Essen. . Der Einzeller Trichomonas gallinae ist seit 2009 für den Tod von rund 80.000 Finken verantwortlich. Das Bakterium breitet sich schnell aus und die Tiere verenden mit verschleimten Schnäbeln. Nun ist der Erreger erstmals auch in Essen aufgetaucht. Betroffen sind hier vor allem die Grünfinken.

Schon seit einiger Zeit klingeln die Telefone der Ornithologen nahezu ununterbrochen. Der Grund: Besorgte Bürger berichten über tote Finken in ihren Gärten oder den angrenzenden Wäldern. Die Sorge ist berechtigt, denn besonders der Bestand der Grünfinken ist durch ein Bakterium gefährdet, das den Tod zur Folge hat.

Kurzer Rückblick: Bereits im Jahr 2009 sind laut des Naturschutzbundes (Nabu) rund 80.000 Finken an dem Einzeller Trichomonas gallinae zu Grunde gegangen. Auch in diesem Jahr werden voraussichtlich einige tausende Vögel an dem Bakterium sterben.

Erste Fälle wurden in Essen gesichtet

„Essen war eine der ersten Stellen, wo tote Grünfinken gemeldet wurden“, sagt Bernd Jellinghaus, Sprecher des Landesausschusses Nabu NRW für den Bereich Ornithologie und Vogelschutz. „Zuerst war der Märkische Kreis betroffen, jetzt grassiert die tödliche Krankheit in Ostwestfalen“, weiß der Experte und ergänzt, dass sich die Finken im Ruhrgebiet allerdings noch lange nicht erholt hätten.

Laut Jellinghaus sei es schwer eine genaue Zahl der betroffenen Wildvögel nennen zu können, „weil Katzen, Füchse oder Wildschweine die kranken oder verstorbenen Tiere fressen“, vermutet der Nabu-Sprecher für NRW. Eine Gefahr für Hauskatzen bestehe nicht. „Mir ist nicht bekannt, dass sich eine Katze infiziert hat“, fügt der Fachmann hinzu.

Trichomonaden als Infektionsquelle

Der Grund für den rasanten Anstieg ist die Trichomonaden-Infektionsquelle: Neben dem direkten Kontakt der Tiere untereinander begünstigen vor allem Trinkwasser sowie Futterstellen die Verbreitung des Erregers. Bereits erkrankte Tiere zeigen sich vor allem teilnahmslos, haben durch einen verschleimten Schnabel- und Rachenraum Schluckbeschwerden und zeigen keinerlei Fluchtreaktionen. „In diesem Fall sollten die Tiere nicht mit bloßen Händen angefasst werden“, rät Jellinghaus.

Um die noch gesunden Finken vor einer Ansteckung zu bewahren, können auch die Bürger etwas tun – und das mit ganz einfachen Maßnahmen, wie der Vogelschutzexperte erklärt: „Das Vogelhäuschen sollte stets gereinigt sein, damit sich gesunde Tiere nicht am Kot der erkrankten anstecken können. In den kommenden vierzehn Tagen sollte man am besten erst einmal ganz auf die Fütterung verzichten und dann bei Bedarf Futtersilos oder Meisenknödel anbieten.“ Da die Tiere in denen nicht stehen können, verringere sich die Ansteckungsgefahr. Auch Vogelbäder sollten jetzt nicht aufgestellt werden.