Duisburgs Oberbürgermeister Adolf Sauerland wurde am Mittwoch in Duisburg-Rheinhausen mit Ketchup bespritzt. Der Ketchup-Spritzer heißt Rolf Karling und ist Vorsitzender eines gemeinnützigen Vereins. Karling sagt, er stehe zu der Aktion.
Ketchup-Angriff auf OB
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Der lautstarke Protest, der den Duisburger Oberbürgermeister Adolf Sauerland immer wieder bei seinen öffentlichen Auftritten nach der Loveparade-Tragödie begleitet, hat am Mittwoch einen traurigen Höhepunkt erreicht. Bei der Neueröffnung eines Marktplatzes in Duisburg-Rheinhausen ging ein Mann mit einer Ketchup-Flasche auf Sauerland los. Er stürmte vor die kleine Bühne und spritzte den OB von oben bis unten mit Tomatensoße voll. Sauerland wischte sich den Ketchup aus dem Gesicht und blieb noch mehrere Minuten lang mit besudelten Haaren und befleckter Jacke auf der Bühne stehen.
Der Täter ist Rolf Karling. Karling ist in Duisburg kein Unbekannter. Er ist Vorsitzender eines gemeinnützigen Vereins, der Bedürftige mit Lebensmitteln versorgt und eine Straßenambulanz für Obdachlose betreibt. Zugleich ist er aber auch einer der Kritiker, die vehement den Rücktritt des OB nach der Loveparade-Tragödie fordern.
Rolf Karling steht zu seiner Aktion
Er stehe zu seiner Aktion, sagte er im Gespräch mit der Redaktion: „Mein Gesicht kennt in der Stadt doch jeder“. Ich wollte dem OB zeigen, dass im Leben etwas passieren kann, womit man nicht rechnet. Ich habe es als die einzige Möglichkeit gesehen, ihn in seinem Gefühl zu treffen“, sagt Karling. Er selbst bezeichnet sich als „gewaltfreier Mensch“, deshalb habe er auch keine Eier oder Farbbeutel verwendet, die Sauerland hätten verletzen können. „Ich wollte ihm nichts Böses“. Das Spritzen mit der Ketchup-Flasche habe er am Tag zuvor sogar geübt. Über die möglichen Konsequenzen sei er sich vollkommen bewusst gewesen. „Ich habe damit gerechnet, dass ich kurz danach mit der Schnauze im Dreck liege. Ich habe vorher einen Platz für meinen Hund gesucht und meinen Anwalt informiert, dass ich eventuell seine Hilfe brauche“, sagt Karling. Die Aktion sei mit niemanden abgesprochen gewesen.
Für Karling blieb die Attacke bisher ohne Folgen. Ein Polizist habe lediglich zehn Minuten später nach seinen Personalien gefragt. OB Sauerland hat auf eine Anzeige verzichtet. Begründung: Damit würde er den Leuten eine Öffentlichkeit geben, die sonst keine haben.
Selbst in den eigenen Parteikreisen fragen sich Lokalpolitiker, warum sich der OB die öffentlichen Auftritte überhaupt antut. Er sei Oberbürgermeister, sagte Sauerland kurz nach der Attacke, die öffentlichen Auftritte gehörten nun einmal zu seinem Job.
Bereits eine Woche zuvor wurde Sauerland auf dem Marktplatz im Stadtteil Hamborn von rund einem Dutzend Kritiker mit Pfiffen und Buh-Rufen empfangen. Auch am Mittwoch sah er sich wieder einem lautstark protestierendem Pulk gegenüber. Einzelne reisen dem Oberbürgermeister offenbar zu seinen öffentlichen Auftritten hinterher, um ihn auszupfeifen. Sie sollen zu dem losen Zusammenschluss von Leuten gehören, die unter dem Namen „Duisburg 21“ die Kritik gezielt auf den OB richtet und dessen Rücktritt fordert.
Termine an Stellvertreter abgegeben
Obwohl die kleine Gruppe mit ihren Trillerpfeifen im Dauerregen vor der Bühne nur eine Minderheit unter den rund 100 Zuhörern war, war der OB bei seiner Ansprache trotz Mikro und Lautsprecher-Anlage kaum zu verstehen. Viele wollten hören, was der OB zu sagen hat, die anderen wollten jedoch nicht aufhören zu pfeifen. Obwohl Sauerland ruhig und gelassen auf den Vorfall reagierte und seine weitere Termine unbeeindruckt abarbeitete, hat die Attacke aber offenbar doch Folgen: Einige Brauchtums-Termine in dieser Woche, die in den vergangenen Jahren immer Chefsache waren, hat Sauerland jetzt an seine Stellvertreter abgegeben.
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