Duisburg-Rheinhausen. Das Hauptgebäude der Kirchengemeinde St. Marien Schwarzenberg ist nicht mehr zu retten. Diese Pläne gibt es für die Zukunft der Gemeinde.
Erich Trautmann wirkt gefasst. Und das, obwohl ihm dieser Termin alles andere als leicht fällt. Er hat die Fakten fest im Blick. „Das ist für uns alle eine schwere Entscheidung“, sagt Trautmann, stellvertretender Vorsitzender des Kirchenvorstandes St. Marien Schwarzenberg in Rheinhausen. Das Hauptgebäude der Gemeinde an der Ulmenstraße ist nicht mehr zu retten. Später, bei einer Gemeindeversammlung am Mittwochabend, hat Trautmann die schwere Aufgabe, es den Gemeindemitgliedern mitzuteilen: Das Gebäude muss entweiht und abgetragen werden.
[Sie wollen keine Nachrichten aus Duisburg mehr verpassen? Hier können Sie unseren abendlichen und kostenlosen Duisburg-Newsletter abonnieren]
Es war im Jahr 2016, als Risse in der Bodenplatte der Kirche auffielen und die Gemeinde ein Gutachten über den Bauzustand in Auftrag gab. „Dieser Bericht machte deutlich, dass weitere Untersuchungen notwendig sind“, erklärt Verwaltungsreferentin Silvia Markfort.
St. Marien in Rheinhausen: Rissbildung und Schäden an der Fassade
Ergebnisse lagen im Mai diesen Jahres vor: Das Hauptgebäude ist stark beschädigt, die Baukonstruktion „fragil, teils mit starker Korrosion und Rissbildung an Nordost- und Südwestfassade.“ Und: In spätestens fünf Jahren müsste auch die Dachfläche komplett erneuert werden. „Das Baumaterial ist mittlerweile sehr bröselig, wir haben viele Schäden am Mauerwerk und der Fensterfassade“, sagt Markfort.
„Dann haben wir überlegt: Was würde uns eine Sanierung kosten?“ Eine Notabstützung könnte die Kirchenfassade retten, alleine das Aufstellen würde jedoch schon mit 72.000 Euro zu Buche schlagen, weitere 4300 Euro Miete kämen monatlich für das Gerüst hinzu. „Dadurch käme es noch zu keiner Verbesserung der Bausubstanz, und das Fortschreiten der Korrosion würde ebenfalls nicht aufgehalten“, betonte Georg Schoofs vom Bistum Münster, zuständig für die Kirchengemeinden.
Sanierung des Gebäudes in Rheinhausen wäre zu teuer
„Die Kosten würden sich auf über 1.000.000 Euro belaufen“, ergänzt Markfort. Viele weitere Baustellen seien da noch nicht mit eingerechnet. „Das führt dazu, dass wir die Kirche abtragen müssen. Irgendwann wird es durch die Baufälligkeit auch gefährlich für die Besucher.“ Wann genau es soweit ist, lässt sich noch nicht beziffern. Markfort hofft, noch einmal Weihnachten im Gebäude feiern zu können.
Der prägnante Kirchturm neben dem Hauptgebäude, der ebenfalls in Teilen sanierungsbedürftig ist, soll dagegen erhalten bleiben. Eine kurzfristige Sicherung würden einmalig 9000, anschließend monatlich 1000 Euro kosten, eine Sanierung von außen mittels einer Hebebühne mit 15.000 Euro zu Buche schlagen. Der Turm habe auch einen symbolischen Wert, zeigt, „dass es in Duisburg christliches Leben gibt“, so Markfort.
Das Gemeindeleben soll auch ohne das Hauptgebäude weiter bestehen bleiben. Aktuell gibt es Planungen, im Pfarrheim der Gemeinde einen Andachtsraum für Gottesdienste zu errichten. Erste Skizzen existieren bereits. Und auch das dann freie Gelände soll in Zukunft genutz werden. „Eine Folgenutzung für das Grundstück soll kommen“, erklärt Markfort. Soziale und karitative Einrichtungen könnten sich die Verantwortlichen an dieser Stelle vorstellen, entsprechende Gespräche gab es aber noch nicht.
Abriss der Kirche in Rheinhausen schlägt auch emotionale Wunden
Dass das Aus für das Hauptgebäude auch emotional tiefe Wunden schlägt, kann auch Bernd Maas vom Kirchenvorstand bestätigen. „Hier gibt es viele Familien, die hier schon zur Kommunion gegangen sind und ihre Kinder getauft haben. Da ist die emotionale Bindung schon sehr stark.“ Eine schwere Aufgabe, es am Abend den Gemeindemitgliedern zu sagen. Anwesend ist dann auch Generalvikar Dr. Klaus Winterkamp. „Unterm Strich müssen wir den realistischen Blick behalten“, betont Silvia Markfort. „Wir können das Gebäude nicht halten.“
>>> St. Marien Schwarzenberg in Rheinhausen
- Die Gemeinde St. Marien Schwarzenberg gehört zur Pfarrei St. Matthias Duisburg. Die Gemeinde ist eine von vier Kirchorten der Pfarrei, neben den Gemeinden St. Marien Rumeln, St. Klara und St. Joseph.
- Grundsteinlegung für das Kirchengebäude war 1957, zuvor gab es einen Architekturwettbewerb. Bereits 1958 konnte die Kirchengemeinde eingeweiht werden, 1964 folgte die Fertigstellung des Kirchturmes.