Duisburg-Rheinhausen. Enttäuschung für die IG Cölve. Moers entscheidet erst im Juni über die Gebietsübertragung. Bürger befürchten, dass es erst im Herbst weitergeht.
Eine Lösung für die Cölve-Brücke verschiebt sich schon wieder. In Moers soll nun doch später als angenommen über die Gebietsübertragung entschieden werden, die für einen Neubau oder Bau einer Behelfsbrücke notwendig ist. Das bestätigt ein Sprecher der Verwaltung der Nachbarstadt. Im Juni tagt hierzu der Rat, danach beginnt die Sommerpause. Mit weiteren Schritten ist dadurch vermutlich nicht vor Herbst zu rechnen.
Für die betroffenen Bürger bedeutet das einen erneuten Aufschub. „Mindestens ein Jahr“, ärgert sich Doris Goebel, Sprecherin der Interessengemeinschaft (IG) Cölve-Brücke. „Es tut sich einfach nichts. Wir drehen uns im Kreis.“ Dabei werde die Situation immer schlimmer. Erst vor wenigen Wochen hatte Moers das marode Bauwerk zwischen Trompet und Moers-Schwafheim für Motorräder und Roller gesperrt. Autos dürfen dort seit 2017 nicht mehr fahren. Anwohner befürchten schon länger, dass die Brücke bald komplett abgeriegelt werden könnte.
Bisher waren Bürger und Politiker davon ausgegangen, dass der Moerser Rat im April über die Gebietsübertragung entscheidet: Duisburg soll die Brücke erhalten und so eigenständig planen können. Danach, erfuhr die Interessengemeinschaft bei der letzten Absprache mit der Verwaltung, gehe alles ganz schnell. 2026 sei die neue Brücke fertig.
Auch SPD-Ratsherr Manfred Krossa rechnet mit einem weiteren Jahr Aufschub. Dies gelte auch für den möglichen Bau einer Behelfsbrücke, an dem die SPD festhält. Ihr Argument: Dadurch wäre für die nächsten Jahre eine relativ günstige Zwischenlösung gefunden. Zuletzt ging man davon aus, den Ersatzbau in Eigenregie doch noch realisieren zu können. Im Februar hatte der Rat in Duisburg der Gebietsübertragung bereits zugestimmt - damit war die von den Anwohnern favorisierte Lösung wieder in greifbare Nähe gerückt. Zuvor hatte die Bezirksregierung die Kosten für das Projekt auf Moerser Boden nicht bewilligt. Jetzt heißt es wieder Warten. Auf welche Lösung auch immer.
Die Stadt Moers weist alle Vorwürfe zurück
Thorsten Schröder, Sprecher der Stadt Moers, weist alle Vorwürfe von sich. Im April habe die Cölve-Brücke gar nicht auf der Tagesordnung des Rats gestanden, zumal die vor geraumer Zeit berechneten Abrisskosten, die Moers tragen soll, erst angepasst werden müssten. Über das plötzliche Tempo in Duisburg sei man eher überrascht. Gespräche habe es nicht gegeben - als Vorlage diente bis dato eine ursprünglich erste grobe Skizze vom Januar 2020. Die Übertragung werde aber am 10. Mai dem Fachausschuss für Liegenschaften vorgelegt. Danach entscheidet der Rat. Von einer Zustimmung geht Schröder aus. „Das wird unproblematisch. An uns soll es nicht scheitern.“ Aktuell ist geplant, dass Moers Duisburg das Geld für den Abriss zum Zeitpunkt der Gebietsübertragung als Mitgift überlässt. Danach gelte ein eigener Zeitplan.
Die Duisburger Politik habe ihren Teil zur Lösung des Problems beigetragen, so SPD-Ratsherr Krossa. „Aber jetzt können wir erstmal nicht handeln.“ Dabei hat er den Weg bis zur Behelfsbrücke deutlich vor Augen. Nachdem beide Städte die Gebietsübertragung beschlossen haben, muss die Bezirksregierung zustimmen. Laut Krossa eine Formsache, da keine Bürger betroffen sind. Im Anschluss müssten Kosten reduziert werden, so dass der Rat sein Einverständnis gibt.
Große Enttäuschung über die erneute Verzögerung bei der IG Cölve
Danach gehe es an die Umsetzung: Hierfür müssen vor allem stabile Widerlager gebaut werden, um die Ersatzbrücke abzustützen, außerdem gilt es, die Fahrbahn anzupassen. Schließlich wird die Brücke vor Ort über das marode Bauwerk gelegt, laut Krossa ist dieser Schritt innerhalb eines Tages möglich. Die Miete beträgt Schätzungen zufolge 100.000 bis 150.000 Euro pro Jahr. Kosten, die die DVG tragen werde; die Umleitungen wegen der Sperrung kosteten die Verkehrsbetriebe letztlich mehr.
Zukunftsmusik. Bei der IG Cölve ist man zunächst wieder enttäuscht. Über die Kommunikation mit den Städten, die uneingelösten Versprechen, die mangelnde Transparenz. Man sei fest von einem Votum im April ausgegangen, schimpft Doris Goebel. Und nun das: Ein Behelfsbau bleibt weiter ungewiss. Und mit einer neuen Brücke rechne man nicht mehr vor 2030, auch, weil stadtweit andere Prioritäten bestünden. „Das ist eine Farce, was die mit uns machen. Und wieder trägt keiner die Schuld.“
Fahrräder stauen sich neuerdings vor der verengten Absperrung
Mit Sorge beobachtet sie die weitere Entwicklung. Seit die Cölve-Brücke nach der letzten Sonderprüfung für Motorradfahrer gesperrt wurde, staue sich vor den Baken der Radverkehr, was zu einer starken Belastung führe. „Teils stehen da bis zu 20 E-Bikes.“ Dazu kommt die Situation auf den Straßen. Diese seien durch Frost und den ständigen Umleitungsverkehr mittlerweile derart kaputt, dass man während der Fahrt um sein Auto bange. „Und einer Lösung sind wir keinen Schritt näher gekommen.“