Duisburg. .

Mit einer gefälschten persönlichen Erklärung haben Unbekannte in Duisburg am Wochenende verbreitet, OB Adolf Sauerland erkläre seinen Rücktritt. Im Rathaus ist man verärgert - und will Anzeige stellen.

Das Schreiben vom angeblichen OB-Rücktritt in Duisburg.
Das Schreiben vom angeblichen OB-Rücktritt in Duisburg.

Knapp 100 Tage nach der Loveparade-Katastrophe in Duisburg mit 21 Toten und über 500 Verletzten haben Unbekannte am Samstag eine offiziell wirkende Erklärung verbreitet, in der Oberbürgermeister Adolf Sauerland seinen Rücktritt erklärt. An dem, „offenen Brief“ mit OB-Briefkopf und -Unterschrift und einer begleitenden Mitteilung unter dem Absender des städtischen Presseamtes, die der Redaktion von DerWesten am Samstag gefaxt wurden, ist auf den ersten Blick nichts verwunderlich - bis auf den Inhalt.

Konsequenzen „aus dem negativen Klima“

„Adolf Sauerland gibt Rücktritt als Oberbürgermeister der Stadt Duisburg bekannt“ - heißt es in dem Schreiben, das unter normalen Umständen sehr wahrscheinlich auch den Weg in „Tagesschau“- und „heute“-Nachrichten gefunden hätte. Darin werden dem OB die Worte untergeschoben, er sei sich weiterhin „keiner Schuld bewusst“, ziehe aber die Konsequenzen „aus dem negativen Klima“ und den Medienberichten nach der Katastrophe.

Nachdem „nun mehr als 3 Monate vergangen“ seien, wolle er sich „der politischen Verantwortung stellen“, wie er es bereits kurz nach dem Unglück angekündigt habe. Rückgreifend auf überlieferte Äußerungen des OB heißt es in dem Schreiben weiter, der OB wolle „den Ermittlungen nicht weiter im Wege stehen“, und betont, er hätte „zu keiner Zeit die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft behindert“. Zum Schluss dankt Sauerland „den vielen Menschen in Duisburg, die mir Vertrauen entgegengebracht und meine Arbeit unterstützt haben“ und schließt seine Erklärung „mit freundlichen Grüßen“ und der Bitte „um Verständnis für meine Entscheidung“.

Absende-Adresse ist ein Callshop

Die allerdings gibt es nicht, erklärte Sauerlands persönlicher Referent Josip Sosic auf Nachfrage von DerWesten: „Da ist nichts dran.“ Als Scherz wertete Sosic die Aktion allerdings nicht, im Gegenteil: Die Stadt werde Strafanzeige gegen den oder die Verfasser stellen, kündigte Sosic an: „Eine solche Aktion gegen den OB haben wir noch nicht gehabt.“

Wer hinter der Aktion steht, ist bisher offen. Selbst ob es sich um Sauerland-Gegner oder -Sympathisanten handelt, ist so klar nicht zu sagen. Immerhin - wo es her kommt, lässt sich räumlich eingrenzen: Die Absende-Nummer der beiden Fax-Seiten führt zu einem Call-Shop in Duisburg-Alt-Hamborn. Unter der in Adressbüchern auffindbaren Telefonnummer war am Samstag allerdings niemand zu erreichen.