Ruhrort/Beeckerwerth/Laar/Walsum. . In diesem Teil unserer Serie über Wildtiere in der Stadt geht es um die Möwen. Eigentlich sind es Küstenvögel, sie fühlen sich als Kulturfolger aber in diesen Gefilden sehr wohl und bleiben ganzjährig. In der Walsumer Rheinaue brütet inzwischen sogar die Sturmmöwe.

Wenn man den heulenden Schrei der Möwen hört, kommen bei vielen Menschen gleich Urlaubsgefühle auf. Wer im Ruhrorter Hafenbereich oder in den Rheinauen beziehungsweise auf dem Rheindeich unterwegs ist, der weiß, wovon die Rede ist. Dort tummeln sich „ein paar Tausend“ dieser Vögel, weiß Tobias Rautenberg, Ornithologe der Biologischen Station Westliches Ruhrgebiet mit Sitz im Landschaftspark Nord.

„An Rhein und Ruhr sind die Tiere längst zu Hause“, weiß der Experte, allerdings sind sie nicht mehr so stark vertreten wie noch in den 1960er und 1970er Jahren. Damals gab es reichlich offene Mülldeponien, auf denen sich die Tiere wohlfühlten und vermehrten. Sie fanden dort üppige Futtermengen. „Deshalb haben Möwen gerne auf den Abfallbergen überwintert“, berichtet der Experte.

Möwen sind Kulturfolger

Die in Duisburg anzutreffenden Vögel sind überwiegend Lachmöwen. „Das sind die kleinsten ihrer Art“, so Rautenberg. Aber auch die Sturmmöwe ist hier ansässig. Sie brütet sogar im Hafengebiet und in den Rheinauen. Gleiches gilt für die Herings- und Silbermöwen, die sich in Ruhrort und Meiderich besonders wohl fühlen.

Insbesondere die Silbermöwen sind zu Kulturfolgern geworden. Sprich: Sie siedeln sich gerne dort an, wo Menschen leben – weil dort der Tisch durch Abfälle stets reich gedeckt ist.

Möwen sind elegante Flieger. Spaziergänger auf dem Rheindeich und in den Rheinauen lieben es, sie zu beobachten und den Schreien zu lauschen. „Man fühlt sich ans Meer versetzt“, sagte jüngst eine Ausflüglerin aus Frankfurt am Main, der wir bei einem Stadtspaziergang in Laar begegnet waren. Sie verfolgte interessiert, wie die Vögel mühelos im Wind segelten und sich dann wieder auf dem Deich niederließen und nach Futter suchten.

Eine andere Stelle, wo man die Tiere in Duisburg gut beobachten kann, ist der Fähranleger in Walsum. Dort gibt es die flinken Flieger schon seit vielen, vielen Jahren. Manchmal begleiten sie auch das Schiff auf seiner Pendeltour zwischen Walsum und Orsoy. Andernorts waren sie in Walsum in den vergangenen Jahren eher selten anzutreffen. Seit einiger Zeit brüten aber Sturmmöwen in der Walsumer Rheinaue. Was, so Dieter Beckmann, Hobbyornithologe aus Ruhrort, Seltenheitswert hat. Die Tiere hätten sich Baumstümpfe fürs Gelege ausgesucht. Auch im Hafen und an der Meidericher Schleuse ziehen sie Junge groß.

Die meisten Möwen überwintern in Duisburg, sind also wirklich heimisch. Kein Wunder: Als Allesfresser finden sie selbst bei Eis und Schnee noch ausreichend Futter. An Rhein und Ruhr betätigen sie sich als „Fischer“ oder sammeln Krebse und Muscheln ein. Ansonsten plündern sie gerne Abfalleimer und bedienen sich an weggeworfenen Imbissresten der Menschen. Und dann gibt es ja auch noch tierliebe Zeitgenossen, die ihnen mit Brötchen- oder Brotstücken ein Häppchen zuwerfen – oder es aus der ausgestreckten Hand picken lassen.

Kein Gesundheitsrisiko

Schäden richten die Tiere nach Beobachtungen der Biologischen Station nicht an. Anders als Gänse fressen sie nur selten die junge Saat von den Feldern. Und ein Gesundheitsrisiko stellen sie für Menschen und Haustiere auch nicht dar. „Möwen übertragen keine Krankheiten“, sagt Tobias Rautenberg.