Duisburg. Es war nicht ganz so krawallig wie die Elefantenrunde mit Gerhard Schröder im Jahre 2005, doch hitzig wurde es am Wochenende in Homberg beim Thema Politik ebenfalls.
Anlass bot eine Podiumsdiskussion, zu der alle Landtagskandidaten für den Duisburger Westen gekommen waren. Heftige Kritik hagelte es aus dem Publikum für Rainer Bischoff (SPD), der seit rund zwölf Jahren den Wahlkreis vertritt. Seine Kritiker waren jedoch größtenteils politische Konkurrenten, darunter Klaus Mönnicks, Alois Fischer (beide CDU) und Roland Busche (Linke).
Neben dem Sozialdemokraten blieben seine Herausforderer zumeist blass, wohl auch, weil offenbar einige nicht einmal selbst davon überzeugt sind, den Duisburger DGB-Chef am 13. Mai schlagen zu können.
Ein Sieg grenze an ein Wunder
„Ich mache lediglich als Parteisoldat meine Parteiarbeit, es ließ sich sonst niemand anderes als Kandidat finden“, sagte Sait Keles (Grüne) über seine Kandidatur. Ein Sieg grenze an ein Wunder, doch er nutze den Wahlkampf, um die Ziele seiner Partei bekannt zu machen. Auch der Liberale Jörg Löbe musste schmunzeln, als er als Gedankenspiel annahm, er würde den Wahlkreis gewinnen.
Eine Plattform bot sich auch Ulrich Scharfenort, dessen Piratenpartei erstmals bei den Wahl-Podiumsdiskussionen der christlichen Verbänden KAB, Kolpingfamilie, EAB, und CAJ dabei war. Wer sich jedoch angesichts des Piraten-Hypes frischen Wind erhofft hatte, wurde enttäuscht.
Beruf sei Privatsache
Denn anders als den erfahrenen Politikern neben ihm auf dem Podium, Bischoff, Löbe und CDU-Ratsfrau Sylvia Linn, fehlte ihm zu vielen Themen eine fundierte Meinung. Für Wirbel sorgte zudem seine Aussage, sein Beruf sei Privatsache und bleibe daher geheim. Bekannt gibt der promovierte Chemiker nur, dass er technischer Bundesbeamte ist.
Pepp brachte der 22-jährige Punker Lukas Hirtz, Kandidat der Linken, in die Veranstaltung. Er nutzte die Aufmerksamkeit, um etwa die Millionärssteuer und andere Parteiforderungen zu diskutieren, kassierte aber Schelte seiner Gesprächspartner, weil viele Forderungen unrealistisch und mit den derzeitigen Mehrheitsverhältnissen im Bund und im Bundesrat illusorisch sind.
Bischoff (SPD) verteidigt landesweite Perspektive
Verteidigen musste sich jedoch immer Rainer Bischoff, weil im Zuschauer vorwarfen, er setze sich nicht vor Ort für die Menschen ein, zum Beispiel beim Thema Hochheider Hochhausruinen. Er sei ein „Lokalpatriot“ entgegnete er, aber NRW sei nun einmal größer als Homberg, und als Landespolitiker müsse man alle 396 Kommunen im Blick haben. „Es gibt Hunderte solcher Hochhausruinen im Land. Wenn ich eine Sonderbehandlung für Hochheide fordere, dann sagt der Bottroper Abgeordnete: ,Wir haben drei solcher Hochhäuser bei uns.’“ Probleme müssten angepackt werden, aber nach dem Land zu rufen, sei dabei kein Allheilmittel. Allerdings lasse man die Kommunen nicht alleine. So werden durch eine Gesetzesänderung 55 Millionen Euro nach Duisburg fließen, die zwar an gewisse Bedingungen geknüpft sind, der Stadt aber merklich unter die Arme greifen sollen.
Andere Themen waren mitunter schlechte Förderung der Jugendverbandsarbeit, Mindestlohn, geforderte Änderungen des Solidaritätszuschlags und der Schulkonsens.