Duisburg-Homberg. Nach dem Bekanntwerden von belastetem Grundwasser entschuldigt die Stadt Duisburg sich für ihre Kommunikation. So soll es jetzt weitergehen.

Die Nachricht über belastetes Grundwasser in Homberg hat viele Anwohner beunruhigt. Eine öffentliche Vorlage im Ratsinformationssystem der Stadt, die am 8. Februar eingestellt wurde, informierte über die Verunreinigung durch die Schwermetalle Cadmium, Zink und Thalium, betroffen ist eine Fläche von rund 100 Hektar. Urheber ist der Chemie-Hersteller Venator, ehemals Sachtleben.

Duisburg-Newsletter gratis abonnieren + Seiten für Duisburg: Blaulicht-Artikel + MSV + Stadtteile: Nord I Süd I West + Themenseiten: Wohnen & Immobilien I Gastronomie I Zoo]

Noch am Abend des 8. Februars, nachdem der erste Bericht dieser Redaktion bereits veröffentlich war, war die Vorlage kurzzeitig wieder verschwunden. Wie kann das sein? Laut Auskunft von Duisburgs Pressesprecherin Anja Kopka geschah dies auf Wunsch des zuständigen Beigeordneten für Wirtschaft, Sicherheit und Ordnung, Michael Rüscher. So plante er, dass mit der „politischen Kommunikation auch die Kommunikation der Anwohner hätte erfolgen sollen“, erläutert Kopka. „Dies war jedoch nicht mehr zu realisieren. Wir bedauern, dass wir diesem Anspruch an unser Verwaltungshandeln diesmal nicht gerecht werden konnten.“ Inzwischen habe die Stadt die Anwohnerschreiben versendet.

Duisburgs Beigeordneter entschuldigt sich für die Kommunikation

Michael Rüscher entschuldigte sich auch am Donnerstag (23. Februar) in der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung Homberg/Ruhrort/Baerl. Die Nachricht über das verunreinigte Grundwasser hat auch die Lokalpolitiker im Bezirk auf den Plan gerufen. Mit Blick auf die Kommunikation seitens der Stadt Duisburg erklärt Rüscher den Anwesenden: „Das ist nicht so gelaufen, wie wir uns das vorgestellt haben, das ist mir sehr unangenehm. Wir haben, was die Kommunikation angeht, echt Mist gebaut.“

Michael Rüscher, Beigeordneter für Wirtschaft, Sicherheit und Ordnung in Duisburg, entschuldigte sich für die Kommunikation im Zusammenhang mit der Grundwasserbelastung in Homberg (Archivbild).
Michael Rüscher, Beigeordneter für Wirtschaft, Sicherheit und Ordnung in Duisburg, entschuldigte sich für die Kommunikation im Zusammenhang mit der Grundwasserbelastung in Homberg (Archivbild). © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Auch Vertreter von Venator waren geladen. Sie berichteten, dass die Bürger im betroffenen Bereich von ihrer Seite nun informiert worden sind. „Wir planen aktuell eine Informationsveranstaltung für die Betroffenen“, kündigte Standortleiter Jürgen Koy an. Dann möchte der Chemie-Hersteller Rede und Antwort stehen, externe und unabhängige Experten seien dann ebenfalls vor Ort. Ein konkretes Datum gibt es noch nicht, Venator kündigt aber den Monat März an.

Giftiges Grundwasser in Duisburg-Homberg: Wurden viele Brunnen nicht angezeigt?

Wie viele Anwohner von dem belasteten Grundwasser betroffen sind, kann die Stadt nicht genau beziffern. Entscheidend ist, wer einen Gartenbrunnen besitzt. In dem betroffenen Bereich gebe es keine bei der Stadt angezeigten Brunnen. Arbeiten, die so tief in den Boden eindringen, dass sie sich „unmittelbar oder mittelbar auf die Bewegung, die Höhe oder die Beschaffenheit des Grundwassers auswirken können, sind der zuständigen Behörde einen Monat vor Beginn der Arbeiten anzuzeigen“, erklärt Stadtsprecherin Kopka.

Hieraus könne die Stadt eine Anzeigepflicht für den Bau von Gartenbrunnen ableiten, die auf den Internetseiten der Unteren Umweltbehörde der Stadt auch so kommuniziert wird. Allerdings: „Aus der langjährigen Erfahrung der Unteren Wasserbehörde ist davon auszugehen, dass viele Gartenbrunnen in Duisburg existieren, deren Errichtung nicht angezeigt wurde und somit der Behörde nicht bekannt sind.“, so Kopka.

