Duisburg-Neumühl. .
Graffiti an den Wänden, die Fenster und Türen vergittert. Vergammelte Grünanlagen rundherum, zugeschweißte Mülltonnen - so präsentiert sich ein Gebag-Wohnblock an der Holtener Straße im Grenzgebiet zwischen Neumühl und Röttgersbach. Und das seit Jahren.
„Als wir vor zwanzig Jahren hier gebaut haben, hat uns die Stadt zugesichert: Die Häuser kommen weg“, erinnert sich Hans-Peter Eminger. Er wohnt schräg gegenüber der Schrott-Immobilie an der Holtener Straße 334. Und ist - wie seine Nachbarn - wenig begeistert ob des abstoßenden Anblicks. „Wenn Freunde zu Besuch kommen, hören wir immer wieder: Meine Güte, hier wohnt ihr!?“, sagt er genervt. Und seine Frau nickt zustimmend.
Seit zwei Jahrzehnten will sich die Duisburger Wohnungsgesellschaft (Gebag) von den Häusern trennen. Aber keiner nimmt sie. Es will auch niemand dort ein Einfamilienhäuschen bauen. Ein Dilemma für die Gebag, wie deren Chef Dietmar Cremer einräumt. „Das ist ein ganz schwieriger Fall“, ergänzt er.
Die Lage: Nun, die ist alles andere als attraktiv. Auf der einen Seite stehen zwar schnieke Einfamilienhäuser („eine ganz normale Wohngegend“, so Eminger), auf der anderen aber verläuft die Eisenbahnlinie auf einem ungepflegten Damm. Und genau dort würden neue Häuser angrenzen, oder die Gärten. Und wer will schon das Geratter der Züge hautnah erleben?
Anfangs waren die Häuser noch bewohnt: Große Familien lebten dort. „Eigentlich ganz schöne, große Wohnungen“, berichtet Eminger. Er kennt sie, weil er mit einigen Bewohnern früher Kontakt hatte. „Das war preiswerter Wohnraum für Leute, die sich teurere Wohnlagen nicht leisten konnten.“
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Doch dann kündigte die Gebag den Mietern, nach und nach wurde das vordere Haus leergezogen und verfällt seitdem. Immer wieder hielten sich Personen unerlaubt in dem Gebäude auf, weshalb die Gebag Gitter an Türen und Fenstern anbrachte. Was sie übersah: Durch die rückwärtigen Kellerschächte können ungebetene Gäste immer noch ins Gebäude - und tun das auch. „Das ist ein Abenteuerspielplatz für Jugendliche und Kinder“, wissen die Nachbarn. Ob sich sonst noch jemand dort aufhält - keiner der Anwohner traut sich herein, um nachzuschauen.
Die Gebag will sich jetzt verstärkt wieder um diese Immobilie kümmern.
In Frage kommt der Abriss, damit anschließend neue Mehr- oder auch Einfamilienhäuser dort gebaut werden können. Vorausgesetzt, sie lassen sich vermarkten. Denkbar sei aber auch der Verkauf. Die Gebag selbst will die Häuser, die mit Isolierfenstern und sogar einer Fassadendämmung ausgestattet sind, nicht mehr renovieren. „Das entspricht nicht den heutigen Ansprüchen, was die Energieeffizienz entspricht“, sagt Cremer. Die Mehrfamiliengebäude könne man allenfalls als „gehobenen Rohbau“ bezeichnen. Der sich aber praktisch nicht verkaufen lasse. Fazit: Die Nachbarn werden weiter mit die Schrott-Immobilie leben müssen.