Duisburg-Rheinhausen. Die Kandidaten des Wahlkreises I stellten sich in der Heinrich-Heine-Gesamtschule Bergheim den Fragen der Schüler. Diese Themen standen im Fokus.
Wie geht es mit der Digitalisierung an Schulen weiter? Wie kann ein gesellschaftliches Miteinander stärker gefördert werden? Und welche Bildungschancen gibt es für die junge Generation? Es waren Fragen wie diese, die am Mittwochnachmittag in der Heinrich-Heine-Gesamtschule in Bergheim den Schülerinnen und Schülern auf der Zunge brannten.
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Zwei Sozialwissenschaftskurse der Oberstufe konnten die Bundestagswahlkandidaten im Wahlkreis Süd I mit Fragen löchern, anwesend waren Bärbel Bas (SPD), Mirze Edis (Die Linke), Peter Ibe (CDU, kein Kandidat), Lamya Kaddor (Grüne), Charline Kappes (FDP) und Sascha Lensing (AfD). Rund 90 Minuten konnten die Kandidaten und Kandidatinnen ihre Standpunkte deutlich machen, viele der anwesenden Schüler sind bereits volljährig, dürfen am 26. September ihr Kreuzchen setzen.
Corona-Pandemie ist für Schüler aus Rheinhausen ein Dauerthema
Ein besonders schmerzendes Thema für viele Teilnehmer: Die Situation in den Schulen während der Corona-Pandemie. „Das war schon eine sehr schräge Situation“, sagt CDU-Mann Peter Ibe. „In den Schulen ist es da sehr unterschiedlich gelaufen.“ Es gebe einiges nachzuholen, Intensivkurse in den Ferien seien ein erster wichtiger Schritt. Und: „Wir müssen die Digitalisierung weiterführen.“
Bundestagswahl 2021 in Duisburg
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Ein Punkt, den auch FDP-Kandidatin Charline Kappes in den Fokus stellt. „Es wurde die Lupe darauf gelegt, dass wir bei der Digitalisierung am Anfang stehen. Und wir haben gesehen, dass Kinder und Jugendliche im Fokus fehlten.“ Sascha Lensing, AfD-Kandidat, sieht viel beim „Lehrer-Schüler-Verhältnis kaputt gegangen.“ Digitalisierung, so sagt er, müsse nicht nur in den Schulen vorangetrieben werden, sondern auch bei den Schülerinnen und Schülern zuhause.
Digitalisierung war Thema bei Schulveranstaltung in Duisburg-Rheinhausen
Wie soll das große Thema Digitalisierung im Hinblick auf die Kompetenzen der Lehrer umgesetzt werden, möchten die Schüler wissen. „Wenn die Schulen technisch fit gemacht werden, dann müssen das Firmen machen, die das können“, sagt SPD-Kandidatin Bärbel Bas. Es sei nicht die Aufgabe der Lehrkräfte, dafür zu sorgen, dass Geräte funktionieren. „Die Lehrer müssen es nur vermitteln.“ Eine Einstellung, die auch Schulleiter Günter Derksen teilt. „Ich möchte, dass die Pflege der Geräte an Leute geht, die sich darum kümmern“, sagt er. Ein „digitaler Hausmeister“ wäre eine Idee.
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Ein weiteres Thema: Migration und Integration. Viele Schülerinnen und Schüler haben selber einen Migrationshintergrund, möchten wissen, wie sich die Parteien – auch im Hinblick auf die Flüchtlingswelle 2015 – positionieren. „Viele 100.000 Menschen haben mittlerweile eine Schule besucht, eine Ausbildung oder ein Studium abgeschlossen“, sagt Mirze Edis von der Linkspartei. „Ohne die wären wir heute nicht in dieser wirtschaftlichen Situation. Ich bin froh, dass wir so bunt sind in Duisburg“, betont er nicht ohne Seitenhieb. Er spricht von einem „mulmigen Gefühl“ mit Blick auf die Anwesenheit von AfD-Mann Sascha Lensing.
Bärbel Bas über 2015: Entscheidung war „absolut richtig“
Bärbel Bas, die bereits 2015 im Bundestag saß, betont: „Die Entscheidung 2015 habe ich für absolut richtig gehalten. Das war eine humanitäre Katastrophe. Ich würde die Entscheidung immer wieder so treffen.“ Damit Integration immer besser gelingt, müsse sich auch in der Gesellschaft was ändern. „Die Realität ist, dass viele auch mit einer Ausbildung oder einem Studium keinen Job aufgrund äußerlicher Merkmale erhalten“, sagt Lamya Kaddor von den Grünen – und sieht Bedarf schon in den Schulen „Vielfalt, Einwanderung, Rassismus – das wird nicht gelehrt“, bemängelt sie. CDU-Mann Peter Ibe sieht 2015 als „Chance“. „Wir sind ein Land, dass dauerhaft Zuzug braucht.“
„Das war sehr intensiv“, sagt Stufensprecher Bastian Gande nach den rund 90 Minuten Diskussion. Besonders überrascht habe ihn das Auftreten von Mirze Edis – „das war sehr radikal. Das fand ich gut.“ Gande wusste schon vorher, bei welchem Kandidaten er am 26. sein Kreuzchen setzen wird – „das hat sich auch nach dieser Runde bestätigt.“ Dunja Kariem nickt. „Ich fand diese Veranstaltung sehr gut“, sagt die Schülerin. „Wenn ich wählen dürfte, dann wüsste ich, wen ich wählen würde.“ Wenn. Erst vier Tage nach der Bundestagswahl erreicht die Schülerin die Volljährigkeit. Kein Grund für sie, sich nicht dennoch intensiv mit den Parteien und ihrem Programm auseinanderzusetzen.