Essen. . Ihn reizt die Realität statt Romantisierung: Unter dem Titel „Von dieser Welt“ wird Ruhrgebiets-Fotografie von Joachim Schumacher auf Zollverein ausgestellt. Zu sehen sind im Ruhr Museum seine Bilder aus den Jahren 2000 bis 2014 im Rundeindicker des Ruhr Museums.

Wer ans Ruhrgebiet denkt, der denkt zumeist an Halden, Zechenhäuser, Fördertürme. Viele haben diese Bilder im Kopf und viele haben sie gemacht. Wie das Ruhrgebiet auch anders aussehen kann, zeigt gerade die großartige Chargesheimer-Schau im Ruhr Museum. Einer, der dem Kölner Fotografen später nach Essen gefolgt ist - und blieb, ist Joachim Schumacher. In den 1960ern des Studiums bei Otto Steinert wegen nach Essen gekommen, hat ihn das Revier nicht mehr losgelassen. Jetzt zeigt er seine Bilder aus den Jahren 2000 bis 2014 im Rundeindicker des Ruhr Museums.

„Von dieser Welt“ heißt die Ausstellung, die den Weg Schumachers weg von der Romantisierung des Ruhrgebiets hin zur Realität konsequent weitergeht. Die vollkommen von Menschenhand gemachte Industrielandschaft und deren fotografisches Abbild hat ihn dabei von Anfang an gefesselt, damals, als der 1950 im Saarland geborene Schumacher nach Essen kam: „Ich war geschockt“. Und fasziniert. Das ist bis heute so geblieben. Als bekannter Chronist des Ruhrgebiets hat er die sichtbare Welt zwischen Halden und Hinterhöfen immer wieder be- und hinterfragt, hat Bilder geschaffen, unaufgeregt, sachlich, ungeschönt und doch voller stiller Poesie und leiser Zuneigung.

Großbildkamera sorgt für Detailreichtum

Schumacher ist keiner, der das Ruhrgebiet in Sack und Asche packt, aber auch nicht in Seide. Er drosselt einfach das Licht und inzwischen auch die Farbe, die er seit einigen Jahren zum Einsatz bringt. Zollverein zeigt den Gelsenkirchener Künstler zum ersten Mal komplett nicht in Schwarzweiß.

Es hat gedauert, bis der Fotograf die Farbe „gebändigt“ hat. Bis sich der gelbe Deckel einer Mülltonne am Straßenrand nicht mehr in den Vordergrund schob und kein vorbeifahrendes Auto das aufsehenerregende Einerlei der Hinterhöfe und Straßenzüge durchkreuzte. Menschen- und sogar autoleer ist die Straße vorm Limbecker Platz an einem Sonntagmorgen, wenn Schumacher Zeit hat, seine Ausrüstung aufzubauen. Die Großbildkamera sorgt dabei für den Detailreichtum, der seine nüchterne Fotografie am Ende doch erzählerisch macht. Unzählige Satellitenschüsseln, billige Werbetafeln vor heruntergekommenen Beton-Fassaden erzählen die Geschichte vom Wandel, der zwischen Dortmund und Duisburg nicht immer Struktur hat.

Schumacher untersucht diese Transformationsprozesse mit fast archäologischem Interesse. „Die verschiedenen Zeitschichten interessieren mich.“ Doch die Veränderungen gehen immer schneller voran. „Das Ruhrgebiet wird immer leichter zu verwechseln“, hat Schumacher beobachtet. Deshalb bleibt er dran, um „diese Welt“ auch für die folgenden zu dokumentieren.