Essen. Der Deutsche Filmförderfonds vergibt rund 60 Millionen Euro pro Jahr. Quentin Tarantinos "Inglorious Basterds" etwa wurde mit 6,8 Millionen Euro aus Deutschland gefördert. Offenbar lohnt sich die Investition.
Wenn die Zuschauer ab Donnerstag in die Kinos strömen, um Quentin Tarantinos „Inglourious Basterds” zu sehen, dann sehen sie ihren Steuergeldern bei der Arbeit zu: Die Produktion erhielt einen Zuschuss von 6,8 Millionen Euro aus dem Deutschen Filmförderfonds (DFFF).
Aus dem Topf von Kulturstaatsminister Bernd Neumann können sich Hollywood-Produktionen, aber auch deutsche Spiel- und Dokumentarfilmer bedienen. Pro Jahr stehen rund 60 Millionen Euro zur Verfügung. Jetzt könnte man auf die Idee kommen, dass es sich um eine neue Variante des „Stupid German Money” handelt: Um Steuern zu sparen, investierten Deutsche in der Vergangenheit stattliche Summen in Filmfonds und finanzierten auf diese Weise US-Kinohits, bis das Steuerschlupfloch 2005 gestopft wurde.
Schaut man auf Tarantino, hat es den Anschein, als ob Hollywood das Geld nun direkt abschöpft. Drehorte, die zur Handlung passen, werden kurzerhand nach Deutschland verlegt.
»Die Förderung hat einen technologischen Schub ausgelöst«
DFFF-Sprecher Thomas Schulz verweist auf die positiven Wirkungen des Fonds: Der sei einfach gestrickt, weil nur formale Kriterien erfüllt werden müssen, keine „geschmacklichen”. Besonders wichtig: Für jeden Euro Förderung flössen sechs bis sieben Euro in die deutsche Filmwirtschaft zurück, sei es für das Catering bei den Dreharbeiten, für Schnitt oder die Ton-Nachbearbeitung.
Reiner Holznagel, Bundesgeschäftsführer der Steuerzahlerbundes, sieht das anders. „Wieso hat man dann nicht die doppelte Summe ausgeschüttet, dann hätte sich die Wirkung vervielfacht?”
Außerdem fragt Holznagel: „Ist Herr Neumann Kulturstaatsminister oder Wirtschaftsminister?” Die Unterstützung des Kulturgutes Kino rücke in den Hintergrund. Angesichts der hohen Staatsverschuldung müsse man in Erinnerung rufen, welche Aufgabe der Staat hat. Für Holznagel zählt die Finanzierung der Gage von Brad Pitt nicht dazu. Schulz widerspricht: „Der Fonds ist nackte Wirtschaftsförderung, und Tarantino hätte ohne ihn nicht in Deutschland gedreht. Der Fonds steigert die Bekanntheit der deutschen Filmwirtschaft, insbesondere in den USA.”
„Wenn Hollywood kommt, bleibt auch was hier.”
Auch Martin Kochendörfer, Vorstand des Berliner X-Filmverleihs, kann die Kritik des Steuerzahlerbundes nicht nachvollziehen. „Es wird nicht nur die Gage von Brad Pitt bezahlt, sondern auch die Gagen von zehn deutschen Schauspielern.” Außerdem löse der DFFF einen Knowhow-Transfer aus. „Wenn Hollywood kommt, bleibt auch was hier. Dieser künstlerische und wirtschaftliche Effekt rechtfertigt die Höhe der Fördergelder.”
Alfred Hürmer, Produzent und Geschäftsführer der Integralfilm GmbH, beobachtet, dass „durch die Förderung in Deutschland ein technologischer Schub ausgelöst worden ist. Mehr Geld erlaubt eine höhere Qualität.”
Für DFFF-Sprecher Schulz gibt es weitere Anhaltspunkte für den Erfolg: „In Frankreich ist ein Fördermodell nach deutschem Vorbild bereits umgesetzt worden, in Italien und Österreich sind ähnliche Instrumente angedacht.”