Rheinhausen. . Das Interesse an E-Books ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Allerdings könne die digitale Version dem klassischen Buch nicht gefährlich werden, meint Linda Broszeit, Buchhändlerin aus Rheinhausen. Im Interview gibt die 52-Jährige Tipps zu aktuellen und zukünftigen E-Book-Modellen.
Verschwindet dieses Bild bald unter anderem aus deutschen Straßenbahnen? Jemand liest ein Buch, ein Taschenbuch mit Eselsohren und womöglich Kaffeeflecken. Bald sitzt dieser Straßenbahnpassagiere mit einem kleinen Computer, einem sogenannten „E-Reader“ in der Bahn? Das Blättern entfällt, Eselsohren gibt es auch keine und Kaffeeflecken wären eine Katastrophe für das High-Tech-Gerät. Ganz soweit ist es laut der Rheinhauser Buchhändlerin Linda Broszeit aber längst noch nicht. Weniger als ein Prozent ihrer Kunden an der Friedrich-Alfred-Straße hätten bisher ein solches Elektro-Buch. Der Umsatz klassischer Bücher sei nicht eingebrochen und auch nicht gefährdet.
Das Interesse an E-Readern, Linda Broszeit verkauft eines der vielen Modelle in ihrem Laden, sei groß, sagt die 52-Jährige. So groß, dass sie bereits zwei Seminare besucht und einen Leitfaden herausgebracht hat. Was gilt es zu beachten? Hier die wichtigsten Antworten. Eins vorweg, die Geräte von heute sind bereits im kommenden Frühjahr veraltet, die neue Generation kann deutlich mehr.
Was ist überhaupt ein E-Reader und worin unterscheiden sich die Modelle?
Linda Broszeit: „Diese Lesegeräte wiegen zwischen 170 und 600 Gramm, sind deutlich leichter als ein dickes Buch. Der Text erscheint auf dem Bildschirm, man klickt ihn wie auf dem Computer einfach weiter. Die Schriftgröße ist einstellbar. Es gibt Geräte mit Tastatur und solche mit Touchscreen. Ich persönlich halte Tastaturen für einfacher, durch das Touchscreen ist die Gefahr, dass die Buchstaben beim Vergrößern verrutschen sehr groß. Zudem gibt es zwei Arten von Bildschirmen, die klassischen LCD-Bildschirme und die E-Ink-Geräte. Bei LCD-Bildschirmen ist die Sicht ähnlich wie bei Laptops zum Beispiel bei Sonneneinstrahlung schlecht. E-Ink-Geräte reflektieren deutlich weniger, sie sind augenfreundlicher, allerdings gibt es sie nur in schwarz/weiß.“
Wie teuer sind E-Reader, wie teuer die Bücher?
Broszeit: „Los geht’s bei 60 Euro, Top-Geräte kosten um die 120 Euro, nach oben gibt es aber kaum Grenzen. Bei den Geräten ist darauf zu achten, dass man die E-Books bei allen Anbietern kaufen kann. So kann man beim 99 Euro teuren Kindle, dem Reader des US-Konzerns Amazon, nur Werke von Amazon bekommen. Mein Geschäft ist an einen großen Anbieter angeschlossen, der 130.000 Titel führt und nicht an eine Gerätemarke gebunden ist. Die E-Books werden über das Internet bestellt und heruntergeladen. Sie sind 20 Prozent billiger als das Buch in gedruckter Form. Einige alte Bücher, deren Autorenrechte abgelaufen sind, gibt es kostenlos.“
Gibt es alle Bücher auch als E-Book?
Broszeit: „Nein. Neuerscheinungen gibt es in der Regel als E-Book, ältere Fachbücher oder Reiseführer dagegen nicht. Es ist immer eine Entscheidung des jeweiligen Verlags, ein älteres Buch als E-Book anzubieten.“
Wie sieht’s aus mit dem Datenschutz?
Broszeit: In Sachen Rechtssicherheit, etwa im Falle von Widerruf, Rückgabe oder Kopierschutz ist vieles noch ungelöst. Fakt ist, dass man die Books in der Regel nur mit der Kreditkarte bezahlen kann, also Daten im Internet angeben muss. In manchen Buchgeschäften, auch bei uns, kann man aber auch bar bezahlen.“
Können Sie E-Reader generell empfehlen und haben Sie selbst auch einen?
Broszeit: „Ich habe ein solches Gerät, kann es, wenn auch nicht uneingeschränkt, empfehlen. E-Reader sind leicht, Sie müssen keine Bücherstapel mit in den Urlaub schleppen. Allerdings gibt es nicht alle Werke auch als E-Book, in Sachen Rechtssicherheit ist noch vieles unklar und viel günstiger als die klassischen Werke sind sie auch nicht. Ich habe festgestellt, dass ich schneller auf dem Bildschirm lese, habe einen 300-Seiten-Krimi innerhalb von vier Stunden geschafft. Und vielleicht steigt die Zahl der jugendlichen Leser, viele interessieren sich doch sehr für diese Technik.“
Linda Broszeit empfiehlt also quasi beides, bleibt die Frage, ob man besser bis kommendes Jahr wartet. Die dann erscheinenden Geräte bieten etwa auch Links an, das heißt, wenn bei Dan Browns „Das Symbol“ eine alte Kirche auftaucht, kann sich der Leser über einen Link gleich Informationen über das Gotteshaus holen. Das geht heute noch nicht.
Bei den E-Readern scheint es ähnlich wie bei den Musikdateien, sie ergänzen den Markt, werden Buch, beziehungsweise CD, aber nicht ablösen. Zudem ist ein Buch doch sehr praktisch, um einen kippelnden Tisch abzustützen. Mit einem E-Reader sollte man das nicht tun.