Duisburg-Rheinhausen. Sieht Duisburgs Oberbürgermeister aus wie ein Deoroller? Beim Karneval in Rheinhausen sorgte das für Zündstoff. Warum es zu Beginn ernst wurde.
Karneval mitten in Krisenzeiten. Schon wieder. Bezirksbürgermeisterin Elisabeth Liß schlug zu Beginn des traditionellen Prinzenempfangs im bunt geschmückten Saal der Erlöserkirche an der Beethovenstraße in Rheinhausen ernste Töne an. Sie steht ohne Verkleidung auf der Bühne, richtet das Wort an die Jeckinnen und Jecken, die an langen Tischen sitzen.
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Girlanden und Luftschlangen hängen an der Decke, die fünfte Jahreszeit ist längst in Rheinhausen angekommen, da fällt es nicht leicht, thematisch zu den Katastrophen dieser Welt zu wechseln. „Am 6. Februar haben wir den Atem angehalten“, sagt Liß mit ruhiger Stimme. „Zum dritten Mal stehen wir in kürzester Zeit vor einer Katastrophe.“
Karneval in Duisburg, Erdbeben in der Türkei und Syrien: Ist das Feiern angebracht?
Die Bezirksbürgermeisterin erinnert an die Flutkatastrophe im Sommer 2021 und an den Angriffskrieg auf die Ukraine vor rund einem Jahr. Und nun das Erdbeben, das Teile der Türkei und Syrien schwer getroffen und zahlreiche Todesopfer gefordert hat. „Wir fühlen und trauern mit den Menschen.“ Ihre Hochachtung ginge an die vielen Länder und Hilfsorganisationen, die unmittelbar nach dem verheerenden Beben tätig geworden sind. „Und an die vielen Bürgerinnen und Bürger, die gespendet haben. Kinder, die etwas von ihrem Taschengeld abgegeben haben, Rentner, die ohnehin nicht viel Geld haben. Wir können stolz auf die Duisburgerinnen und Duisburger sein.“
Ist es bei so einer Lage angebracht, den Karneval zu zelebrieren? Eine Frage, die sich Liß selbst im Vorhinein gestellt hat. „Ich habe ein Gespräch mit Pfarrer Mehring darüber geführt“, erklärt sie den Anwesenden. „Er sagte, in der Vergangenheit gab es so viele Katastrophen, dass die schönen Momente einfach mal wieder ge- und erlebt werden müssen.“
Prinzenempfang in Duisburg-Rheinhausen: Männliche Nonnen performen Sister Act
Und das taten die Jecken. Mit Vollgas übernahm Comedian Hilla Heien die Bühne – und schaffte es direkt, das Eis zu brechen. Nicht zuletzt aufgrund der Anwesenheit von Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link. „Du siehst ja aus wie ein Deoroller“, sagte die Vollblutkarnevalistin schamlos – und setzte ihm prompt ein blondes Toupet auf den kahlen Kopf. „Viel besser!“ Die Aktion sorgte für Jubelstürme unter den Karnevalisten, darunter viele Lokalpolitiker und Bundestagspräsidentin Bärbel Bas, die begeistert „Du hast die Haare schön“ anstimmten. Link nahm es mit Humor. Auch, als Heien nachlegte: „Jetzt erinnerst du mich an meinen Hamster.“
Dass Heien, die erst vor wenigen Tagen ihren 60. Geburtstag feierte, es versteht, die Menge zu begeistern, bewies sie auch im weiteren Verlauf. So mussten mehrere Herren kurzzeitig den Raum verlassen, um kurz darauf als Nonnen verkleidet wieder einzumarschieren. Gemeinsam mit Heien performten die nichtsahnenden Männer den Sister-Act-Hit „I will follow him“. Heien: „Da haben wir drei Monate dran geprobt.“ Schließlich band sie auch die anderen Jeckinnen und Jecken ein, die prompt eine Polonaise bildeten und fröhlich johlend durch den Saal marschierten.
Karneval im Duisburger Westen: Prinz Kai Uwe verleiht Orden
Tanzdarbietungen wie von der Fünkchengarde Rot-Weiß, den Movie Stars Hohenbudberg und dem Tanzduo Leandra und Luisa sorgten für ausgelassene Stimmung, ebenso wie der Besuch des Moerser Prinzenpaares Manni I. und Bea I., des Moerser Kinderprinzenpaares Nizam I. und Cindy I., des Duisburger Kinderprinzenpaares Tim II. und Liah I. – und natürlich des amtierenden Duisburger Prinzen Kai Uwe I. samt Crew, die in gewohnter Manier Orden verliehen. Rheinhausen, helau!