Duisburg-Rheinhausen. . Umstrittenes Gefahrgutlager des Chemie-Logistikers auf Logport 1: Bezirksvertreter sind empört über Informationspolitik von Verwaltung, DuisPort und Bezirksregierung. BV beschliesst einstimmig, dass Rheinhauser Bürger bei einer öffentlichen Versammlung ausführlich informiert werden sollen.

Vergiftet war die Atmosphäre im Ratssaal des Rheinhauser Bezirksamtes keineswegs, auch wenn es um das geplante Gefahrstofflager der Firma Alfred Talke Gmbh & Co. KG an der Europaallee unmittelbar hinter Tor 1 ging. Doch die Vertreter des Chemie-Logistikers aus Hürth und der Hafengesellschaft Duisport, Betreiber und Vermarkter von Logport I, stießen bei allen 17 Bezirksvertretern bei deren Sitzung trotz aller Erklärungen und Beteuerungen zum umstrittenen Projekt auf größte Skepsis und Unverständnis bis hin zur offenen Ablehnung, - von den ungewöhnlich vielen zuhörenden Bürgern auf der Empore ganz zu schweigen.

Regelrechte Empörung unter den Bezirksvertretern herrschte im Saal, als während der Projekt-Präsentation von Talke bekannt wurde, dass Talke bereits seit 2011 mit Duisport, der Stadtverwaltung und der Bezirksregierung Düsseldorf als Genehmigungsbehörde bereits seit 2011 über das gefährliche Lager sprechen, dass seit drei Jahren geprüft und verhandelt wird - hinter verschlossenen Türen. Nach einer Liste, die per Power-Point-Vortrag an die Wand projiziert wurde, waren unter anderem in Duisburg der Oberbürgermeister, das Amt für Bauordnung und -beratung, das Amt für Umwelt und Grün, das Straßenverkehrsamt sowie das Landesamt für Natur- und Umweltschutz, die Bezirksregierung Arnsberg, die Landeseisenbahn-Verwaltung, das Eisenbahn-Bundesamt, die Hafen Duisburg-Rheinhausen GmbH sowie insgesamt acht Dezernate der Bezirksregierung Düsseldorf lange eingeweiht und involviert. Das Bezirksamt Rheinhausen und die meisten Bezirksvertreter erfuhren von der riskanten Planung ganz zuletzt - aus der Presse.

Unmut in der BV

Da hagelte es von allen Fraktionen in der BV einmütig Kritik,obwohl Talke-Vertreter Manfred Broich beteuerte: „Wir haben nichts im Stillen gemacht.“ Bezirksbürgermeister Winfried Boeckhorst brachte seinen Unmut so auf den Punkt: „Ich finde es sehr befremdlich, dass das Projekt bis vor kurzem weder bei mir noch bei den Mitgliedern der Bezirksvertretung angekommen ist!“ Reiner Friedrich setzte hinzu: „Mit der Information fangen wir jetzt bei Null an“, so der SPD-Ratsherr und kritisierte besonders Duisport: „Mir fehlt das Verständnis dafür, dass man bei solchen Projekten nicht die Politik informiert.“ Sein Parteigenosse Ersin Erdal: „Ich finde es unverschämt, dass so ein Verfahren seit 2011 läuft und wir erst jetzt davon erfahren!“ so der SPD-Ratsherr. An die Talke-Vertreter gerichtet: „Sie haben das Projekt schön geredet. Wir können die Risiken nur minimieren, nicht ausschließen.“

Offizieller Erörterungstermin am 3. November

Claudia Leiße fand es „sehr schade, dass die Information der Bezirksvertretung erzwungen werden musste“. An Talke gerichtet monierte die Grünen-Ratsfrau: „Ihre Kurzbeschreibung des Projekts reicht für die Information der Bürger nicht aus. Mit Unternehmen haben wir die Erfahrung gemacht, dass Ängste und Bedenken der Bevölkerung weggewischt werden!“

Karsten Vüllings, von den Bürgerlich Liberalen (BL) bezweifelte die Talke-Angaben, die geplanten 80 Lkw-Transporte pro Tag würden ausschließlich über die Brücke der Solidarität/Osttangente, die L 473n oder bei Lieferung per Schiff per Lkw nur auf dem Logport-Gelände selbst abgewickelt: „LKW-Fahrer halten Sie aus keinen Wohngebieten heraus, es sei denn Sie stellen Panzersperren auf.“

Alle Bezirksvertreter waren sich schnell einig, dass die Firma Talke auch die Rheinhauser Bürger über den Störfallbetriebe informiert werden müssen und auch Antworten auf Fragen schuldig geblieben sei - etwa zu den vorgeschriebenen Abständen zwischen den insgesamt 91 gelagerten oder verarbeiteten chemischen Stoffen bis zur nächsten Wohnbebauung an der Ursulastraße. Daher wird es noch im September einen Info-Abend für alle Bürger im Clarenbachhaus in Friemersheim geben.

Der offizielle Erörterungstermin im Rahmen des Genehmigungsverfahren der Bezirksregierung Düsseldorf ist für den 3. November angesetzt, bisher ausgerechnet im „Haus der Unternehmer“ im rechtsrheinischen Buchholz - und nicht am Logport-Standort Rheinhausen.