Duisburg. Die Bezirksregierung Düsseldorf sagt "Nein" zu einem Neubau des Brückenzuges zwischen Ruhrort und Kaßlerfeld. Genehmigt werden der finanziell klammen Stadt nur Reparaturen an den betagten Überführungen.

21. April 1995, 18.20 Uhr: Die letzte Straßenbahn rollt über die Aakerfährbrücke, danach ist die Ruhrüberführung gesperrt – wegen akuter Einsturzgefahr. Ähnliches sei jetzt auch am Karl-Lehr-Brückenzug zwischen Kaßlerfeld und Ruhrort nicht dauerhaft auszuschließen, warnt Planungsdezernent Jürgen Dressler. Den geplanten Neubau wird's nämlich nicht geben. Die Bezirksregierung erlaubt der klammen Stadt nur Ausgaben, die notwendig sind, um die Überführung verkehrssicher zu halten, keinen Cent mehr.

An Brücken "wurschteln"

„Unser Handeln reduziert sich momentan auf Wurschteln”, beschreibt Dressler die Handlungsfähigkeit der Stadt. Der marodeste Teil des Brückenzuges, die Überführung über den Vinckekanal, werde jetzt erst einmal „ingenieurmäßig untersucht” und dann bei Bedarf gesichert. Nicht allzu weit entfernt befindet sich die Stahlbogenbrücke über den Ruhrorter Eisenbahnhafen: Sie ist seit Jahren für den Autoverkehr gesperrt, weil der Stadt die Mittel für eine andere Lösung fehlen.

„Alle Brücken sind in einem Zustand, der eine Erneuerungspflicht nach sich zieht”, so Dressler zum Lehr-Brückenzug. Dabei liegen Pläne und Ausschreibungen für einen ersten Bauabschnitt des Lehr-Brückenzuges fertig in der Schublade. Baubeginn wäre umgehend möglich.

Auch die Finanzierung wäre zu schaffen, weil Mittel zur Förderung des Öffentlichen Personennahverkehrs bereits bewilligt wurden. Immerhin flossen in den letzten Jahren bereits 50 Mio Euro in die Beschleunigung der DVG-Linie 901. Letzter Engpass der wichtigen Nord-Süd-Verbindung ist die Reihe von betagten Überführungen über Vinckekanal, Vinckeweg, den zugeschütteten Kaiserhafen, Hafenkanal und Ruhr.

Reparaturen ja, Neubau nein

Das Geld für einen Brückenneubau, schildert Dressler das Dilemma der Stadt, gebe es aber nur, wenn dadurch Verbesserungen für den Verkehr ergeben und auch der weitere Brückenausbau angegangen werde. Doch genau an diesem Punkt ist die Finanzaufsicht der Düsseldorfer Bezirksregierung beinhart: „Die Stadt kann so viel Geld verwenden, wie sie für einen verkehrssicheren Zustand braucht.” Das heißt: Reparaturen ja, Neubau nein.

Eine Spar-Brücke, nicht breiter als jetzt und dadurch billiger als eine eigentlich gewünschte mit vier Autospuren, separatem Gleiskörper, Rad- und Fußwegen, sei auch nicht möglich, klagt Dressler. Ohne verkehrliche Verbesserung gegenüber dem heutigen Zustand gebe es keine Förderung.

Und ohne Förderung eines Großteils der Kosten läuft gar nichts. Denn der erste Bauabschnitt über Vinckekanal und Vinckeweg ist mit 20 Mio Euro kalkuliert, der restliche Ausbau mit weiteren 50 Mio Euro.