Duisburg-Homberg. . Seit Jahren misslingt der Versuch, ein leerstehendes Hochhaus in Hochheide abzureißen. Die bislang größte Chance auf den Abriss der Hochhaus-Ruine hat die Stadt wohl vertan: Der Mehrheits-Beschluss für die Abriss-Millionen wird nicht umgesetzt.
Der seit Jahren leerstehende Weiße Riese will einfach nicht fallen. Trotz neuer Beschlüsse bleibt der Abriss der Hochhausruine in weiter Ferne. Die Bezirkspolitik hatte gegen Ende des vergangenen Jahres einen erneuten Anlauf unternommen, um Fördermittel des Landes zu ergattern, mit denen der Schandfleck endlich aus der Hochheider Mitte verschwinden sollte. Doch immer mehr zeichnet sich ab, dass die Stadt ihre größte Chance auf einen Abriss schon längst verspielt hat. Denn Pläne für das Grundstück hat es durchaus gegeben. Am 27. Oktober 2009 saßen die Vertreter aller Eigentümer im Hochhausviertel beim Oberbürgermeister im Rathaus an einem Tisch. Sie legten dem OB, seinen Dezernenten, Amtsleitern und einigen Politikern ein Konzept vor, wie der Hochheider Wohnpark zukunftsfähig gestaltet werden könnte.
Seit 20 Jahren ungenutzt
Der Plan: Die Eigentümer kaufen die Ruine aus der Zwangsersteigerung an und lassen sie abreißen. Das gelingt zwar nur mit den Landesmitteln, die seit Jahren zugesagt sind und über Jahre im Haushalt auftauchten. Dafür übernehmen die Privateigentümer aber auch den Eigenanteil der Stadt, die diesen bekanntlich nicht aufbringen kann.
20 Jahre lang soll das Grundstück wirtschaftlich nicht genutzt werden, ein Teil der Kosten sollte durch alternative Energien wie einem Solarpark auf dem Gelände refinanziert werden. Der Bebauungsplan für das Areal sollte im Vorfeld geändert werden, damit nicht Spekulanten mitbieten und die Ruine sanieren.
Zudem sah das Konzept einen weiteren Rückbau vor. Der größte Immobilien-Eigentümer vor Ort, die Firma Fromberger, wollte ihren 320 Wohnungen-Klotz an der Friedrich-Ebert-Straße abreißen und durch kleinere, maximal viergeschossige Einheiten für altengerechtes Wohnen und für Familien mit Kindern ersetzen. Die gesamte Wohnfläche hätte sich halbiert.
Das Projekt starb scheibchenweise
Das Konzept hätte eine Millionen-Investition bedeutet, die das Hochhaus-Viertel auf ein vermietbares Maß an Wohnraum würde schrumpfen lassen. Mit dem Imagewandel hätte der Brennpunkt wieder eine Zukunft.
Die Mehrheit der Elefantenrunde am Tisch im Rathaus war begeistert, allen voran OB Sauerland. Die Eigentümer-Vertreter verließen das Rathaus mit der Gewissheit, Sauerlands volle Unterstützung zu haben. Dezernent Wolfgang Rabe sollte den weiteren Ablauf begleiten.
In einigen weiteren Treffen in kleiner Runde ging es bereits um die näheren Details. Das Projekt starb dennoch scheibchenweise. Ende Mai 2010 meldete sich OB Sauerland dann schriftlich. Er „begrüße“ das Konzept mit dem Abriss der Ruine und einer Nutzung von erneuerbaren Energien auf dem Grundstück. Der Bebauungsplan könne allerdings nicht im Vorfeld geändert werden. Die Fördermittel, von denen das ganze Projekt abhing, erwähnte Sauerland mit keinem Wort.
Homberger Politiker setzen sich für Fördermittel ein
Dann kam die Loveparade-Tragödie. Sauerland und Rabe hatten andere Probleme. Das Konzept verlief im Sande.
Inzwischen sieht die Situation wieder wie folgt aus: Die Eigentümer sitzen längst nicht mehr in einem Boot, in einem Haus haben Dutzende Wohnungen wieder den Besitzer gewechselt. Statt einem leerstehenden Riesen gibt es ab Mai zwei: Fromberger zieht seinen 320-Parteien-Block leer und will nur noch das kleinere Hochhaus mit 160 Wohnungen vermieten. Von großen Investitionen ist längst nicht mehr die Rede.
Bei der häufig als Wurzel allen Übels propagierten Ruine an der Ottostraße lässt zumindest die Bezirkspolitik nicht locker. Im September 2010 nannten es die Grünen gar „skandalös“, dass die Stadt inzwischen gar keine Fördermittel mehr für den Abriss beantragt. Hochheide taucht im Landesprogramm „Stadtumbau West“ gar nicht mehr auf. Das wollten die Homberger sofort ändern: Die Linke verlangte eine Million Euro, die SPD erhöhte auf drei Millionen, die CDU erahnte wohlwollende „Signale“ aus Düsseldorf für die Fördergelder. Kurzum: Der Beschluss fiel einstimmig.
OB Sauerland stimmte gegen Fördergelder
Auch bei der entscheidenden Abstimmung im Rat einen Monat später fanden die drei Millionen Euro für den Abriss eine Mehrheit. Kurios: Von den Fraktionen stimmte lediglich die CDU dagegen — inklusive Oberbürgermeister Adolf Sauerland, der zwar den Abriss begrüßt, aber dafür offenbar keine Fördergelder beantragen will.
Doch selbst der Mehrheits-Beschluss für die Abriss-Millionen wird nicht umgesetzt. Denn wie es im Nachklang aus dem Rathaus heißt, sei die Frist längst abgelaufen. Der Antrag beim Land auf die Fördergelder sei erst wieder für 2012 möglich. Und auch bei den Erfolgsaussichten gibt sich die Stadt wenig euphorisch: Seit 2009 verfolge das Land eine „sehr restriktive Förderungspolitik“, heißt es.
Selbst wenn das Land die Mittel zusagt, stellt sich wieder die Frage, wie die Stadt ihren Eigenanteil aufbringt. Die Chance, dass die Privateigentümer in die Bresche springen, ist jedenfalls vertan.