Essen. Er darf seine eigene Kleidung tragen und in seiner Zelle fernsehen. Als Untersuchungshäftling hat Ex-Arcandor-Chef Thomas Middelhoff noch einige Vorzüge gegenüber Strafgefangenen. Doch mit seinem alten Leben hat der Alltag in der JVA Essen wenig zu tun. Sein Smartphone musste er abgeben.
Freiheit ist anders: Die Zelle der Justizvollzugsanstalt Essen, in der Thomas Middelhoff einsitzt, ist acht Quadratmeter groß. Kleiderschrank, Bett, Waschbecken, Fernseher. Die Fenster sind vergittert, in der Metalltür ist ein Guckloch. Alle Viertelstunde schaut ein Wärter, ob alles in Ordnung ist.
Das sei die normale Vorgehensweise bei Häftlingen, die erstmals mit dem Strafvollzug in Berührung kommen, sagt Detlef Feige, Sprecher des NRW-Justizministeriums. "Da kommt man schnell auf komische Gedanken." Schnürsenkel und spitze Gegenstände müssen Neulinge wie Middelhoff deshalb abgeben.
Middelhoff darf eigene Kleidung tragen
Der Ex-Arcandor-Chef war am Freitag zu einer dreijährigen Haftstrafe verurteilt worden. Weil Fluchtgefahr bestehe, hatte der Richter Haftbefehl gegen den 61-Jährigen erlassen. Über eine mögliche Entlassung aus der U-Haft will das Essener Landgericht im Laufe der Woche entscheiden.
Als Untersuchungshäftling genießt Middelhoff einige Vorzüge gegenüber Strafgefangenen: Er muss nicht arbeiten, er muss keine Anstaltskleidung tragen. In der Essener JVA sind Untersuchungshäftlinge zudem in einem eigenen Gebäudetrakt untergebracht.
Der Gefängnistag beginnt früh: Um 5.45 Uhr ist Wecken, kurz danach gibt es Frühstück, Mittagessen um 12 Uhr, Abendessen um 18 Uhr. Eine Stunde am Tag dürfen Gefangene in den Hof. Wenn das Wetter es zulässt. Zudem gibt es viele Gruppenaktivitäten: Sport, Schach, Musik, Bibelstunde. Daran dürfen Gefangene aber erst nach ein paar Wochen teilnehmen, "wenn wir sie kennengelernt haben", wie der Anstaltsleiter sagt.
Bargeld ist in der JVA verboten
Um die Verpflegung muss sich Middelhoff keine Sorgen machen. "Er bekommt das Anstaltsessen in seine Zelle", erklärt Ministeriumssprecher Feige. Wem das Essen nicht schmecke, könne sich auch von einem externen Caterer beliefern lassen. Spontan eine Pizza bestellen, gehe aber nicht.
Wer zwischendurch einen Kaffee trinken möchte, kann sich den beim Anstaltskaufmann besorgen. Untersuchungshäftlinge dürfen dort für bis zu 250 Euro im Monat einkaufen. Das Geld müssen ihnen Freunde oder Verwandte auf ihr Anstaltskonto überweisen. Bargeld ist in der JVA verboten.
Kein Smartphone, kein Internet
Zweimal im Monat darf Middelhoff einen Besucher empfangen - für jeweils 30 Minuten. Treffen mit seinen Anwälten zählen nicht. Wenn Besucher ihm persönliche Dinge, etwa Fotos seiner Familie oder Bücher, mitbringen, kontrollieren Wärter, ob darin verbotene Gegenstände versteckt sind.
Thomas Middelhoff soll ins Gefängnis
Sein Smartphone musste Middelhoff schon bei Haftantritt abgeben. In "dringenden Fällen" dürften Untersuchungshäftlinge ein JVA-Telefon benutzen, erklärt Feige. Zugang zum Internet haben Inhaftierte nicht.