Duisburg-Baerl/Moers. Die Duisburger BUND-Vorsitzende Kerstin Ciesla war beim Erörterungstermin für die geplante Deponie in Baerl. So erlebte sie die zwei Tage.

Kerstin Ciesla wirkt geschafft. Kein Wunder: Die Vorsitzende des Duisburger Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat zwei anstrengende Tage hinter sich. Sowohl am Montag als auch am Dienstag ist sie ins benachbarte Moers gereist, saß stundenlang mit ihren Mitstreitern in der Enni-Eventhalle, hörte sich Einwände an, stellte kritische Fragen – alles freiwillig, Ciesla hat extra Urlaub eingereicht. Die Bezirksregierung Düsseldorf lud zum Erörterungstermin zur geplanten Deponie auf der Berghalde Lohmannsheide zwischen Baerl und Moers.

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„Es war sehr anstrengend“, sagt Ciesla im Gespräch mit dieser Redaktion. Anstrengend, aber auch erfüllend. „Wir waren total dankbar, dass am ersten Tag viele Menschen aus Moers und Baerl gekommen sind, die auch ganz wertvolle Hinweise eingebracht haben. Das gab dem Ganzen eine notwendige Emotionalität.“ Rund 50 Einwender waren laut Bezirksregierung am Montag vor Ort – „ich würde sagen, es waren mehr als 50. Nicht jeder war den ganzen Tag da“, sagt hingegen Ciesla. Darunter viele Lokalpolitiker aus beiden Städten – „parteiübergreifend“, wie Ciesla betont. „Die haben uns alleine schon ihre Anwesenheit unterstützt. Das ist keine Selbstverständlichkeit.“

Berghalde Lohmannsheide: Drei Vertreter aus der Duisburger Verwaltung waren da

Auffallend präsent sei auch die Stadt Moers gewesen – mehrere Fachleute aus der Verwaltung waren laut der BUND-Vorsitzenden vor Ort, inklusive einem Anwalt. Aus der Duisburger Verwaltung hingegen: gerade mal drei Personen. „Die waren inhaltlich für ihren Fachbereich gut, haben wertvolle Aussagen getätigt.“, lobt Ciesla – kann die kleine Enttäuschung aber nicht verstecken. „Wenn sich eine Stadt positioniert und sagt, dass man gegen eine Deponie ist, dann hätten wir uns mehr Rückendeckung gewünscht.“ Warum nicht mehr aus der Duisburger Verwaltung vor Ort waren, darüber mag Ciesla nicht urteilen.

Die Stadt Duisburg erklärt auf Anfrage, dass am Montag jeweils ein Experte aus den Bereichen Untere Bodenschutzbehörde, Verkehrsplanung sowie Stadt- und Regionalentwicklung vor Ort waren – „diese Fachbereiche waren bereits im Zuge des vorherigen Verfahrens beteiligt“, sagt Stadtsprecher Sebastian Hiedels. Da am zweiten Tag unter anderem das Thema Verkehr erörtert wurde, war entsprechend nur noch der Bereich Verkehrsplanung vertreten. „Im Erörterungstermin konnte die Stadt Duisburg nochmals wesentliche Punkte ihrer Einwendung gegenüber dem Vorhabenträger und der Planfeststellungsbehörde vorbringen“, so Hiedels weiter.

Kerstin Ciesla, Vorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in Duisburg, hier bei einem Auftritt 2017, war an beiden Tagen in der Enni-Eventhallte beim Erörterungstermin zur geplanten Deponie auf der Berghalde Lohmannsheide zwischen Duisburg-Baerl und Moers.
Kerstin Ciesla, Vorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in Duisburg, hier bei einem Auftritt 2017, war an beiden Tagen in der Enni-Eventhallte beim Erörterungstermin zur geplanten Deponie auf der Berghalde Lohmannsheide zwischen Duisburg-Baerl und Moers. © Barbara Zabka / FUNKE Foto Services

„Es gab doch eine politische Entscheidung: Niemand will diese Deponie haben. Die Stadtverwaltung hat das auch der Bezirksregierung mitgeteilt. Es wäre schön gewesen, wenn mehr da gewesen wären“, sagt hingegen Kerstin Ciesla.

Erörterungstermin Lohmannsheide: Taschenkontrollen beim Einlass

Abenteuerlich sei bereits der Einlass in die Halle gewesen. Denn zunächst hieß es: Taschenkontrolle! Ein Vorgehen, dass die BUND-Vorsitzende so nicht kenne. Man habe ihr mitgeteilt, dass sie ihre Thermoskanne und ihre Wasserflasche nicht mit hinein nehmen dürfe – man könnte sie ja werfen. „Wo sind wir denn hier?“, dachte sich Ciesla in diesem Moment. Sie hielt dagegen: Man würde mit Worten um sich werfen, keinesfalls mit Flaschen.

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Und auch in der Halle gab es Überraschungen: Keine Getränke, keine Verpflegung, keinen Stromanschluss für die Laptops, keine Mikrofone. Der Antragsteller, die DAH1, hätte hingegen Mikrofone gestellt bekommen. Und: Verpflegung sei eigentlich bei Erörterungsterminen üblich. „Da haben wir gemerkt: Man ist nicht auf Augenhöhe, das hat nichts mit Wertschätzung zu tun“, sagt Ciesla. Corona ließe ein Catering nicht zu, hieß es. „Das ist merkwürdig. Die Enni-Halle ist in der Lage, Veranstaltungen auch in Corona-Zeiten mit einem Catering zu versorgen.“

Deponie in Duisburg-Baerl? Diskussion war „sehr sachlich“

Die zwei Tage bewertet Ciesla rückblickend als „sehr sachlich – mit gewisser Emotionalität. Das finde ich gut und richtig.“ Sowohl bei der DAH1, als auch in der Bezirksregierung säßen ja auch nur Menschen – „die sollen mitkriegen, wie die Duisburger und Moerser ticken. Wir werden nicht schweigen.“ Hartnäckigkeit habe auch nicht gefehlt. „Sie müssen nicht immer alle Aussagen hinterfragen“, habe ein DAH1-Vertreter zur BUND-Vorsitzenden gesagt. Doch. Müsse sie. Und wird sie weiterhin.

„Ich bin gespannt, worauf die Bezirksregierung eingehen wird, das werden wir sehen, wenn wir das Wortprotokoll bekommen.“ Ciesla und ihre Mitstreiter haben den Antrag gestellt, dass Tonbandaufnahmen vom Erörterungstermin erst vier Wochen nach Erstellung und Verteilung des Protokolls vernichtet werden. „Egal ob die Bezirksregierung den Antrag annimmt oder ablehnt: Beides ist eine Aussage.“ Bis dahin heißt es warten. Ausgang: ungewiss.