängendes: Selbst bei Temperaturen nicht fern des Gefrierpunkts ist der penetrante Urin-Geruch rund um den U-Bahn-Notausgang auf dem Willy-Brandt-Platz nur schwer zu ertragen. Margret Schulte, Leiterin der nahen Verbraucherzentrale, zieht sich sichtlich angeekelt ihren Schal über die Nase, während Thomas Campe, Direktor des Mövenpick-Hotels im Handelshof, die Zustände vor dem Traditionshaus kurz und krass beschreibt: „Die hauen sich auf die Glocke, dass es qualmt.“
Will sagen: Nicht nur die „täglichen Einsätze von Notärzten und Polizisten“ in der Trinker- und Drogenszene seien eine Zumutung für die Gäste seines Hauses. Sondern es ist vor allem dieser bestialische Gestank aus dem zweckentfremdeten Abgang, der oftmals selbst „in der Hotelhalle nicht zu ertragen“ ist. „Vorne können wir nicht mehr lüften“, klagt Campe, der wie viele andere Anrainer seit längerem Abhilfe fordert.
Eine pragmatische wie einfache Lösung
Seit gestern ist sie zum Greifen nahe: Bei einem von der CDU-Fraktion anberaumten Ortstermin für mehr Sicherheit und Sauberkeit in der City kamen sich Geschäftsleute, Politik und Vertreter der Stadtverwaltung erstmals so nahe, dass man nun gemeinsam an den Durchbruch glaubt.
Es ist eine derart pragmatische wie einfache Lösung, die da gefunden wurde, dass man sich schon wundert, warum die Beteiligten nicht schon vorher darauf gekommen sind. Auch das mit dem Pinkeln ist wohl alles eine Frage des Leidensdrucks.
Der Konsens ist seit gestern da: Ab dem Frühjahr soll auf dem Willy-Brandt-Platz ein Klo-Container stehen – zunächst als öffentliches Übergangs-WC , bis der Notausgang nach verlegtem Fluchtweg in der U-Bahn komplett dicht gemacht werden kann (die NRZ berichtete) und womöglich andere bauliche Varianten auf Dauer möglich sind. Etwa ein unkaputtbares Edelstahl-Urinal, wie es auch in anderen Städten anzutreffen ist.
Lösung soll bis April gefunden sein
„Bis zum April soll die Lösung da sein“, sagte Thomas Kufen zum Ende des Treffens. Für Ordnungsdezernent Christian Kromberg ist damit „eine der zentralen Fragen gelöst“. Er sei dankbar, dass der Standort klaglos zur Verfügung gestellt werde.
Da kann er sich wohl vor allem bei Stefan Tigges bedanken. Dem Geschäftsführer der Ruhrgebiet Stadtrundfahrten, der den Mangel an öffentlichen Toiletten für Besucher und seine Busfahrer schon länger beklagt, schwebt ein Austritt-Angebot für alle City-Besucher vor. Um es zu finanzieren, muss der, der mal muss und zahlen kann, ein paar Cent abdrücken. Szenegängern, die die Kosten für einen Klo-Besuch scheuen und seien sie auch noch so gering, könnte ein Pinkel-Ticket vom Sozialamt den Gang zum richtigen Örtchen erleichtern. Das soll dann täglich in etwa von 10 bis 18 Uhr besetzt sein mit einer durchsetzungsfähigen Kraft, die sich nicht nur um die Toilettenanlage selbst kümmert, sondern auch ein Auge auf die Szene und deren mögliche Hinterlassenschaften hat.
Verstärktes Augenmerk der Suchthilfe
Ein verstärktes Augenmerk wollen die Suchthilfe und das Jugendamt aber auch auf den Heinrich-Reisner-Platz werfen, der vor allem Jugendlichen und Heranwachsenden als Treffpunkt dient. Pöbeleien gegenüber Passanten, Besuchern der Verbraucherzentrale und Gästen des Essener Hofs als auch Ruhestörungen durch Partytouristen, die dort zu fortgeschrittener Stunde mit günstigen Getränken „vorglühen“, bevor sie in eine Disco weiterziehen, sollen ein nicht mehr erträgliches Maß angenommen haben, klagten Margret Schulte, Thomas Stolle, Inhaber des Kiepenkerl, und Hotel-Direktor Maximilian Bosse der CDU gestern ihr Leid.
Deren Fraktionschef Thomas Kufen machte bei der Gelegenheit klar, worum es ihm geht: „Nicht nur ums Verscheuchen, sondern auch um Hilfe und langfristig wirkende Lösungen“, so der OB-Kandidat: „Es wird nicht nur die eine geben.“