Duisburg-Rheinhausen. Die beliebte Bäckerei und Konditorei in Rheinhausen könnte bald schließen – für immer. Die Familie äußert sich jetzt zu den Gründen.

Die Auslage im Geschäft an der Hochfelder Straße in Rheinhausen ist an diesem Montagmorgen leer. Soweit nicht ungewöhnlich, ist bei der Bäckerei und Konditorei „Schwietz“ doch montags Ruhetag. Außergewöhnlich ist da schon eher, dass die Türen der Bäckerei die ganze Woche geschlossen blieben. „Wir hatten Betriebsferien“, sagt Bäckergeselle Christian Schwietz. Ein Novum für den Leiter des Familienbetriebs. So etwas habe es noch nicht geben. Und ein Zustand, der bald von Dauer sein könnte: „Wir haben ins Auge gefasst, den Betrieb zu schließen.“

Wer in Rheinhausen wohnt, der kennt die Bäckerei Schwietz. Garantiert. Brötchen und Backwaren, Kuchen und Torten gibt es hier, sonntags stehen die Kunden auch gerne mal Schlange. Dass der Betrieb nun Ende des Jahres aufgeben könnte, war alles andere als ein leichter Gedanke für die Familie.

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„Uns trifft der Fachkräftemangel“, erklärt Christian Schwietz. „Uns fehlen die Bäckerinnen und Bäcker.“ Der Betrieb sei knapp besetzt, aktuell arbeiten neben dem Leiter noch ein Konditormeister, eine Bäckergesellin, ein Springer sowie eine Aushilfe in der Backstube. Zu wenige, um den Betrieb aufrecht zuhalten. „Ein Vollzeitbäcker müsste mindestens noch da sein.“

Bäckergeselle Christian Schwietz in der Backstube der Bäckerei und Konditorei „Schwietz“ in Duisburg-Rheinhausen.
Bäckergeselle Christian Schwietz in der Backstube der Bäckerei und Konditorei „Schwietz“ in Duisburg-Rheinhausen. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Und der Druck sei enorm. Theoretisch, so erklärt es Schwietz, müsste sofort jemand kommen und unterstützen. Zwei Bäckergesellen haben in der Vergangenheit den Betrieb bereits verlassen, wechselten in größere Betriebe. Die bieten Vorteile, etwa freie Tage an Wochenenden und Feiertagen. „Das ist für Arbeitnehmer natürlich attraktiv“, erklärt der 50-Jährige. „Hier gibt es an solchen Tagen natürlich einen enormen Druck.“ Christian Schwietz versuchte das fehlende Personal aufzufangen, stand persönlich noch länger in der Backstube, als er es ohnehin tut. Teilweise habe er um 23 Uhr das Geschäft verlassen, um 1 Uhr morgens wieder betreten. „Aber am Ende stellt man sich die Frage: Wer dankt es dir?“

„Schwietz“ in Duisburg-Rheinhausen: Familie lebt für das Geschäft

Das sieht auch seine Mutter Marlies Schwietz so. Die mittlerweile 77-Jährige arbeitet seit 57 Jahren hier – „erst für meinen Schwiegervater, dann für meinen Mann, jetzt für meinen Sohn.“ Sie selbst verkauft noch im Geschäft und auf den zahlreichen Wochenmärkten, kümmert sich um die Buchhaltung, steht zum Teil selbst frühmorgens noch in der Backstube, um Berliner zu backen. Familie Schwietz lebt für das Geschäft. Und trotzdem: „Das ist ja kein Leben, immer nur arbeiten, nie Urlaub“, sagt Marlies Schwietz. Mittlerweile spricht ihr Sohn Christian von Ausschlafen, wenn er „vier oder fünf Stunden“ Schlaf bekommt.

Marlies Schwietz und ihr Sohn Christian: Der Familienbetrieb „Schwietz“ ist eine Institution in Duisburg-Rheinhausen. Nun steht das Geschäft vor dem Aus.
Marlies Schwietz und ihr Sohn Christian: Der Familienbetrieb „Schwietz“ ist eine Institution in Duisburg-Rheinhausen. Nun steht das Geschäft vor dem Aus. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Die Familie habe sich bereits bei der Arbeitsagentur gemeldet. Vorschläge kamen zu genügen, gemeldet hat sich bis heute keiner. „Das fand ich erschreckend“, sagt Christian Schwietz. „Wir brauchen jemanden, der das Handwerk versteht. Auf die Leute, die hier gearbeitet haben, war immer Verlass.“ Der Gedanke, dass die Türen bald für immer geschlossen bleiben, quält die Familie. Christian Schwietz wurde in den Betrieb hineingeboren – „der lag schon im Körbchen unter der Theke“, erinnert sich seine Mutter. Dass nun das Aus im Raum steht, breche der Familie das Herz. „Ich habe viele schlaflose Nächte hinter mir“, sagt sie.

Bäckerei und Konditorei in Duisburg-Rheinhausen: Kündigungen bereits verschickt

Und auch ihr Sohn bereitet der Gedanke großen Kummer. Er betont: „Zukunftssorgen habe ich dadurch keine. Für meine Mutter wäre es besser, ich finde auf jeden Fall was. Aber was wird aus dem Team?“ Und: Langfristig wäre ein weiterer Bäckergeselle auch keine Lösung. In einem Jahr geht der Konditormeister im Betrieb in Rente – „dann stehen wir wieder vor dem gleichen Problem.“

Dringend gesucht: Die Bäckerei und Konditorei „Schwietz“ aus Duisburg-Rheinhausen sucht ab sofort einen Bäckergesellen oder eine Bäckergesellin.
Dringend gesucht: Die Bäckerei und Konditorei „Schwietz“ aus Duisburg-Rheinhausen sucht ab sofort einen Bäckergesellen oder eine Bäckergesellin. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Wie konkret das Gedankenspiel des Bäckergesellen ist, zeigt sich an den Kündigungen, die bereits an die Mitarbeitenden der Backstube verschickt wurden. „Bei Betriebsaufgabe gilt eine Kündigungsfrist von sieben Monaten“, erklärt er. Bald sollen die Kündigungen für das Team im Verkauf folgen. „Wenn wir wirklich jemanden finden, geht es weiter“, ist Marlies Schwietz überzeugt.

Wer Interesse hat, als Bäckergeselle oder -gesellin bei der Bäckerei und Konditorei Schwietz (Hochfelder Straße 58, Rheinhausen) zu arbeiten, kann sich im Betrieb vorstellen. Telefonisch ist die Familie unter 02065/57632 erreichbar.