Duisburg. .
Der Rote Riese ist das Vorzeigeprojekt im schwierigen Umfeld des Hochheider Hochhausviertels in Duisburg-Homberg. Der 20-Geschosser wurde für zwölf Millionen Euro kernsaniert. Die Vermietung der Wohnung ist aber schwierig.
Der Rote Riese, das 20-geschossige Hochhaus an der Hanielstraße im Hochheider Hochhausviertel, ist Sinnbild für die Alternative zum Abriss und soll als Beispiel dienen, wie sich mit jeder Menge Geld und neuen Konzepten veraltete Plattenarchitektur womöglich doch noch sinnvoll in die Moderne retten lässt. Doch nach knapp einem Jahr stehen die Investoren vor der Erkenntnis, dass sich die Vermietung zieht wie Kaugummi.
Ein Drittel der Wohnungen steht leer
Vor knapp einem Jahr, am 1. September 2009, zogen die ersten Mieter ein. Da waren 60 der insgesamt 144 Wohnungen vermietet. Bis heute sind es 90 geworden, bedeutet: ein Drittel der Wohnungen steht noch leer. Die Erwartungen haben sich damit nicht erfüllt.
Till Mundorf, Chef der Ding-Gruppe, der die ehemalige Ruine zwangsersteigerte und das Projekt entwickelte, hatte im Juni 2009 erklärt, dass man für ein Haus dieser Dimension üblicherweise nach einem Jahr mit der Vollvermietung rechnen könne. „Ich bin überzeugt, dass es bei uns nur ein halbes Jahr dauert“, sagte Mundorf damals dieser Zeitung.
Der Rote Riese ist ein Einzelkämpfer
Inzwischen hat der Projektentwickler reagiert: Die für die Vermietung zuständige Firma „Nidus“, die wenn überhaupt durch ihren kleinen Stand auf dem Hochheider Wochenmarkt auffiel, ist aus dem Rennen. Stattdessen will jetzt die „Wohnwerk GmbH“ aus Essen den Leerstand minimieren. Deren Geschäftsführer Dieter Heilmair nennt es im Gespräch mit der Redaktion zwar eine „anspruchsvolle Aufgabe“, ist aber dennoch überzeugt, den Riesen füllen zu können. „Das Problem ist, dass der Rote Riese in dem Umfeld bislang ein Einzelkämpfer für ein besseres Image ist“, sagt Heilmair.
Die meisten Wohnungen werden über Internetportale an den Mann gebracht. Wer allerdings dann nach Hochheide googelt, der findet Berichte über Vandalismus, Dreck, Intensivtäter und immer wieder das Schlagwort sozialer Brennpunkt. „Wer dann vor Ort ist, wird davon aber wenig sehen“, sagt Heilmair. Das Konzept eines Mehrgenerationenhauses hält er für „sehr gut“, hat aber Ideen für Verfeinerungen. Beispiel: die Senioren-WG. Drei Zimmer seien ideal für zwei Personen, zur Zielgruppe gehören eher Frauen, die nicht alleine leben wollen. „Natürlich sollen keine Fremden zusammen ziehen. Sie müssen sich erst kennen lernen, das ist ein Prozess von Wochen oder Monaten“, sagt Heilmair. Interessant mache die Idee die Miethalbierung, von den 840 Euro Warmmiete für eine Komfortwohnung wäre nur die Hälfte fällig.
Sanierung über einen Immobilienfonds
Die Essener Firma Wohnwerk ist für Wohnungsgesellschaften in Berlin und NRW aktiv, ein Schwerpunkt liegt im Ruhrgebiet. „Wir scheuen uns nicht vor schwierigen Beständen“, sagt der Geschäftsführer. „Wichtig ist, dass der Berater mit dem Mieter auf Augenhöhe ist und ihm das Gefühl gibt, dass er sich um ihn kümmert.“
In wie weit der neue Wohnungsvermittler erfolgreich ist, davon hängt eine Menge ab, nicht nur für den Roten Riesen, sondern auch für das Hochhausviertel. Finanziert wurde die Sanierung über einen Immobilienfonds, die Mieteinnahmen sind die Rendite für die Anleger. Mit dem Modell wollten die Investoren auch die zweite Hochhaus-Ruine wieder auf Vordermann bringen. Der „Blaue Riese“ sollte 500 Single-Wohnungen beherbergen. Doch seitdem die Vermietung des Roten Riesen lahmt, ist vom blauen Bruder keine Rede mehr.