Baerl. Die Gegner der Duisburger Deponie Lohmannsheide befürchten schwerwiegende Spätfolgen. Politiker und Vereine kamen zur Online-Konferenz zusammen.

Eine industrielle Nutzung des Gebietes der Halde Lohmannsheide gibt es bereits seit fast 100 Jahren. „Seit 1926 wurde hier gebaggert“, sagt Dietmar Beckmann, Grünen-Fraktionsvorsitzender in der Bezirksvertretung Homberg/Ruhrort/Baerl. Nachdem die Kiesbaggerei verschwunden war, wurde an gleicher Stelle bis in die 90er Jahre die heutige Halde aufgeschüttet. Nun will das Unternehmen DAH1 (Deponien auf Halden) dort eine Deponie errichten.

Hochofenschlacke, Bauschutt, Schienenschotter und Abfälle der Eisen- und Stahlindustrie sollen hier unter anderem liegen. „Aber auch ein gesunkenes Motorschiff und Fässer mit unklarem Inhalt wurden hier abgeladen“, so Beckmann. Unter anderem sollen hier auch Abfälle der Duisburger Zinkhütte Berzelius und anderer Chemieunternehmen verklappt worden sein. Was wirklich alles in der Halde lagert, die inzwischen komplett begrünt ist, weiß eigentlich keiner so richtig, bedauert Beckmann. „Wir wissen nur, dass wir nichts wissen.“

Bis zum 28. Dezember können Widersprüche eingelegt werden

Seit fast zehn Jahren gibt es die Deponie-Pläne , richtig konkret werden sie seit 2018 von dem Unternehmen, welches eine Tochtergesellschaft der RAG ist, verfolgt. Bis zum 28. Dezember können bei der Bezirksregierung Düsseldorf, die für die Genehmigung zuständig ist, noch Widersprüche von Jedermann eingelegt werden.

Inzwischen hat sich ein breites Bündnis gegen die Deponiepläne gebildet. Das wurde bei einer Online-Konferenz am Donnerstagabend deutlich, bei der Vertreter von SPD, Grünen und BUND aus Moers und Duisburg und von Bürger-, Sport- und Angelvereinen teilnahmen. Denn die Halde liegt zwar auf Duisburger Gebiet, aber direkt an der Grenze zu Moers. Lkw-Verkehr und mögliche Belastungen des Grundwassers befürchten die Gegner der Deponie daher auch auf Moerser Gebiet.

5,2 Millionen Tonnen Abfälle sollen aufgeschüttet werden

Geplant ist über einen Zeitraum von 15 Jahren rund 5,2 Millionen Tonnen sogenannte nicht gefährliche DK1-Abfälle dort aufzuschütten. Welche das genau sind, würde bisher auch nicht mitgeteilt werden, kritisiert Kerstin Ciesla vom BUND Duisburg. Sie bemängelt außerdem, dass schon die bisherigen Abfälle nicht gut abgedichtet gelagert seien. „Es soll also eine nicht abgedichtete Deponie auf einer nicht abgedichteten Halde, die auf einer wilden Müllkippe entstanden ist, angelegt werden.“

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Das Risiko der Spätfolgen sei überhaupt nicht abzuschätzen. Das sieht auch ihr Moerser Amtskollege Rolf Ingo Reiß ähnlich. Schon jetzt könnten Giftstoffe in das Grundwasser eindringen, das versuche unter anderem die Lineg (Linksrheinische Entwässerungsgesellschaft) mit heftigen Abpumpungen des Grundwassers zu verhindern. Das Gewicht der geplanten Deponie auf der Halde würde auf die Stoffe, die dort bisher gelagert seien, wirken und könnte sie wie einen Schwamm in das Grundwasser ausdrücken, erklärt Dietmar Beckmann. Dadurch seien auch der Moerser Waldsee und der Baerler Busch bedroht. „Da droht eine nicht kalkulierbare Umweltkatastrophe“, warnt Anja Reutlinger, stellvertretende SPD-Ratsfraktionsvorsitzende aus Moers.

Bürgerversammlung am 9. Dezember geplant

Dazu kämen rund 120 Lkw-Zu- und Abfahrten täglich. Aus diesem Grund seien sich die Ratsparteien in Moers sehr einig in der Ablehnung des Projekts. Genauso wie die Bezirksvertretung Homberg/Ruhrort/Baerl: „Am 11. Oktober 2018 gab es einen einstimmigen Beschluss, bei dem der Plan abgelehnt wurde“, sagt Bezirksbürgermeister Hans-Joachim Paschmann. Außerdem habe er Ende November sowohl den Oberbürgermeister als auch den Regierungspräsidenten in Düsseldorf noch einmal mit der Bitte angeschrieben, das Projekt zu verhindern.

„Bis die Einspruchsfrist abläuft, werden die hier Beteiligten den Bürgern auch Muster für Widersprüche zur Verfügung stellen, die jeder verwenden kann“, sagt Hans-Gerd Bosch.

Der SPD-Fraktionsvorsitzende in der Bezirksvertretung hatte die Online-Konferenz am Donnerstag organisiert und plant gemeinsam mit den anderen Akteuren gegen die Deponie für nächsten Mittwoch, 9. Dezember, ab 19 Uhr eine Online-Bürgerversammlung. Alle, die daran teilnehmen wollen, können sich direkt kostenlos einwählen. Dieses geschieht über zwei Wege. Erster Weg: Es werden die Einwahldaten (Meeting-ID: 839 1429 3187) und Kenncode (723896) händisch eingegeben. Zweiter Weg: Man schickt eine E-Mail an Hans-Gerd.Bosch@t-online.de und erhält umgehend eine Mail mit den Einwahldaten. Weitere Informationen können auch unter Facebook SPDBaerl bezogen werden.