Duisburg-Rheinhausen. Der Termin für den letzten Gottesdienst in St. Marien Schwarzenberg in Duisburg-Rheinhausen steht. Das Kirchengebäude muss abgerissen werden.

Jetzt steht der Termin fest, der so vielen Gemeindemitgliedern das Herz schwer werden lässt. „Am 27. März dieses Jahres wird St. Marien Schwarzenberg in Rheinhausen profaniert“, sagt die Verwaltungsreferentin Silvia Markfort. Das bedeutet: An diesem Tag wird im letzten Gottesdienst die Kirche entweiht. Denn sie muss – wie berichtet – abgerissen werden. Auch Weihbischof Rolf Lohmann aus Münster wird anwesend sein.

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Lange wurde überlegt, ob man die Bausubstanz in irgendeiner Weise noch retten kann. Denn ein solcher Schritt fällt niemandem leicht. „Es berührt die Menschen, dass eine Kirchen abgerissen werden muss, es ist für alle Gemeindemitglieder sehr emotional“, weiß die Betriebswirtin. Ihre Aufgabe ist es aber, einen klaren und kühlen Blick auf die Finanzen der Gemeinde zu werfen. Denn die Verantwortlichen für die Kirche müssen bei immer weniger Gläubigen eben auch auf’s Geld gucken.

Kirche in Rheinhausen: Risse im Boden und den Wänden

„Ich bin dafür eingestellt worden, auf den Haushalt zu achten“, erklärt die Verwaltungsreferentin. Und bedauerlicherweise sprächen die Zahlen eine eindeutige Sprache. Die Bausubstanz ist marode, es gibt Risse in der Bodenplatte und an den Seitenwänden. Das bedeutet, es müsste dringend saniert werden. Das aber würde so viel Geld verschlingen, dass es in keinem Verhältnis zum Nutzen steht.

Der Kirchenvorstand Bernd Maas und die Verwaltungsreferentin Silvia Markfort informieren in der Kirchen St. Marien Schwarzenberg in Duisburg-Rheinhausen über den Abriss des Kirchengebäudes.
Der Kirchenvorstand Bernd Maas und die Verwaltungsreferentin Silvia Markfort informieren in der Kirchen St. Marien Schwarzenberg in Duisburg-Rheinhausen über den Abriss des Kirchengebäudes. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Die Risse fielen schon vor sechs Jahren auf, so dass die Gemeinde ein Gutachten über den Bauzustand in Auftrag gab. Darin wurde deutlich, dass weitere Untersuchungen gemacht werden müssten. Klar wurde dann im Mai vergangenen Jahres, dass das Hauptgebäude stark beschädigt ist und die Baukonstruktion „fragil, teils mit starker Korrosion und Rissbildung an Nordost- und Südwestfassade.“ Doch damit nicht genug: Auch das Dach wäre in wenigen Jahren für eine Sanierung fällig und müsste komplett erneuert werden. „Denn das Baumaterial ist mittlerweile sehr bröselig, wir haben viele Schäden am Mauerwerk und der Fensterfassade“, teilte Silvia Markfort unserer Zeitung schon vor einem halben Jahr mit.

St. Marien Rheinhausen: Sanierung kostet mehr als 1.000.000 Euro

Alles sei hinterfragt und überlegt worden. Aber alleine eine Notabstützung der Fassade würde schon 72.000 Euro kosten, ohne dass überhaupt an der Substanz etwas verbessert worden wäre. Eine Sanierung schlage mit mehr als 1.000.000 Euro zu Buche – eine Dimension, die für die Kirche jenseits des Machbaren liegt.Weil der Abriss ein so emotionsbesetztes Thema ist, soll er - möglichst schnell – noch in diesem Jahr geschehen. Es quäle die Menschen, wenn sie ständig an ihrer Kirche vorbeikommen, die für sie kein Ort des Betens und Gedenkens mehr sein wird. Denn es gibt viele Familien, die schon in der Kirche zur Kommunion gegangen sind und später ihre Kinder in St. Marien haben taufen lassen.

Das Kirchengebäude der Kirche St. Marien Schwarzenberg in Rheinhausen muss abgerissen werden. Der Glockenturm soll aber erhalten bleiben.
Das Kirchengebäude der Kirche St. Marien Schwarzenberg in Rheinhausen muss abgerissen werden. Der Glockenturm soll aber erhalten bleiben. © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

Die Pläne, wie es in der Zukunft weitergehen soll, sind mittlerweile fortgeschritten. Bekanntlich soll der prägnante Kirchturm erhalten bleiben, der allerdings ebenfalls sanierungsbedürftig ist. Aber der Turm habe eben auch symbolischen Charakter und zeige, „dass es in Duisburg christliches Leben gibt.“ Der Gemeindesaal soll für gottesdienstliche Zwecke genutzt werden, sagt Silvia Markfort.

St. Marien Schwarzenberg in Rheinhausen: Pfarrheim bleibt erhalten

Das Pfarrheim bleibt in jedem Fall erhalten. Was nicht mehr stattfinden kann, sind Taufen. „Es wird dort 30 bis 40 Sitzplätze geben, aber das Taufbecken passt da nicht mehr hinein.“ Taufen müssten dann in einer anderen Kirche der Pfarrei stattfinden. Auch für das Grundstück, das 2600 Quadratmeter groß ist, gibt es bereits konkrete Überlegungen. „Wir versuchen, es zu vermarkten, es gibt auch schon Interessenten. Aber wir wollen es möglichst einem sozialen oder karitativen Zweck widmen.“

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Das heißt: Es soll weder eine ganz normale, reine Wohnbebauung geben, noch sei an ein Gewerbe auf dem Gelände gedacht. „Das ist zumindest unsere Wunschvorstellung bisher“, betont die Gemeindereferentin. In die gewünschte Richtung gebe es aber bereits Gespräche. Im Sommer werde man wohl mit den Plänen so weit sein, dass man Konkretes für die Zukunft des Areals sagen kann.

>>> ST. MARIEN IN RHEINHAUSEN GEHÖRT ZUR PFARREI ST. MATTHIAS DUISBURG

  • Die Pfarrkirche St. Marien Schwarzenberg steht an der Ecke Lindenallee/Ulmenstraße und feierte 2018 ihren 60. Geburtstag. Sie gehört zur Pfarrei St. Matthias Duisburg, deren leitender Pfarrer Andreas König ist. St. Marien ist einer von vier Kirchorten in der Pfarrei. Die drei weiteren sind St. Marien Rumeln, St. Klara und St. Joseph.
  • Im Jahr 2019 gehörten der Pfarrei 9809 Katholikinnen und Katholiken an. Knapp vier Prozent von ihnen (373) besuchten den Gottesdienst, 16 Prozent davon entfielen auf St. Marien Schwarzenberg.