Sechs Brücken überspannen vom Duisburger Westen aus den Rhein, eine weitere Brücke und eine Fähre kurz dahinter. Anlässlich des „Brückentages“ an Allerheiligen stellen wir die Brücken vor.
Na - langes Wochenende vor der Brust? Mit nur einem Tag Urlaub vier Tage lang die Seele baumeln lassen? Dann haben Sie ihn also genutzt - den „Brückentag“ am kommenden Montag vor Allerheiligen.
Brücken haben im Duisburger Westen schon immer große Bedeutung gehabt. Kein Wunder bei Gemeinden, Städten und später Stadtteilen, die entlang der Handelsstraße Rhein entstanden. Anlässlich des heute beginnenden Brückentags-Wochenendes klappern wir einmal im Geiste von Süd nach Nord die Brücken ab, die Rheinhausen, Homberg und Baerl mit den wilden Landen rechts des Rheins verbinden.
Die Reise beginnt knapp außerhalb des Stadtgebietes: Die Uerdinger Rheinbrücke führt zwar, wie der Name schon sagt, von Krefeld-Uerdingen nach Duisburg-Mündelheim. Für viele Rumelner und Friemersheimer ist sie nichtsdestotrotz das Tor zur Welt - oder zumindest ins Rheinland, ins Bergische und ins Ruhrgebiet - schließlich führt die B 288, deren Teil sie ist, zu den Autobahnen 49, 524 und 3. 1936 unter dem unseligen Namen „Adolf-Hitler-Brücke“ eingeweiht und kurz vor Kriegsende von deutschen Soldaten zerstört, wurde sie von 1948 bis 1950 mit alten Konstruktionsteilen wieder aufgebaut.
Nicht wieder aufgebaut, sondern komplett ersetzt wurde die ursprünglich 1871 eingeweihte Eisenbahnbrücke von Rheinhausen nach Hochfeld, an die nur noch zwei alte, langsam verfallende Brückentürme in den Rheinwiesen neben dem Neubau von 1949 erinnern. Kurios: Der Rad- und Fußweg an der Nordseite dieser Brücke ist - obwohl Teil des Radwanderwege-Netzes Ruhrgebiet - offiziell gar keiner: Breite und Geländerhöhe qualifizieren ihn streng genommen nur zum Gehweg. Gerüchtehalber gibt es allerdings keinen den Richter nötig machenden Kläger, so dass nicht unbedingt mit verschärften Kontrollen zu rechnen ist.
Ein paar hundert Meter weiter rheinabwärts überspannt Duisburgs wohl bekannteste Brücke den Rhein: Bis Ende der 80-er Jahre einfach nur „Rheinbrücke“, beziehungsweise je nach Blickrichtung „Hochfelder“ oder „Rheinhauser Brücke“ genannt, wurde sie am 20. Januar 1988 von 50000 Stahlarbeitern aus über 60 Hüttenwerken zwecks Demonstration gegen die Krupp-Schließung besetzt. Die Jugendvertreter der Krupp-Lehrwerkstatt hatten über Nacht ein Namensschild gefertigt, das die Brücke noch heute schmückt und dessen Namen die Stadt mittlerweile offiziell übernommen hat: Brücke der Solidarität.
Wie alle Duisburger Straßenbrücken über den Rhein ist sie von weitem am blau-roten Anstrich zu erkennen. Das unterscheidet sie von den Brücken, die „drüben“ in Nord-Süd-Richtung die Ruhr kreuzen und durch die Bank gelb-grün lackiert sind.
Schwere Lasten hat die nächste Brücke zu tragen - die erste, deren linksrheinischer Teil im Bezirk Homberg liegt: Die „Rheinbrücke Neuenkamp“, im hiesigen Volksmund als Essenberger Brücke bekannt, die den Strom bei Rheinkilometer 778,3 quert - und zwar als Teil der A40. Was an Lkw-Verkehr aus dem Ruhrgebiet in Richtung Belgien, Niederlande und zurück rollt, kommt an diesem 777,4 Meter langen, an zwei jeweils 50 Meter hohen Stahlpylonen hängenden sechsspurigen Nadelöhr kaum vorbei.
Nadelöhr mit sechs Fahrspuren
Seit ihrer Fertigstellung in den 70-ern ersetzt die A40 mit der Essenberger Brücke die ehemalige B60 - heute Rheinpreußen-, Lauer- und Rheindeichstraße - als überörtliche Verbindung vom Niederrhein über Homberg in Richtung Duisburg. Natürlich muss auch dieser Straßenzug den Rhein kreuzen. Das tut er bei Kilometer 780 mit der Friedrich-Ebert-Brücke, die in ihrer heutigen Form von 1951 bis 1954 wiederaufgebaut wurde. Was wie eine Hängebrücke aussieht, ist tatsächlich eine Konstruktion, bei der die Tragkabel in den Überbau statt in Ankerblöcke einleiten. Ingenieure sprechen von einer „unechten Hängebrücke“.
Fünf Kilometer weiter rheinabwärts verbinden gleich zwei Rheinbrücken die Stadtteile Baerl und Beeckerwerth. Zuerst die Haus-Knipp-Brücke von 1910, benannt nach einem benachbarten Herrensitz, der 1939 beim Ausbau des Rheindeichs abgerissen wurde. Die 106 Meter lange, 2600 Tonnen schwere Stahl-Fachwerkkonstruktion führt zwei Güter- und Personenzug-Gleise, von denen mittlerweile eins stillgelegt ist. Parallel führt die jüngste Duisburger Rheinbrücke die Autobahn A 42 über den Fluss. Ers 1990 wurde diese Schrägseilbrücke in Dienst gestellt.
Deutlich geruhsamer als auf der Autobahn geht es auf der letzten Möglichkeit zu, den Fluss zu queren. Die ist ausnahmsweise keine Brücke: Im zehnminütigen Pendelverkehr tuckert die mittlerweile auch schon 53 Jahre alte Rheinfähre kurz hinter der Baerler Stadtgrenze von Rheinberg-Orsoy nach Walsum.
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