Duisburg-Homberg. Die Auskiesung in Homberg soll laut Regionalplan-Entwurf erweitert werden. Die Stadt Duisburg und der BUND üben Kritik – aus diesen Gründen.
Die Auskiesung im Homberger Rheinvorland soll erweitert werden. So sieht es der Regionalplan-Entwurf des Regionalverbands Ruhr (RVR) vor, dessen zweite Offenlage noch bis Ende April läuft. Die bereits seit Jahren zum Kiesabbau genutzte Fläche nahe der Dammstraße soll um mehr als 22 Hektar erweitert werden. Damit würde sich die Auskiesung in Homberg auf eine Gesamtfläche von rund 32 Hektar erstrecken. Daran übt nicht nur die Stadt Duisburg in einer offiziellen Stellungnahme an den RVR Kritik, sondern auch die Duisburger Kreisgruppe des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND).
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„Das wäre dann eine Fläche vom jetzigen Bereich bis hin zur Hubbrücke“, erläutert die Duisburger BUND-Vorsitzende Kerstin Ciesla das Ausmaß. Sie sieht das Landschaftsschutzgebiet nachhaltig durch Baustellen, die mit dem Kiesabbau einhergehen, bedroht. „Das ist schon immer das Problem bei Auskiesung“, sagt sie. „Es gibt immer ein Mengengerüst, aber kein Zeitgerüst.“ Wie lange eine Baustelle für die Auskiesung vor Ort sein würde, sei nicht absehbar. Ein zeitlicher Rahmen für die Auskiesung ist im Regionalplan nicht vorgeschrieben. Und: Erst wenn die Auskiesungsarbeiten abgeschlossen sind, kann die Renaturierung, also die Wiederherstellung von naturnahen Lebensräumen, starten.
Auskiesung in Homberg: Stadt Duisburg befürchtet Beeinträchtigungen
Ciesla gibt ein Beispiel. „Die Schilder vor Ort zur Renaturierung sind von 1996. Seitdem sind noch keine Renaturierungsmaßnahmen gestartet. Da warten wir jetzt schon ewig drauf.“ Viel Lob hat sie für die Stellungnahme der Unteren Naturschutzbehörde der Stadt Duisburg an den RVR, die die Erweiterung des Kiesabbaus in Homberg ablehnt. Der Rat der Stadt Duisburg hat ihr in seiner jüngsten Sitzung einstimmig zugestimmt. Darin heißt es unter anderem: „Bei einer Erweiterung des Abbaubereichs ist damit zu rechnen, dass sich die Beeinträchtigung des Landschaftsschutzgebietes insgesamt über mehre Jahrzehnte erstrecken wird.“ Die Möglichkeit zur Naherholung werde zudem durch den Baustellenbetrieb „erheblich reduziert“.
Auch sieht die Stadt den Raum für diverse Vogelarten gefährdet. So heißt es in der Stellungnahme, dass das Landschaftsschutzgebiet schon bei der Aufstellung des Landschaftsplans eine große Bedeutung als Brut-, Rast- und Nahrungsgebiet besaß. „Hiermit wurde unter anderem die Schutzwürdigkeit des Gebiets begründet“, heißt es. Auch heute noch besäßen die Flächen ein „hohes Potenzial“, etwa für arktische Gänse, Feldlerchen und Wiesenpieper. Unter anderem durch Baustellenlärm und optische Reize sei hier eine „erhebliche Beeinträchtigung“ zu erwarten.
Und: In der Regel, so begründet es die Stadt, fände im Rahmen von Kiesabbau keine Wiederherstellung von Grünland statt, obwohl durch die Auskiesung großflächiges Grünland in Anspruch genommen werde. Daher gehe man von einem dauerhaften Verlust von rund 22 Hektar aus.
BUND Duisburg vermisst die Themen Starkregen und Hochwasser
„Die Stellungnahme der Stadt ist super“, betont Ciesla. „Was uns allerdings fehlt sind die Themen Starkregen und Hochwasser.“ Die BUND-Vorsitzende gibt eine düstere Prognose: „Bei einem 500-jährigen Hochwasser stünde Homberg komplett unter Wasser.“ Auch bei Hochwasser sei die Gefahr der Unterspülung des Damms gegeben. „Das wurde alles noch nicht wirklich mitbedacht. Und dann wäre da noch die geplante Nähe der Auskiesungsarbeiten zur Homberger Hubbrücke im Rheinpreußenhafen, die Ciesla kritisch sieht. „Wir wissen ja, dass die Brücke schon ewig gesperrt ist. Dabei ist sie für den Fuß- und Radverkehr eine wichtige Anbindung. Wenn es da jetzt eine jahrelange Baustelle gibt, dann wird das mit der Brücke gar nicht mehr“, ist sie überzeugt.
Entscheidend sei nun, betont die Umweltschützerin, wie auf Ebene des RVR damit umgegangen werde. „Dann sind alle Parteien im Rat, die sich gegen den Kiesabbau aussprechen, gefordert, das auch in ihren RVR-Fraktionen zu kommunizieren.“ Auch jede Bürgerin und jeder Bürger hat zudem die Möglichkeit, eine Stellungnahme an den RVR abzugeben.
Duisburger Umwelt- und Naturschutzbund hofft auf viele Stellungnahmen
Der BUND hofft, dass viele kritische Anmerkungen zusammenkommen. „Der RVR führt eine Statistik und schaut, welche Themen interessieren“, sagt Ciesla. „Jeder, der da spazieren geht und das Naherholungsgebiet nutzt, sollte sich aufraffen und eine Stellungnahme abgeben.“ Auch das Kontaktieren der Fraktionen auf RVR-Ebene wäre lobenswert, denn: „Es müssen die Richtigen davon erfahren. Es nützt nichts, wenn die Leute mir ihr Leid klagen. Ich stehe zwar auf ihrer Seite, aber ich kann da nichts entscheiden.“
>>> KIESABBAU IN HOMBERG: SO KÖNNEN STELLUNGNAHMEN ABGEGEBEN WERDEN
- Die zweite Offenlage des Entwurfs Regionalplans Ruhr läuft noch bis einschließlich Freitag, 29. April. Die Unterlagen sind sowohl online auf www.rvr.ruhr als auch in Papierform in der Bibliothek des RVR in Essen (Kronprinzenstraße 6, montags bis donnerstags von 9 bis 16 Uhr, freitags bis 14) einsehbar.
- Neben Bürgerinnen und Bürgern, Vereinen, Initiativen und Verbänden können sich auch „betroffene öffentliche Stellen“ beteiligen, etwa Kommunen und Behörden. Eine Stellungnahme kann online über www.beteiligung-online.nrw.de an den RVR übermittelt werden, alternativ per E-Mail an regionalplanung@rvr.ruhr
- Auch der Postweg ist möglich, Stellungnahmen müssen dann an Regionalverband Ruhr, Regionalplanungsbehörde Referat 15, Postfach 10 32 64, 45032 Essen geschickt werden.