Duisburg-Homberg. Seit 2017 ist der beliebte Weg über den Rheinpreußenhafen dicht. Die Sanierung hat sich verzögert. Der Projektleiter erklärt, was geplant ist.

Es könnte so einfach sein: Wenn sich Theo Foltin mittwochs sputen muss, um nach der Arbeit pünktlich beim Training des Kanu-Clubs Rheintreue Homberg zu sein, dann würde er mit dem Auto bis zum Parkplatz am Ende der Dammstraße fahren und den Flussarm am Rheinpreußenhafen von hier aus fix auf der Hubbrücke überqueren. Und schon wäre der Jugendwart am Vereinsheim mit dem Bootshaus. Seit 2017 ist aber genau das nicht mehr möglich, weil die marode Hubbrücke gesperrt ist. So lange schon, dass stattliches Unkraut am Absperrgitter wuchert.

Der einzige Weg, der seitdem zum Kanu-Club führt, ist der schmale Deichweg hinter dem PCC-Stadion, auf dem eigentlich keine Autos fahren dürfen. „Wir haben eine Sondergenehmigung“, sagt Foltin, der die Strecke auf zwei Kilometer schätzt. „Einige gehen auch zu Fuß, aber ich würde das zeitlich gar nicht schaffen“, sagt er. Außerdem müsse manch einer seine schwere Ausrüstung für den Rudersport mitschleppen. 30 bis 35 Jugendliche kommen jeden Mittwoch zum Training. „Wenn es geht, bilden wir Fahrgemeinschaften, damit nicht so viele Autos über den Deich fahren müssen.“

Die Homberger Hubbrücke hat Seltenheitswert. In ganz NRW gibt es nur drei Brücken dieser Bauart und die sind alle in Duisburg: am Rheinpreußenhafen, am Schwanentor und in Walsum.
Die Homberger Hubbrücke hat Seltenheitswert. In ganz NRW gibt es nur drei Brücken dieser Bauart und die sind alle in Duisburg: am Rheinpreußenhafen, am Schwanentor und in Walsum. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Dass diese Situation schon so lange anhält, macht die Homberger Kanuten mürbe. Vor allem, weil es 2020 so aussah, als ob die 90 Jahre alte Hubbrücke endlich zeitnah saniert würde. Damals wurde ein Vertrag geschlossen zwischen der Stadt und den Brückeneigentümern, dem Chemiekonzern Ineos und der RAG. Die Unternehmen hatten sich bereit erklärt, die altersschwache Brücke zu sanieren und im Anschluss der Stadt zu übertragen, die sich als neue Besitzerin des Bauwerks um die Instandhaltung kümmern würde. Zuvor hatte der Homberger Turnverein (HTV) das Thema öffentlich vorangetrieben mit der Sammlung von mehr als 3000 Unterschriften für den Erhalt der Brücke. Außerdem hatte der SPD-Bundestagsabgeordnete Mahmut Özdemir eine halbe Million Euro Fördergeld für die Sanierung aus Berlin besorgt und den Brückeneigentümern so den Deal mit der Stadt versüßt.

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„Die SPD Duisburg hält Wort. Versprochen. Dran geblieben. Umgesetzt!“ So las sich der Jubel nach dem Vertragsabschluss auf der Facebookseite von Mahmut Özdemir am 7. September 2020. Immer wieder wird der Homberger Politiker seitdem von den Bürgern gefragt, wann sich denn endlich etwas tut. Denn zu sehen ist von einer Sanierung noch nichts. Die Verzögerung ärgert auch Özdemir. Sein Kommentar zu dem Geduldsspiel, bei dem RAG und Ineos das Tempo vorgeben: „Wir gehen davon aus, dass die Sache verbindlich vorangetrieben wird.“ Allerdings räumt der 35-Jährige auch ein: „Im Nachhinein muss ich sagen, dass es vielleicht zielführender gewesen wäre, wenn wir uns um die Sanierung selber gekümmert hätten.“

Eigentlich sollte die Begutachtung Ende 2021 abgeschlossen sein

Die Eigentümer möchten keine eigene Stellungnahme zum Sanierungsstau an der Hubbrücke abgeben. Sie haben aber Projektleiter Torsten Dittmer beauftragt, sich zum Stand der Dinge zu äußern. Er teilt mit, dass die Vorarbeiten zur Sanierung nun abgeschlossen sind. Es ging darum, die Schäden an der Brücke noch einmal von Fachleuten analysieren zu lassen. Ein Arbeitsschritt, der ursprünglich bis Ende 2021 vorgesehen war. „Das Ergebnis sowie die weitere Vorgehensweise wird im nächsten Schritt mit der Stadt Duisburg abgestimmt“, so Dittmer. Erst danach könne man in die konkrete Umsetzungs- und Finanzplanung eintreten.

Dornröschen lässt grüßen: Das wuchernde Unkraut zeigt, wie lange die Hubbrücke schon gesperrt ist.
Dornröschen lässt grüßen: Das wuchernde Unkraut zeigt, wie lange die Hubbrücke schon gesperrt ist. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Dass die Schadensermittlung so lange gedauert hat, erklärt die Stadt mit der „verschärften Marktsituation“ durch die Corona-Pandemie. Der Eigentümer habe unmittelbar nach Vertragsabschluss mit der „Instandsetzungsbedarfsermittlung“ begonnen, aber hierfür seien nur wenige Fachfirmen auf dem Markt verfügbar, und es müssten mit Statik, Maschinen- und Elektrotechnik gleich drei Gewerke eingebunden werden. Auch die Stadt kann noch nicht absehen, wann es konkret mit der Sanierung losgehen könnte. Allerdings bestätigt die Pressestelle, dass sich Stadt und Eigentümer im nächsten Schritt über die Untersuchungsergebnisse und die notwendigen Maßnahmen zur Sanierung abstimmen.

Wann das sein wird? Darüber gibt es noch keine Information. „Bürokratie dauert ja leider meist sehr lange“, fasst Jugendwart Theo Foltin vom Kanu-Club Rheintreue seine Befürchtung in Worte. Das Unkraut an der Absperrung der Hubbrücke wird vermutlich noch reichlich Zeit haben, weiter zu wuchern. Bleibt zu hoffen, dass es keine 100 Jahre werden wie bei Dornröschen.

>>> FAKTEN ZUR DENKMALGESCHÜTZTEN HUBBRÜCKE:

Die denkmalgeschützte Hubbrücke am Homberger Rheinpreußenhafen wurde 1931/1932 gebaut und ist die älteste von insgesamt drei Duisburger Hubbrücken (Schwanentor und Walsum). Weltweit gibt es nur rund 200 ähnliche Bauwerke, die Duisburger Exemplare sind die einzigen in NRW.

Die 75 Meter lange Brücke in Homberg ist eine wichtige Wegeverbindung im Naherholungsgebiet der Rheinaue. Wenn sie nicht gesperrt ist, wird sie von Spaziergängern, Läufern und Radfahrern genutzt und ist Teil des Rheinradweges. Die Hubfunktion ist wichtig bei Hochwasser, damit die Schiffe auch dann den Umschlagplatz der Firma Ineos erreichen können.