Duisburg-Rheinhausen. Die Duisburger Unternehmen reagieren nicht auf die amerikanische Späh-Affäre, beklagt die IHK. Dagegen bemerkt Sicherheitsexperte Edgar Scholl mehr Anfragen. Viele Chefs sehen Cyberkriminalität aber nicht als Risiko an und kümmern sich weiter um ihr Tagesgeschäft.
Duisburgs Firmen sollten angesichts der amerikanischen Späh-Affäre beunruhigt sein und schleunigst handeln. Das findet Dr. Frank Rieger, Rechtsanwalt der Niederrheinischen IHK. „Gerade unsere hoch spezialisierten mittelständischen Unternehmen schätzen das Bedrohungspotenzial falsch ein.“ Betriebsgeheimnisse seien unbedingt schützenswert, nur würden viele Firmen die Gefahr unterschätzen, die von Spionage ausgehe. Bislang stelle die IHK daher in Duisburg trotz vieler Angebote keinen erhöhten Beratungsbedarf fest.
Einen Anstieg an Anfragen bemerkt hingegen der IT-Sicherheitsexperte Edgar Scholl von der Antauris AG im Businesspark. „Aber unser E-Maileingang läuft nicht über. Viele Unternehmen kümmern sich ums Tagesgeschäft und blenden die NSA-Affäre aus.“ Nur sechs Prozent der deutschen Manager würden Cyberkriminalität überhaupt als Risiko sehen, so Scholl, der sich auf die Studie eines Versicherers bezieht.
Dabei habe es im vergangenen Jahr alleine in Deutschland 64.000 bekannte Fälle gegeben. Die Dunkelziffer sei jedoch groß, da die Betroffenen „ganz viele Fälle von Einbrüchen“ gar nicht mitbekommen würden, ergänzt Swen Baumann, Antauris-Geschäftsführer aus der Hamburger Firmenzentrale. Dennoch würden Unternehmer seit der Spähaffäre verstärkt handeln. Zwar rüsten sie nicht ihre Firewalls nach – die alleine böten ohnehin nicht genügend Schutz vor externen Spionageangriffen –, „aber ihre Daten sollen jetzt auf Servern in Deutschland liegen“.
Bedrohung nicht nur aus den USA
Inzwischen würden sie auch erkennen, dass es wichtig ist, zu wissen, „wer wann von wo wie oft auf Daten zugegriffen hat“. Dies herauszufinden sei selbst bei Einhaltung deutscher rigider Datenschutz-Gesetze durchaus möglich – und nötig. „Jeder, der etwas hat, mit dem Geld zu verdienen ist, ist ein potenzielles Opfer“. Doch die Bedrohung gehe nicht nur von den USA aus, jede Nation und jeder Konkurrent, auch im Inland, komme als Wirtschaftsspion in Frage. Der wichtigste Sicherheitsfaktor sei jedoch der Mensch, sagt Scholl. „Er ist die beste Firewall, die ich haben kann“, zumal selten ein externer Hacker sensible Daten stiehlt, sondern meist ein Innentäter. Das sei bei den Steuer-CDs ebenso der Fall wie bei Edward Snowden, der die Machenschaften der NSA aufgedeckt hat.
Umfragen würden zudem belegen, so Scholl, dass sich 70 Prozent der Computeranwender mehr Schulungen im Bereich Computersicherheit wünschen. Wer jedoch seine IT-Sicherheit verbessern möchte, rät Baumann, der solle sich unbedingt an Profis wenden.