Duisburg-Bergheim. Die Bergheimer Mühle verliert bald auch ihre weiteren Flügel. Ein Investor wollte hier ein Pflegeheim bauen. Warum die Stadt Duisburg abwinkte.
Eineinhalb Jahre ist es jetzt her, dass ein Flügel der altersschwachen Bergheimer Mühle auf die Wiese krachte. Verletzt wurde dabei zum Glück niemand. Aber der Vorfall rüttelte all diejenigen wach, die Duisburgs älteste Windmühle aufs Abstellgleis geschoben hatten. Seit im Jahr 2010 der letzte Gastronom auszog, steht das denkmalgeschützte Wahrzeichen von Bergheim leer und rottet immer weiter vor sich hin.
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Nach dem Flügelsturz kam immerhin etwas mehr Bewegung in die Sache und zuletzt gab es im vergangenen Jahr einen Hauch von Aufwind, als ein renommierter Restaurator aus den Niederlanden anreiste, um den fast 230 Jahre alten steinernen Patienten zu untersuchen. Mit konkreten Folgen: Im September 2021 wurden Fördermittel aus dem Landesprogramm für Denkmalschutz für das historische Bergheimer Schätzchen beantragt.
Bergheimer Mühle in Duisburg: Geld für die Sanierung ist bewilligt
Jetzt konnte der Bezirksmanager den Rheinhauser Politikern in ihrer jüngsten Sitzung im Rathaus am Körnerplatz gute Nachrichten überbringen: Das Geld für die Sanierung der Mühle ist bewilligt. Wie viel das ist, darüber kann die Bezirksregierung keine Angaben machen: „Der private Antragsteller hat in diesem Fall einer Weitergabe und Veröffentlichung seiner Förderdaten, zu denen auch die Höhe der Fördersumme gehört, nicht zugestimmt“, lässt eine Sprecherin verlauten.
Die Kostenkalkulation für die Sanierung wurde damals nur vage mit „einem hohen sechsstelligen, vielleicht siebenstelligen Betrag“ angegeben. Immerhin gibt es Details dazu, wofür die Steuergelder denn verwendet werden dürfen. Die Sprecherin der Bezirksregierung zählt folgende Punkte auf: „Instandsetzung der Mühlenflügelanlage, Sanierung der Mauerwerksfassaden, Instandsetzung der Giebelseiten und Dacheindeckung der Turmkappe samt Klempnerarbeiten.“
Im November werden die Flügel der Bergheimer Mühle abmontiert
Die Arbeiten sind schon zugange. „Seit dem 7. September ist das Grundstück von Pflanzenwuchs befreit“, erfuhren die Bezirkspolitiker. Noch im November sollen die Flügel abmontiert werden, damit sie repariert werden können. „Zurzeit wird die angestrebte Sanierung von den Eigentümern geleistet, ohne einen Bauantrag für die Grundstücke zur Jägerstraße zu stellen“, teilte der Bezirksmanager außerdem noch mit. Das lässt aufhorchen, denn in den vergangenen Jahren wurde die Zukunft der Mühle stets an ein Konzept geknüpft, das zur Finanzierung des denkmalgeschützten Kleinods eine Investition in unmittelbarer Nachbarschaft mit einschloss.
Der Eigentümer, ein Bottroper Bauunternehmer, wollte gemeinsam mit Mitstreitern einer im Hintergrund agierenden „Mühlengruppe“ auf zwei Baugrundstücken an der Jägerstraße und Schrootenstraße Wohneinrichtungen für Demenzkranke realisieren. In der Mühle sollten Teile der Verwaltung der Demenzhäuser untergebracht werden. So hieß es zumindest damals. Jetzt scheint das soziale Projekt als wirtschaftliche Grundlage für die historische Mühle wieder auf der Kippe zu stehen. „Die Nutzung der Mühle wird noch diskutiert“, erfuhren die Politiker. Zitat aus der Mitteilung der Verwaltung: „Da der Bedarf an einem altersgerechten Wohnen von der Stadt nicht erkannt wurde, ist fraglich, ob das Konzept umgesetzt wird.“
Neues Pflegeheim in Bergheim? Stadt Duisburg winkt ab
Die Idee der Demenz-Wohnungen oder des altersgerechten Wohnens scheinen die Projektentwickler der Mühlengruppe zwischenzeitlich wieder verworfen zu haben. Jedenfalls teilt die Stadt mit, dass es die Anfrage eines Investors gegeben habe, welche sich auf den beabsichtigen Bau eines Pflegeheimes bezog. „Der Investor wurde in einem Gespräch mit dem Fachbereich darauf hingewiesen, dass die in Duisburg verfügbaren und konkret in Umsetzung befindlichen Pflegeheimprojekte den Bedarf an Pflegeplätzen in Duisburg auf absehbare Zeit decken“, teilt ein Stadtsprecher mit.
Ganz anders stelle sich der Bedarf an barrierefreien, altersgerechten Wohnungen dar, der nicht nur in Bergheim von der Stadt Duisburg gesehen werde. „Generell ist barrierefreier Wohnraum im gesamten Stadtgebiet stark nachgefragt.“ Es bleibt also weiter ungewiss, wie und ob die Bergheimer Mühle Teil eines Projektes mit Zukunft wird. Zumindest bekommt sie jetzt endlich das, was ihr als alter Dame schon lange zusteht: ein Minimum an Pflege und die Gewissheit, dass sie ihre Flügel behalten wird.