Duisburg-Rheinhausen. Bahtalo ist aus Rheinhausen nicht mehr wegzudenken. Mit den Menschen, die „In den Peschen“ lebten, ging es los. Was sich seither getan hat.
„Heute kann kein Kind in Rheinhausen sagen, es sei ihm nicht möglich, Klavierspielen zu lernen“, sagt Annegret Keller-Steegmann. Das ist ein starkes Statement, aber dank des „Musik und mehr“-Programms tatsächlich wahr. Hätte man ihr vor zehn Jahren prophezeit, dass sie diese Aussage einmal machen wird, hätte sie demjenigen aller Wahrscheinlichkeit nach einen Vogel gezeigt.
Bahtalo begann als Hilfs- und Solidaritätsprojekt, das den Menschen, die damals „In den Peschen“ lebten sehr geholfen hat. „Wir haben Nachtwachen gebildet, um den Rechtsradikalen, die mit 70 Km/h und den Hitlergruß zeigend ständig an den Häusern vorbeigefahren sind, Einhalt zu gebieten. Außerdem haben wir uns um die Kinder gekümmert und mit ihnen Musik gemacht und Theater gespielt“, erinnert sich Keller-Steegmann.
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Das war der Anfang. Heute ist Bahtalo aus dem Stadtteil nicht mehr wegzudenken. Sowohl für alle musik- oder Theaterbegeisterten Kinder als auch für die Eltern, die die Menschen als Vertraute, Freunde, Helfer und ein Stück weit als Heimat betrachten.
Bahtalo aus Duisburg-Rheinhausen hat zahlreiche Preise gewonnen
Das weiß auch Nicole Schlette von der Green-Gesamtschule. „Ohne die Kooperation und all die fruchtbare Arbeit mit Annegret und ihrem Team hätten wir die Gründung und jüngst auch die Verwandlung von der Sekundarschule zur Gesamtschule nicht so schnell hinbekommen“, gibt sie unumwunden zu. Bahtalo hat dort ein Zuhause gefunden, genauso wie im Kom’ma-Theater. Doch wenn die Familie wächst, dann wird es eng in den gemütlichen vier Wänden. Da geht es einem Sozialprojekt genauso wie dem Familienvater, der unerwartet Drillinge bekommt. „Während Corona konnten wir das Theater nahezu komplett nutzen, aber jetzt gibt es natürlich auch andere Gruppen und wir müssen uns die Zeit teilen“, erzählt Keller-Steegmann.
Auch die Räumlichkeiten in der Green-Gesamtschule sind momentan schwer nutzbar, da die Turnhalle gesperrt ist und die Aula renoviert wird. Doch an so einem erfolgreichen Projekt wollen natürlich viele teilhaben und das bringt die Gruppe bei allem Optimismus gerade an ihre Grenzen. Bahtalo hat zig Preise gewonnen und genießt Anerkennung weit über NRW hinaus. Doch wenn es darum geht, den salbungsvollen Worten konkrete monetäre Taten folgen zu lassen, dann wird es bislang noch sehr still. „Wir bemühen uns gerade um eine nachhaltige Lösung, damit wir nicht jedes Jahr wieder von vorne anfangen müssen, Fördergelder zu beantragen“, erklärt die Chefin. „Ohne Geld und Ort klappt Bahtalo nicht“, bringt auch Sascha Bauer vom Kom’ma-Theater die Sache lapidar auf einen ganz einfachen Punkt.
Bahtalo: Projekt aus Duisburg-Rheinhausen braucht dringend Sponsoren
Das Projekt braucht Sponsoren, die dabei helfen, dieses einmalige und auch extrem erfolgreiche Projekt zu unterstützen. Am besten am Standort Green-Gesamtschule, um dort eine fest verankerte Einheit auch im Lehrplan zu bilden. Emotional ist das schön längst der Fall, allein der Platz fehlt. „Wir haben hier tolle Jugendliche, die als Flüchtlinge angekommen sind und durch Bahtalo so viel Selbstbewusstsein und Sicherheit in ihrem neuen Leben bekommen haben, dass sie Abitur gemacht haben und nun sogar studieren“, freut sich auch Mario Terzic vom Kommunalen Integrationszentrum. Außerdem wundert er sich gleichzeitig ein bisschen, dass sich das kein Sponsor auf seine Fahnen schreiben will.
Auch wenn momentan noch niemand weiß, ob das Ensemble auch in zehn Jahren noch gemeinsam das 20-jährige Bestehen feiern kann, standen die Zeichen jetzt ganz klar auf Party. So lud Bahtalo jüngst Nachbarn und Freunde ins Theater. Seither wird weiter geprobt, denn die nächsten Aufführungen stehen an und da hier nichts gecovert, sondern alles selbst geschrieben und entworfen wird, ist die Zeit wie immer knapp.