Duisburg-Rheinhausen. Das Familienfest sollte Ersatz für das abgesagte Stadtfest in Rheinhausen sein. Warum es jetzt Streit zwischen Händlern und Werbering gibt.

Gähnende Leere auf dem Hochemmericher Markt. Ein buntes Familienspektakel war hier am Sonntag als Ersatz für das abgesagte Stadtfest geplant. Aber am frühen Nachmittag bot sich ein trostloses Bild: Die vielen Tische und Bänke blieben trotz des akzeptablen Wetters ungenutzt. Was ist da schiefgelaufen in Rheinhausen?

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Das diesjährige abgespeckte Fest hat – im Gegensatz zu früheren Zeiten – Veranstalter Mike Bengel alleine bestritten. „Wir sind komplett außen vor“, ärgert sich Michael Kreye, Betreiber der Gaststätte Rheinhausener Treff. Um „absolute Desinformation“ hatte es im Vorfeld heftigen Zoff gegeben. Händler erklärten, sie seien in Bezug auf ein Stadtfest in diesem August nie gefragt worden, ob sie mitmachen würden, denn mitgemacht hätten sie ausgesprochen gerne.

„Wir waren wie vom Donner gerührt, als wir vor ein paar Tagen aus der Zeitung erfuhren, dass es doch ein Stadtfest gibt“, sagen Kreye und Sandra Froebel vom Optikergeschäft. Zwei Behauptungen stehen im Raum, die nicht zueinander passen. Viele Händler beteuern, sie hätten nichts von einem Stadtfest gewusst und seien definitiv in diesem Jahr nicht angesprochen worden. Elisabeth Schmitz, Vorsitzende des Werberings und in den Jahren vor Corona aktive Organisatorin des Rheinhauser Stadtfestes, erklärt hingegen, sie hätte schweren Herzens das Fest zum vierten Mal absagen müssen, weil zu wenige Händler mitmachen wollten.

Absage wegen der Baustelle auf dem Marktplatz Rheinhausen?

„Ich hätte total gerne mitgemacht, damit man den Rheinhauser Bürgern mal ein paar schöne Tage bietet“, sagt Kreye. Im März hätte es drei Termine mit Elisabeth Schmitz geben sollen – am 12., 19. und 24. März, die die Vorsitzende des Werberings jeweils wieder abgesagt hätte. Er habe sich ein einziges Mal mit Elisabeth Schmitz und Mike Bengel getroffen. Dabei sei schon überlegt worden, wo welcher Händler einen Stand aufbauen kann.

Die Lebkuchenherzen sollten das Familienfest auf dem Hochemmericher Markt in Duisburg-Rheinhausen versüßen.
Die Lebkuchenherzen sollten das Familienfest auf dem Hochemmericher Markt in Duisburg-Rheinhausen versüßen. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

„Dann wurde wohl alles weiter vorbereitet, die nötigen Anträge gestellt, die auch von der Stadt genehmigt wurden. Wir hätten die Veranstaltung machen können“, sagt der Gastwirt. „Doch dann erklärte Elisabeth Schmitz, es könne doch nicht stattfinden wegen der Baustelle, die auf dem Marktplatz bei Edeka geplant ist. Denn man wisse nicht, wann es mit dem Umbau losgehen soll.“ Danach habe er nie mehr etwas vom Stadtfest gehört.

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Er sei aus allen Wolken gefallen, als er aus der Zeitung erfuhr, dass nun doch alternativ ein Familienfest stattfindet, das allerdings nur Mike Bengel bestreitet. „Ich kenne viele Händler, die nicht gefragt worden sind, ob sie bei einem Stadtfest mitmachen wollen.“

„Shitstorm“ gegen die Rheinhauser Händler in den sozialen Medien

Das sagt auch Sandra Froebel. „Ich bin seit 25 Jahren hier am Ort und habe jedes Jahr mitgemacht. Ich verstehe überhaupt nicht, warum jetzt Mike Bengel alles alleine bestreitet und alle Händler außen vor sind.“ Am Montag, 7. August, als der Zeitungsartikel erschienen war, habe sie erfahren, dass ein Ersatzfest stattfindet, da sei es zu spät gewesen, um noch zu reagieren.

Nur wenige Kinder kamen am Sonntag, 13. August, zum Familienfest auf dem Hochemmericher Markt in Duisburg-Rheinhausen.
Nur wenige Kinder kamen am Sonntag, 13. August, zum Familienfest auf dem Hochemmericher Markt in Duisburg-Rheinhausen. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Offenbar habe Elisabeth Schmitz alles in die Hände von Bengel gelegt, der alle Händler ausschließen würde. Dass es jetzt heiße, es hätten sich zu wenige Händler bereit erklärt, mitzumachen, sei unfair und geschäftsschädigend. „Ich bin, wie andere auch, überhaupt nicht angesprochen worden.“ Das hätte zur Folge, dass es jetzt auf Facebook und persönlich einen regelrechten Shitstorm gegen die Händler gebe, die angeblich zu faul seien, an einem Wochenende ihre Pforten für die Bürger zu öffnen.

Elisabeth Schmitz: „Ich wäre doch verrückt, die Händler nicht anzusprechen.“

Elisabeth Schmitz hält dagegen: „Ich habe im Frühjahr, im März war das, alle circa 40 Händler gefragt, wer Interesse an dem Stadtfest im August hat. Michael Kreye vom Rheinhauser Treff und Mike Bengel waren dreimal bei mir, weil wir das Fest vorbereiten wollten. Wir hatten ja sogar schon über die Bands gesprochen, die spielen sollten. Aber es war nicht mal eine Handvoll Händler bereit, im August aktiv zu werden.“ Man müsse ja auch Standgelder bezahlen. „Ich brauch doch für die Organisation das Geld, ich wäre doch verrückt, die Händler nicht anzusprechen“, sagt sie.

Als klar gewesen sei, dass sie auf diese Weise das traditionelle Stadtfest nicht organisieren könne, sei Bengel eingesprungen, weil er den Bürgern einen Ersatz bieten wollte. Michael Kreye ist – wie andere Händler auch – stinksauer. „Ich hätte gerne einen Bierwagen hingestellt und wäre garantiert mit großem Arbeitseinsatz dabei gewesen.“#

>>> WARUM DAS STADTFEST RHEINHAUSEN ZUM 4. MAL ABGESAGT WURDE:

  • Das Rheinhauser Stadtfest – vom Werbering veranstaltet, so wie es die Bürger gewohnt waren – fällt in diesem Jahr zum vierten Mal aus.
  • 2020 und 2021 musste das Fest wegen der Pandemie abgesagt werden, 2023 wegen der Großbaustelle auf der Krefelder Straße.
  • Jetzt wurde der Versuch von Schausteller Mike Bengel unternommen, als alleiniger Veranstalter auf die Schnelle ein Bürger- und Familienfest als Ersatz zu organisieren. All das sorgt seit Tagen für Zündstoff in Rheinhausen und in den sozialen Medien.