Duisburg-Homberg. .

In Duisburg-Homberg steht ab Mai ein weiterer "Weißer Riese" leer: Der Eigentümer kündigte den verbliebenen 150 Mietern, lässt das Hochhaus mit 320 Wohnungen künftig leerstehen - und nennt auch die „Handlungsunfähigkeit“ der Stadtspitze als Grund.

Eigentümer Fromberger kündigt den verbliebenen 150 Mietern, lässt das Hochhaus mit 320 Wohnungen künftig leerstehen und nennt auch die „Handlungsunfähigkeit“ der Stadtspitze als Grund.

Die Kündigung kam mit der Post. 150 Familien müssen bis Mai aus ihren Wohnungen ausgezogen sein. Dann wird einer der größten Wohnblöcke im Hochheider Hochhaus-Viertel dicht gemacht. Der Eigentümer, die Firma Fromberger, gibt den Klotz mit 320 Wohnungen an der Friedrich-Ebert-Straße mit seinen vier Hausnummern von 10 bis 16 zum 30. April auf. Dann wird ein weiterer Weißer Riese mitten in Hochheide zur Ruine.

Die Schließung des Hochhauses kommt überraschend. Das Viertel schien sich durch die kostspielige Sanierung des Roten Riesen und zahlreiche kleine Projekte gerade wieder etwas berappelt zu haben. Hinter den Kulissen verhandelten Eigentümer und Investoren eine Zeit lang sogar über Rückbauten und weitere Sanierungen. Doch jetzt droht sich mit der Aufgabe eines weiteren der riesigen Wohnklötze die Situation wieder zu verschärfen.

„Widerstand des Baudezernenten“

Als Grund für die Aufgabe des Hochhauses führt die Firma Fromberger in erster Linie die geplatzten Verhandlungen mit der Stadtspitze an. „Das Unternehmen Fromberger war gewillt Investitionen in das Wohngebiet der Weißen Riesen vorzunehmen, um mittelfristig zur Verbesserung der Wohnumfeldsituation beizutragen“, erklärte Objektverwalter Klaus Kämpgen der Redaktion. Die Pläne sahen unter anderem vor, die bestehende Ruine an der Ottostraße 24 bis 30 zu ersteigern und teilweise auch mit Fördermitteln abzureißen, um einen ersten Schritt zur Verbesserung des Wohnumfelds zu erreichen. Der Stadt hätten die Konzepte der Firma Fromberger lange vorgelegen.

Doch trotz „intensivster Bemühungen“ und Verhandlungen mit der Stadt sowie Zusagen von OB Adolf Sauerland, die Bemühungen zu unterstützen, habe Fromberger „wegen der Handlungsunfähigkeit der Stadtspitze und nicht eingehaltenen Versprechungen“, keinerlei Ergebnisse erreichen können. Denn ein Abriss sei nur mit Unterstützung der Stadt und Fördermitteln möglich. „All dies hat nicht den politischen Willen der Stadt Duisburg getroffen, sondern ist auf Widerstand, insbesondere beim Baudezernenten, gestoßen“, kritisiert Klaus Kämpgen.

Kein Geld mehr investieren

Das Unternehmen Fromberger habe sich daher entschlossen, kein Geld mehr in das Gebäude an der Friedrich-Ebert-Straße zu stecken. Die Folge: Das Hochhaus wird am 30. April geschlossen. Verkaufen will der Eigentümer nicht, der Weiße Riese wird einfach leer stehen.

Von den 320 Wohnungen sind derzeit noch rund 150 vermietet, mehr als drei Viertel der Bewohner leben von Sozialleistungen. „Wir bieten allen Mietern Hilfe an und einem Großteil den Umzug in unser anderes Haus“, sagt Kämpgen. Das zweite Hochhaus an der Ottostraße 54 bis 56 hat insgesamt 160 Wohnungen und wird dann bald voll vermietet sein. Rund 1,5 Millionen Euro hat Fromberger in den Brandschutz und die Sanierung gesteckt.

Millionen-Sanierung für Brandschutz steht an

Investitionen wären jetzt auch an der Friedrich-Ebert-Straße nötig gewesen. Wie in allen Hochhäusern in Hochheide müssen die Eigentümer die von der Stadt verhängten Auflagen an den Brandschutz erfüllen. Seit Fromberger vor anderthalb Jahren das Gespräch mit der Stadt gesucht und ein neues Konzept auf den Tisch gelegt hat, war die weitere Sanierung ausgesetzt. Die jetzt anstehenden Kosten für die Überdruck-Belüftungsanlage sollen sich auf rund 2,5 Millionen Euro belaufen. Doch statt in die ungewisse Zukunft zu investieren, schließt das Unternehmen jetzt lieber das Gebäude.

Die Nachricht ging in Form der Kündigung gestern nicht nur an die Mieter, auch das Bauamt sowie das Amt für Soziales und Wohnen hat Fromberger gestern auf dem Postweg informiert. Immerhin stehen jetzt für 150 Familien Umzüge an. „Das Schreiben ist uns bekannt“, sagte Stadtsprecher Frank Kopatschek gestern der Redaktion. Alle Bewohner hätten natürlich die freie Wahl einer neuen Wohnungen. „Wer bei der Suche Hilfe benötigt, dem steht das Amt für Soziales und Wohnen sowie die Kommunale Wohnungsvermittlung unterstützend zur Seite.“

Die Vorwürfe des Hochhaus-Eigentümers, der die Schließung vor allem mit den offenen Versprechungen der Stadtspitze verknüpft, ließ die Stadt unkommentiert.