Duisburg-Hochheide. Zum Jahreswechsel kam es auf dem Bürgermeister-Bongartz-Platz zu Krawallen. So reagieren Polizei, Stadt Duisburg und der Bezirksbürgermeister.

Das Video, das kurz nach dem Jahreswechsel in sozialen Netzwerken kursiert, erinnert an bürgerkriegsähnliche Zustände. Permanent knallen Silvester-Böller, Raketen schießen in die Höhe, Menschen stürmen über den Bürgermeister-Bongartz-Platz in Hochheide, gefolgt von vielen Polizisten. Wie die Polizei Duisburg am Neujahrsmorgen mitgeteilt hat, kam es in der Silvesternacht hier zu massiven Ausschreitungen.

Duisburg-Newsletter gratis abonnieren + Seiten für Duisburg: Blaulicht-Artikel + MSV + Stadtteile: Nord I Süd I West + Themenseiten: Wohnen & Immobilien I Gastronomie I Zoo]

Bereits gegen 22.30 Uhr beschossen sich Menschgruppen auf dem Platz gegenseitig mit Feuerwerkskörpern, trafen dabei auch unbeteiligte Passanten. „Als die Polizei eintraf, wurden auch die Einsatzkräfte massiv mit Böllern beschossen sowie mit Steinen und Glasflaschen beworfen“, heißt es in der offiziellen Mitteilung der Polizei. Verletzt wurde dabei niemand, allerdings ein Streifenwagen beschädigt. Die Beamten ermitteln mittlerweile wegen Landfriedensbruch, versuchter gefährlicher Körperverletzungen und Sachbeschädigungen. Das Video gibt einen kurzen, aber prägnanten Eindruck vom Ausmaß. Im Hintergrund ist hämisches Lachen zu hören.

Ausschreitungen in Hochheide: Einsatzhundertschaft der Polizei Duisburg im Einsatz

„Wie auf den Videos zu erkennen ist, war auch die Einsatzhundertschaft im Einsatz“, erklärt Polizeisprecher Jonas Tepe am Montag. Diese setzen bei Einsätzen wie diesem auch sogenannte Beweissicherungskräfte ein. „Die haben keine andere Aufgabe, als das Geschehen zu filmen und zu dokumentieren“, sagt er. Eine Maßnahme, die beispielsweise auch bei Fußballspielen Verwendung findet. „Dieses Material werten wir aktuell aus.“ Wer ist auf den Aufnahmen zu erkennen? Wem kann man Straftaten zuordnen? „Das hilft uns auch dabei, ein Strafverfahren gegen jemanden zu führen, und nicht gegen Unbekannt zu ermitteln“, sagt Tepe.

Der Bürgermeister-Bongartz-Platz in Hochheide. Die Hundertschaft der Polizei Duisburg musste hier in der Silvesternacht einschreiten.
Der Bürgermeister-Bongartz-Platz in Hochheide. Die Hundertschaft der Polizei Duisburg musste hier in der Silvesternacht einschreiten. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Die Stadt Duisburg kündigt auf Anfrage an, dass sich das Bürger- und Ordnungsamt zur Silvesternacht mit der Polizei und der Feuerwehr zusammensetzen wird. Nicht nur in Hochheide, sondern auch an anderen Stellen in Duisburg, etwa in Hochfeld, kam es zu tumultartigen Szenen. „Die Ordnungsbehörden arbeiten dabei Hand in Hand miteinander und tauschen sich, unabhängig von Silvester, sehr regelmäßig miteinander über Einsatzerfahrungen aus“, erklärt Stadtsprecherin Gabi Priem.

Bezirksbürgermeister ist empört über die Vorfälle in Duisburg

Hans-Joachim Paschmann, Bezirksbürgermeister für Homberg, Ruhrort und Baerl, hat von den Krawallen erst am Neujahrsmorgen erfahren. Er hat kein Verständnis für solche „Spinner“, wie er betont. „Was ganz schlimm ist, dass sie auch Einsatzkräfte angegriffen haben, die ja eigentlich nur helfen wollen“, sagt er.

Gibt es in Hochheide ein besonderes Problem mit Störenfrieden? Schon vor dem Jahreswechsel hatten Anwohner rund um den Platz von Lärmbelästigung berichtet, Jugendliche sollen bereits Wochen vor Silvester Böller und Raketen abgefeuert haben. „Nein“, betont Paschmann. „Das ist kein Problem von Hochheide. Auch in anderen Städten, in Berlin etwa, gab es ja Krawalle.“ Der Bezirksbürgermeister unterstreicht, dass sowas dennoch einen Vorfall wie auf dem Bürgermeister-Bongartz-Platz auf keinen Fall entschuldigen soll.

Sollte es Feuerwerksverbotszonen auch in Duisburg geben?

Paschmann erinnert sich, dass es vor Jahren schon einmal einen vergleichbaren Vorfall zum Jahreswechsel in Hochheide gab. „Da hatten wir auch schon Leute dort rumlaufen, die offensichtlich nichts zu tun haben“, sagt er. „Ich verstehe das einfach nicht. Es muss ein vernünftiger Übergang geschaffen werden.“

Hans-Joachim Paschmann, in Duisburg Bezirksbürgermeister für den Bezirk Homberg/Ruhrort/Baerl, verurteilt die Krawalle in der Silvesternacht in Hochheide.
Hans-Joachim Paschmann, in Duisburg Bezirksbürgermeister für den Bezirk Homberg/Ruhrort/Baerl, verurteilt die Krawalle in der Silvesternacht in Hochheide. © FUNKE Foto Services | Markus Weissenfels

Jüngst wurden in ganz Deutschland wieder Rufe nach Feuerwerksverbotszonen laut. Ein Mittel, auf das diverse Städte auch zum jüngsten Jahreswechsel zurückgegriffen haben. Die Stadt Duisburg allerdings nicht. Über die Sinnhaftigkeit dieser Maßnahmen möchte Paschmann als Bezirksbürgermeister nicht urteilen. „Das überlasse ich der Feuerwehr und der Polizei“, sagt er. Er persönlich hat jedoch Zweifel daran, ob Verbotszonen Situationen wie auf dem Bürgermeister-Bongartz-Platz verhindern können. „Ob sich daran dann auch jemand hält, ist eine andere Sache. Wenn die sich da nicht treffen dürfen, dann finden sie andere Orte. Ich denke nicht, dass das sowas verhindert.“

Zwar könne die Politik eine Diskussion über mögliche Maßnahmen zur Vorbeugung anstoßen, aber: „Ich denke, dass die Sicherheitskräfte sich zusammensetzen und über Möglichkeiten sprechen sollten, was gemacht werden muss.“ Es liege im Bereich von Feuerwehr, Polizei und Ordnungsamt, einen vernünftigen Weg zu finden. Denn mit Blick auf Maßnahmen betont Paschmann: „Es ist eine Sache, etwas zu bestimmen, die andere ist, das Bestimmte auch zu kontrollieren.“

>>> RANDALE IN HOCHHEIDE: DIE POLIZEI DUISBURG SUCHT ZEUGEN

  • Im Zuge ihrer Ermittlungen sucht die Polizei Duisburg nach Zeugen, die Angaben zu den Beteiligten in der Silvesternacht auf dem Bürgermeister-Bongartz-Platz in Hochheide machen können.
  • Auch Videos und Fotos, die das Geschehen dokumentieren, nimmt die Polizei als Beweise entgegen.
  • Zeugen können sich telefonisch unter 0203/2800 bei der Polizei Duisburg melden.