Duisburger Stadtverwaltung betont: Es gibt keine akute Gefahrenlage

Die Stadt betont, dass es sich bei den Empfehlungen zur Gartenbrunnennutzung um vorsorgliche Empfehlungen handelt, „die sich nicht auf eine akute Gefahrenlage beziehen“, betont Kopka. „Unbeschadet dessen darf natürlich Grundwasser ohne Beteiligung des Gesundheitsamtes grundsätzlich nicht als Trinkwasser genutzt werden.“ Im Rahmen von Brunnenanzeigen, Altlastenauskünften sowie Baugesuchen habe die Stadt bereits zuvor auf mögliche Belastungen hingewiesen und entsprechende Empfehlungen ausgesprochen.

Eine Fläche von rund 100 Hektar in Duisburg-Homberg ist von der Grundwasserbelastung betroffen. Urheber ist der Chemie-Hersteller Venator, ehemals Sachtleben.
Eine Fläche von rund 100 Hektar in Duisburg-Homberg ist von der Grundwasserbelastung betroffen. Urheber ist der Chemie-Hersteller Venator, ehemals Sachtleben. © FUNKE Foto Services | Ulla Michels

Warum hat die Stadt nicht bereits früher informiert? Ein erstes Gutachten hat die Stadt bereits 2016 erstellt, zuvor lagen nur unspezifische Einzelergebnisse ohne jeglichen Gebietsbezug vor. 2017 folgte eine „historische Recherche“, 2018 eine erste Boden- und Grundwasseruntersuchung.

Auch interessant

„Darauf aufbauend wurde eine abschließende Gefährdungsabschätzung erstellt“, erklärt die Stadtsprecherin. Die Arbeiten erfolgten in enger Abstimmung mit der Unteren Bodenschutzbehörde durch das Gutachterbüro „ERM GmbH“ sowie das Büro für Geohydrologie und Umweltinformationssysteme (BGU) im Auftrag von Venator. „Die abschließende Gefährdungsabschätzung wurde der Unteren Bodenschutzbehörde im September 2022 zur Prüfung vorgelegt“, so Kopka.

Grundwasserbelastung in Homberg: Keine belastbare Aussage zum Zeitpunkt

Erst im Anschluss konnten Bürgerinnen und Bürger sowie die Politik über die Grundwasserbelastung informiert werden. „Zuvor konnte der Fahnenbereich nicht mit der für eine gezielte Information notwendigen Sicherheit eingegrenzt werden“, betont sie.

Hatten Menschen in Homberg mit dem verunreinigten Grundwasser bereits Kontakt? Die Stadt Duisburg kann darüber keine sicheren Aussagen treffen.
Hatten Menschen in Homberg mit dem verunreinigten Grundwasser bereits Kontakt? Die Stadt Duisburg kann darüber keine sicheren Aussagen treffen. © FUNKE Foto Services | Ulla Michels

Ob bereits Menschen mit dem belasteten Grundwasser hantiert haben, kann die Stadt nicht sagen. „Der Eintrag der Schwermetalle steht im Zusammenhang mit der historischen Nutzung des Standortes, welche auch weithin bekannt ist“, heißt es. „Eine belastbare Aussage darüber, zu welchem historischen Zeitpunkt die Belastungen auf dem Standort entstanden sind und wie sie sich ausgebreitet haben, ist aufgrund der aktuellen Informationen nicht möglich.“

>>> GRUNDWASSER IN HOMBERG: LOKALPOLITIKER FORDERN INFORMATIONEN

  • Die öffentliche Vorlage „Grundwasserbelastung mit Schwermetallen in DU-Homberg“ wird noch dem Ausschuss für Umwelt, Klima und Naturschutz am Donnerstag, 9. März, zur Kenntnisnahme vorgelegt.
  • Die Bezirksvertretung Homberg/Ruhrort/Baerl hat in ihrer Sitzung einstimmig für einen Antrag von SPD, CDU, Bündnis 90/Die Grünen, Thomas Rangs (FDP) und Jan Immanuel Tügel (Die Linke) zugestimmt. Darin fordern die Lokalpolitiker, über die angekündigten Maßnahmen zur Sanierung fortlaufend informiert zu werden.