Duisburg-Rheinhausen. Kunden und Händler kritisieren das veränderte Angebot auf dem Wochenmarkt Hochemmerich. Wie kam es zu dieser Lage? Das berichtet Duisburg Kontor.
Immer mehr Kleidung, Schuhe, Taschen und Co., immer weniger Frischware: Händler und Kunden des Wochenmarkts Hochemmerich kritisieren das in den vergangenen Jahren immer mehr veränderte Angebot. Von einem „Non-Food-Trödel“ spricht zum Beispiel die Duisburgerin Christiane de Jong, die regelmäßig auf dem Wochenmarkt vor dem Marktforum in Rheinhausen einkauft. Was ist hier los?
Samstagvormittag, 10.30 Uhr. Seit 8 Uhr hat der Markt wie an jedem Samstag und Mittwoch geöffnet. Wer von der Duisburger Straße aus die Fläche beobachtet, der sucht vergebens nach dem, was den meisten wohl als Erstes beim Stichwort Wochenmarkt in den Sinn kommt: Obst und Gemüse. Stattdessen: Gürtel und Bettwäsche, Taschen und Portemonnaies, Kleider, T-Shirts und Hosen, Handyhüllen und Koffer.
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„Das war mal der größte Wochenmarkt am linken Niederrhein“, sagt Christiane de Jong, während sie den Weg zum Marktplatz entlangschlendert. Wehmut ist in ihrer Stimme zu hören. „Hier stand mal ein Obsthändler.“
In der Tat: Frischware ist hier mittlerweile eher Ausnahme statt Norm. „Das schreckt die Kunden ab“, sagt eine Obsthändlerin, die ihren Namen lieber nicht in der Zeitung lesen möchte. Seit Jahren verkauft sie ihre Waren in Hochemmerich, hat den Wandel über die Zeit miterlebt. Es seien die Stammkunden, die den Weg zu ihrem Stand finden. Diese kämen gezielt zu den Wenigen, die noch frische Ware im Angebot haben.
Wochenmärkte in Duisburg: Probleme bei der Nachfolge
An mehreren Ständen ist der immer gleiche Tenor zu hören. „Mittlerweile finden wir keine adäquaten Händler mehr, wir fragen schon selbst herum“, sagt ein Herr, der ebenfalls unerkannt bleiben möchte. „Wenn man nur Rheinhausen sagt, dann schlagen die die Hände über den Kopf zusammen. Das tut mir richtig weh, der Markt war mal so schön.“ Auch er ist überzeugt: Das Angebot hier stimme schon längst nicht mehr, die Zahl von Textilständen und Co. hat überhand genommen. „Ein Käsehändler zum Beispiel fehlt mittlerweile gänzlich.“
Und noch ein wesentlicher Punkt sei entscheidend für diesen Zustand: „Unser größtes Problem ist die Nachfolge“, berichtet Markthändler Peter Vermöhlen, während er Tomaten für eine Kundin einpackt. Die Zeiten, in denen Kinder das Geschäft der Eltern selbstverständlich übernehmen oder an Markttagen aushelfen, seien vorbei. Viele hätten schlichtweg aufgeben müssen. Dabei sei es „wichtig, ein schönes Marktbild zu haben“, sagt Vermöhlen. Auch er uns sein Team profitieren von den vielen Stammkunden, die nach wie vor den Markt aufsuchen. „Aber wir müssen an die Zukunft denken“, so der 42-Jährige. „Uns wird es sehr schwer gemacht, neue Kunden zu gewinnen.“
Duisburg Kontor organisiert die Wochenmärkte
Die Stadttochter Duisburg Kontor organisiert die Wochenmärkte in Duisburg, zu denen auch der Markt in Hochemmerich gehört. Wie schätzen die Verantwortlichen hier die Lage ein? Geschäftsführer Uwe Kluge wirbt dafür, die Entwicklungen im Gesamten zu betrachten. „Ein Markt bildet in aller Regel die Einkäufer eines Stadtteils ab“, sagt er im Gespräch mit der Redaktion. Die angebotene Ware richte sich dabei nach der Nachfrage der Kundinnen und Kunden. „Wenn die Nachfrage nach frischen Lebensmitteln sich verändert, verändert sich auch das Angebot.“
Auch Kluge kennt das Problem vieler Händlerinnen und Händler, Nachwuchs zu finden. Das Arbeitsgebiet „Markthandel“ sei heute „nicht mehr so stark gefragt“, schätzt er ein. Dass so immer weniger Frischware auf den Märkten vertreten ist, sei ein Phänomen, das an mehreren Stellen in Duisburg und im ganzen Ruhrgebiet zu beobachten sei. Alleine hier in Duisburg gebe es 50 Wochenmarktveranstaltungen an 29 Plätzen – pro Woche.
Duisburg Kontor-Chef appelliert: „Geht dahin und kauft ein“
Möglichkeiten, da gegenzusteuern, hat Duisburg Kontor kaum. „Wir sind verpflichtet, jedermann für die Märkte zuzulassen und haben so nur bedingt Einfluss auf die Gestaltung. Diese Entscheidung treffen die Kaufleute selbst.“ Der Nicht-Lebensmittelbereich sei von der Handhabe einfacher. Ein weiterer Grund, der zu dieser Entwicklung führe. „Wir würden uns das auch anders wünschen, aber wir sehen, dass wir das nicht beeinflussen können“, sagt Kluge und appelliert: „Wenn ihr euren Markt im Stadtteil behalten wollt, dann geht dahin und kauft ein.“
Eine Aufforderung, die für Christiane de Jong selbstverständlich ist. Trotz der Entwicklungen in Hochemmerich hängt sie an ihrem Markt. Für die Duisburgerin ist er mehr als ein Ort zum Einkaufen. Viele Händler und Kunden kennen sich, ein Plausch gehört fest dazu. „Diese Entwicklung ist einfach schade.“
Wer einen Stand auf einem Wochenmarkt in Duisburg betreiben möchte, findet das entsprechende Bewerbungsformular im Internet auf www.duisburgkontor.de.