Duisburg-Rheinhausen. .
OB Adolf Sauerland nimmt zurzeit kaum öffentliche Auftritte wahr. Das Opferfest der Alevitischen Gemeinde in Rheinhausen besuchte er trotzdem. Er wurde verhalten empfangen und lobte die Gemeinde für ihre Integrationsbemühungen.
Adolf Sauerland kommt allein. Ohne Referenten, ohne Schutzleute. Er besucht das Opferfest der Alevitischen Gemeinde in Rheinhausen. Der Saal ist voll, rund 500 Leute sind da. Es ist einer der wenigen Termine, die der Duisburger Oberbürgermeister in diesen Tagen überhaupt wahrnimmt.
„Wir haben noch heute morgen im Vorstand überlegt, ob wir besondere Sicherheitsmaßnahme ergreifen müssen“, sagt Mehmet Göktas, Sprecher der Gemeinde. Man habe sich dann aber dagegen entschieden. Bei den Aleviten geht es immer höflich und zivilisiert zu. Das Kulturzentrum ist nicht der Marktplatz.
Ketchup-Angriff auf OB
Der OB begrüßt Veli Aydin, den Vorsitzenden der Gemeinde, und die anderen Offiziellen, er nimmt mit seinem Stellvertreter Erkan Kocalar Platz am Ehrentisch. Ein bisschen Protokoll, ein bisschen Small-Talk. Sauerland lächelt. Hier scheint sich der OB wohl zu fühlen, hier ist er in seiner bisherigen Amtszeit stets freundlich empfangen worden.
Die ersten Ansprachen, auf Deutsch. Als ein Redner den OB begrüßt, applaudiert der voll besetzte Saal verhalten. Dann geht Sauerland zum Mikro, den Redetext in der Hand, räuspert sich, begrüßt die Festgemeinde, bedankt sich für die Einladung und macht zur Auflockerung einen Scherz.
„Ich bin gerne gekommen. Ich möchte an dieser Stelle ganz besonders die verbindende Kraft dieses Opferfestes betonen“, sagt der OB. Er beschreibt Gemeinsamkeiten zwischen christlicher, jüdischer und islamischer Religion, lobt die Gemeinde. „Sie sind ganz wichtig für die Integration in unserer Stadt. Ich bedanke mich ganz herzlich bei Ihnen hier in Rheinhausen, beim Alevitischen Kulturverein, dass Sie so eine hervorragende, so eine herausragende Integrationsleistung in unserer Stadt tagtäglich bringen.“ Der Applaus wird lauter.
Es bleibt beim Smalltalk
„Bei solchen Festen mit einer Glaubenstradition stehen immer Nächstenliebe, Barmherzigkeit, Solidarität und Fairness im Mittelpunkt“, sagt Christdemokrat Sauerland. Ein kurzer Applaus nach einer kurzen Ansprache.
Der OB verfolgt aufmerksam die weiteren Reden. Mit gewohnt offenen Worten kritisiert der Vorsitzende Aydin die Unterdrückung der Aleviten in der Türkei. Der Staat erkenne sie immer noch nicht als eigenständige Glaubensgemeinschaft an, obwohl sie rund ein Drittel der Bevölkerung am Bosporus stellen. Immer noch müssen alevitische Kinder und Jugendliche am sunnitischen Religionsunterricht teilnehmen. Ausdrücklich lobt Aydin die Stadt Duisburg, die alevitische Religionslehre an bisher vier Grundschulen, darunter auch an einer Grundschule in Bergheim, ermöglicht.
Der OB sitzt am voll besetzten Ehrentisch, doch kaum jemand der Offiziellen sucht heute das längere Gespräch, den intensiveren Gedankenaustausch mit dem Stadtoberhaupt. Es bleibt beim punktuellen Smalltalk. Nach einiger Zeit beschäftigt sich der OB mit seinem Handy, liest E-Mails und SMS. Am Abendessen, es gibt Reis mit Hammelfleisch und Pepperonis, nimmt er noch teil. Nach 80 Minuten verabschiedet sich der Gast, wie er gekommen war: still und leise.