Essen. . Thomas Pilgrim zieht mit seinem Pflegedienst in ein Zollverein-Stellwerk, das er saniert und um einen Neubau erweitert. Eine Investition über 1,5 Millionen Euro.

Zum Welterbe Zollverein gehören Gebäude, die schon aufwendig saniert sind, und andere, die noch im Dornröschenschlaf liegen. Zu letzteren zählt das ehemalige Hauptstellwerk, gelegen zwischen der Kokerei und der Köln-Mindener-Bahn. Es ist ein stolzes Gebäude, das sorgfältig in der typischen Zollverein-Architektur gebaut wurde, und dem man noch heute ansieht, dass auf den Werksbahnen zu Betriebszeiten mal einiges los war. Was aber tun mit einem Stellwerk? Das war jahrelang die Frage, nun hat sie der „Katernberger Junge“ Thomas Pilgrim beantwortet. Mit seinem Pflegedienst, der Humanitas GmbH, wird er hier einziehen.

Für Pilgrim schließt sich damit ein Kreis. Aufgewachsen ist er einen Steinwurf von der einstigen Zeche entfernt, der 51-Jährige kann sich noch gut erinnern, wie seine Mutter, eine Krankenschwester, fast täglich die Fenster putzen musste, weil sie ständig wieder dreckig waren. Auch sein beruflicher Weg nahm seine Anfänge ganz in der Nähe. Pilgrim wurde nach der Hauptschule Pfleger in der Unfallambulanz des St.-Vincenz-Krankenhauses, kümmerte sich dort auch um verletzte Bergleute.

Vor über 20 Jahren, 1993, machte er sich dann selbstständig. Sein Büro war damals noch die Küche. „Bis mich meine Frau rauswarf“, lacht er, wenn er sich an die Anfänge mit drei Mitarbeitern erinnert. Heute beschäftigt Pilgrim 200 Pflegekräfte und bietet seinen Pflegedienst außen in Essen auch in mehreren Nachbarstädten an.

Möglichst viel erhalten

Im Stellwerk, das ihm mittlerweile gehört, soll künftig die Hauptverwaltung der Humanitas sitzen, ferner soll das historische Denkmal Standplatz für den Essener Pflegedienst sein. Alles in allem sind das 60 Mitarbeiter, die derzeit auf zwei Standorte in der Stadt verteilt sind. Weil für alle das Gebäude allein nicht ausreicht, setzt Pilgrim noch einen Neubau daneben. Das ist keine einfache und vor allem auch keine ganz billige Aufgabe. Schließlich gelten auf dem Unesco-Welterbe besondere Vorgaben. Unter anderem ist vorgeschrieben, welche Materialien verwendet werden dürfen. Auch die Architektur muss sich an den Bestandsgebäuden orientieren. „Das Bauen wird dadurch teurer, aber ich wusste, was auf mich zukommt“, sagt Pilgrim. Insgesamt investiert er 1,5 Millionen Euro auf Zollverein, das nicht nur um eine weitere Firmenansiedlung reicher sein wird, sondern auch um eine Brache ärmer. Ende 2015 ist der Einzug geplant.

Im Stellwerk haben die ersten Arbeiten bereits begonnen. Ziel ist es, möglichst viel zu erhalten, auch innen. So sollen die alten Stellwerker-Schränke restauriert werden, auch die alten Schalttafeln bleiben im Treppenaufgang erhalten. Pilgrim freut sich auf spannende Monate, die vor ihm liegen. Es ist sein Bekenntnis zum Essener Norden, „meinem Zuhause“, wie er sagt.