Essen. Die 45 Mitarbeiter hatten es schon länger befürchtet, nun musste City Fitness Essen Insolvenz anmelden. Das im Opti-Gewerbepark neben dem Asylheim gelegene Sportstudio bleibt aber vorerst geöffnet. Der im August eröffneten Noteinrichtung will der Insolvenzverwalter keinesfalls die Verantwortung zuschieben.
Das Gerücht sorgte seit Wochen für Unruhe, nun sollte sich die Befürchtung der 45 Mitarbeiter bestätigen: Die City Fitness GmbH im Opti-Gewerbepark an der Altendorfer Straße hat am Dienstag beim Amtsgericht einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt, am Donnerstag wurde die Belegschaft des Studios informiert. „Das Geschäft lief schon länger schlecht, aber das Asylheim nebenan hat uns den Todesstoß versetzt“, sagt Mitarbeiter Stefan Meyer (Name geändert).
Gemeint ist die im Opti-Park liegende Noteinrichtung des Landes, in der – vermutlich bis Herbst 2015 – gut 450 Flüchtlinge untergebracht sind. Das führe zu Problemen, weil man über den Hof des Asylheims ins Fitness-Studio gelangt. Einige Kunden fühlten sich durch die bloße Anwesenheit der Flüchtlinge belästigt, die sich oft draußen aufhalten. Andere seien mit „Hallo, Euro“-Rufen angebettelt worden, Autos sei in der Auffahrt der Weg versperrt worden, einige Frauen seien gar mit Handy-Kameras gefilmt worden, berichtet Meyer. Im übrigen habe im Hof viel Müll gelegen, das habe sich nach einigen Beschwerden aber gelegt.
Dezernent: Asylbewerber reinigen Hof
Studio in Bochum ist unabhängig vom Essener
In Bochum gibt es ebenfalls ein Studio namens City Fitness. Der vorläufige Insolvenzverwalter des Essener Betriebs, Georg F. Kreplin, erklärt aber, „dass dies rechtlich und wirtschaftlich ein getrennter Betrieb ist“, der nicht von der Insolvenz betroffen sei. Eine Verbindung zwischen den namensgleichen Studios besteht gleichwohl: Geschäftsführer ist in Bochum Dirk Beisel, der diese Funktion auch bei der City Fitness GmbH im Opti-Park in Essen bekleidet.
Auch in Essen soll der Studio-Betrieb in nächster Zeit weiterlaufen. „Auch Kündigungen sind nicht geplant“, betont Kreplin.
Als Ursache für die Insolvenz mag Sozialdezernent Peter Renzel derlei nicht gelten lassen: Zum einen habe jüngst um die Ecke Konkurrenz in Form eines anderen Fitness-Studios eröffnet, „zum anderen ist die Asylunterkunft erst seit 1. August dort“. Obwohl das Heim vom Land betrieben werde, habe sich die Stadt stets dafür verantwortlich gefühlt, „dass die Nachbarschaft funktioniert“. So habe es Gespräche mit dort ansässigen Firmen gegeben, einige hätten sogar Geschenk-Aktionen für die Flüchtlinge organisiert.
Allmorgendlich würden die Asylbewerber nun den Hof reinigen, sagt Renzel. Auch die anfängliche Bettelei einiger Kinder sei abgestellt. Und: Gravierende Vorfälle seien der Stadt bisher nicht gemeldet worden. „Die Situation in dem Innenhof ist nicht optimal, aber es handelt sich auch um eine Noteinrichtung.“
Insolvenzverwalter: „Die Probleme sind hausgemacht.“
Und der will der vorläufige Insolvenzverwalter Georg F. Kreplin keinesfalls die Verantwortung zuschieben. „Die Probleme, die das Studio hatte, sind hausgemacht.“ Das Asylheim sei dem Umsatz vielleicht nicht zuträglich gewesen: „Aber nach einem Blick in die Bücher ist klar, dass einfach einige Parameter, mit denen man hier kalkuliert hatte, nicht wie erhofft eingetreten sind.“
Flüchtlingsheime in Essen
Die Botschaft, die er am Donnerstag der Belegschaft zu vermitteln versuchte, ist trotzdem eine Positive: „Sie haben es in der Hand, das hier nach vorne zu bringen.“ Die Gehälter sind durch das Insolvenzgeld zunächst gesichert, die Agentur für Arbeit habe dafür ihr Okay gegeben. Auch der Betrieb laufe in den nächsten Monaten weiter, das Kursangebot werde sogar ausgeweitet. Dass der bisherige Geschäftsführer Dirk Beisel einen Neustart aus eigener Kraft schaffe, schließt Rechtsanwalt Kreplin aus: „Im Studio steckt viel Herzblut von ihm, aber das wird nur mit fremder finanzieller Hilfe gehen.“ Man strebe den Verkauf der Vermögenswerte und die Übertragung von Unternehmensteilen auf eine neue Gesellschaft an. Ab heute führe er Gespräche mit potenziellen Investoren. Zur Zukunft des Studios bekennt sich Kreplin uneingeschränkt, zum Standort Opti-Park dann doch nur bedingt: „Vielleicht wird man umziehen müssen.“