Essen. Der Trinkerszene vom Willy-Brandt-Platz soll am Heinrich-Reisner-Platz eine öffentliche Toilette angeboten werden. Doch der Standort dürfte nicht unumstritten bleiben.
Die lärm- und gestankgeplagten Geschäftsleute am und um den Willy-Brandt-Platz fordern schon länger für die dortige Trinkerszene eine öffentliche Toilette. Nun präsentiert die Stadt erstmals ihren Vorschlag für einen Standort, der jedoch zu Diskussionen führen dürfte: den Heinrich-Reisner-Platz – direkt im Häuserdreieck zwischen Handelshof, Haus der Technik und dem Hotel „Essener Hof“.
„Technisch ist das dort machbar“, sagte am Montag Dietmar Groppe von der Essen Marketinggesellschaft beim Treffen des Arbeitskreises Willy-Brandt-Platz. In dem Arbeitskreis haben sich umliegende Geschäftsleute organisiert, um die Auswüchse der Trinker- und Drogenszene am Willy-Brandt- und dem benachbarten Heinrich-Reisner-Platz in den Griff zu bekommen. Eines der drängendsten Probleme ist das „Open-Air-Klo“ – ein Fluchtschacht direkt vor dem Handelshof, in dem die Szene ihre Notdurft verrichtet. „Wir können aber nicht einerseits Druck auf die Szene machen und ihr andererseits keine Toilette anbieten“, sagte Maximilian Bosse, Hoteldirektor vom Essener Hof.
Mobiler Toilettenwagen als Test
Der Plan: Zunächst soll auf dem Heinrich-Reisner-Platz ein mobiler Toilettenwagen aufgestellt werden, als Test für ein Jahr. Ungeklärt ist jedoch zum einen die Frage, ob die ansässigen Geschäftsleute diesen Standort auch dauerhaft akzeptieren würden und zum anderen, wer die Toilette finanzieren soll. Denn für die Trinkerszene soll die Benutzung kostenlos sein. Der Stadt schwebt ein öffentlich-privates Betreibermodell vor: Sie stellt die Fläche, die Geschäftsleute bezahlen die Unterhaltung. Wie viel das Ganze kostet, ist bislang nur geschätzt. Die Miete für einen Wagen würde einen mittleren vierstelligen Betrag pro Monat kosten. Hinzu käme der Lohn für zwei Putzfrauen, die für Sauberkeit und Kontrolle sorgen sollen. Summa summarum: rund 100.000 Euro im Jahr. Nicht gegengerechnet sind Einnahmen.
Hotels und Busunternehmen wollen finanziell mit ins Boot
Die Hotels Essener Hof und Handelshof haben bereits signalisiert, dass sie sich finanziell beteiligen wollen. Auch Stefan Tigges, Anbieter der Stadtrundfahrten, ist bereit, sich als Sponsor zu engagieren, wie er am Montag nochmals betonte. In erster Linie will er für seine Touristen Toiletten anbieten, die mit den Bussen am Handelshof starten. Tigges ist aber auch interessiert daran, dass das Bahnhofsumfeld attraktiver wird. Ihm schwebt vor, dass Bedürftige einen Pass bekommen, der ihnen die kostenlose Benutzung erlaubt.
Selbst wenn die Finanzierung zustande kommt, sind beim Standort Diskussionen vorprogrammiert. Hoteldirektor Bosse macht keinen Hehl daraus, dass er den Wagen schräg vor seiner Eingangstüre testweise akzeptieren würde, um überhaupt bei dem Thema voran zukommen. „Wenn das eine dauerhafte Lösung würde, wäre ich nicht begeistert“, sagte er. Mit Wohlwollen hatte er beim gestrigen Treffen die Aussage seines Nachbarn vom Handelshof registriert, der das WC testweise auch vor seine Tür stellen würde.