Duisburg-West. . Massive Holzstempel stützen die zu den Hochheider Hochhäusern gehörende Tiefgarage. Die Eigentümer möchten gerne sanieren. Und nehmen die Stadt in die Pflicht: „Die Ruine Ottostraße 24-30 muss weg.“ Zum Glück steht wenigstens keines der Häuser auf dieser Garage.

Wer Glück mit dem Wetter hat, hat womöglich einen netten Urlaub voller Sonnenschein, sagen wir, in Norddeutschland, verbracht. Wer rund um die Hochheider Hochhaussiedlung Glück mit dem Wetter hat, hat zumindest halbwegs trockene Füße. Das heißt im Gegenzug: Wer in Hochheide Pech mit dem Wetter hat, steckt bis zu knöcheltief im Wasser. In der eigenen Garage. Die Tiefgarage, die zwischen den Hochhäusern verläuft, ist in einem bemitleidenswerten Zustand. Ortsbesichtigung mit Verwalter, Hausmeister, Architekt, Eigentümerbeirat und Lokalpolitik,

„Diese Stempel hat die Eigentümergemeinschaft Ottostraße 18/20 bezahlt“, sagt Verwalter Heinrich Voss und zeigt auf die hölzernen Ungetüme samt Wasserablauf. Die Garage ist seit Jahren undicht, bei Regen läuft Wasser nahezu ungehindert in die beiden Etagen.

Statiker zogen die Reißleine

Da das Gemäuer davon nicht gerade standsicherer werde, hätten Statiker irgendwann sprichwörtlich die Reißleine gezogen. „Entweder, das Mauerwerk wird gestützt oder die Garage geschlossen.“ Eigentlich ist eine aufwändige und Hunderttausende Euro teure Generalsanierung erforderlich. Die müssten die Eigentümer bezahlen. Und genau das ist das Problem.

„Wir, die Eigentümer von Ottostraße 18 und 20, würden gerne sanieren“, sagt Beiratsvorsitzender Eckhard Pleuger. Allerdings fehlen ihm und Hausverwalter Heinrich Voss einige potenzielle Mitfinanzierer. Die Erklärung: die Garage besteht aus zwei maroden Etagen. Auf der oberen stehen die Wagen der Eigentümer Ottostraße 18/20.

Die Flächen der unteren – ebenfalls von Stützen gehaltenen – Etage gehören zu dem abrissreifen Koloss Ottostraße 24-30. Besitzer des Pleiteobjektes seien nicht mehr zu ermitteln. Und wo kein Besitzer, da kein Garagensanierer.

„Die Stadt muss Ruine kaufen“

Die Lösung des Problems könne laut Pleuger und Voss nur der Kauf der Ruine durch die Stadt und ein anschließender Abriss des Gebäudes sein. „Wir möchten ein klares Bekenntnis der Verwaltung, das Gebäude Ottostraße 24-30, nötigenfalls über eine Zwangsversteigerung, in ihren Besitz bringen zu wollen“, fordert Pleuger.

Eckhard Pleuger und Heinrich Voss schauen mit reichlich Groll zurück. Vor Jahren, noch unter der Rigide von Oberbürgermeister Adolf Sauerland, sei schon einmal das Geld für den Kauf der Schrottimmobilie da gewesen. Allerdings hätten die Ratsleute dann kalte Füße bekommen, da nicht klar war, ob sie womöglich mit zur Verantwortung hätten gezogen werden können, ginge mit dem Kauf des Hauses etwas schief.

Nun haben sich die Machtverhältnisse in der Stadt bekanntlich geändert, der neue Oberbürgermeister ist Genosse, der neue Planungsdezernent Carsten Thum auch. Die Protagonisten in Homberg, SPD-Chef Mahmut Özdemir, und Bezirksbürgermeister Hans-Joachim Paschmann sind bereits länger im Amt und haben sich mit den verärgerten Wohnungsbesitzern hinab in die Tiefgarage begeben. Sie sind, wenig überraschend, sehr mit den Hochheidern. Es müsse endlich etwas passieren, man werde sich kümmern, „Homberg bedeutet für mich Herzblut.“

Alle Hoffnungen liegen beim neuen Planungsdezernenten 

Die Hoffnungen scheinen in der Tat beim neuen Planungsdezernenten zu liegen, der soll ein ähnliches Hochhausprojekt schon einmal in einer seiner früheren Stationen im Ruhrgebiet erfolgreich gestemmt haben.

„Ich hoffe, Ihre Schultern sind breit genug, eine solche Sache durchzufechten“, sagt Pleuger in Richtung Mahmut Özdemirs. Er sagt das mit dem Wissen, dass die Eigentümer Ottostraße 18/20 voll hinter ihm stehen. „Und wenn hier jemand mit einem positiven Bescheid vorbeikommt, besorge ich jederzeit einen einstimmigen Beschluss der Besitzer für eine Sanierung der Tiefgarage.“

Die Weißen Riesen – Zahlen und Fakten

Die insgesamt sechs jeweils 20 Stockwerke hohen Bauten (drei Mal 160 Wohnungen, drei Mal 320 Wohnungen) wurden 1974 auf einem Teil des Geländes der Rheinpreußen-Siedlung fertiggestellt (Ratsbeschluss der Stadt Homberg 1969). Das Haus Otto-straße 18/20 gehört einer Eigentümergemeinschaft und ist voll belegt. Ottostraße 24-30 ist seit Jahren leergezogen, Name im Volksmund: „Taubenschlag“.

Ebenso leergezogen ist das dem Ruhrorter Unternehmer Heinz Fromberger gehörende Haus Friedrich-Ebert-Straße 10-16. Ottostraße 54-56 gehört ebenfalls Heinz Fromberger, soll laut Bezirksamt nach der Aufgabe des Hauses Friedrich-Ebert-Straße inzwischen recht gut belegt sein. Das Haus Ottostraße 58-62 gehört einer Eigentümergemeinschaft, über den Stand der Belegung ist laut Bezirksamt nichts bekannt.

Der sogenannte „Rote Riese“, ein sanierter Bau, steht an der Hanielstraße 36/38. Er soll zu rund 60 Prozent belegt sein.

Zu jeder zweiten der insgesamt 1440 Wohnungen steht laut Aussage des Eigentümerbeirats des Hauses Ottostraße 18/20 jeweils ein Tiefgaragenstellplatz zur Verfügung.