Duisburg-Rheinhausen. Die Zeit vor Weihnachten ist die Zeit der Spenden. Wie gehen Bürgerinnen und Bürger aus Duisburg-Rheinhausen damit um? Eine Straßenumfrage.

Die Vorweihnachtszeit ist die Zeit der Spenden und Spendenaufrufe. Viele Briefe flattern den Bürgern ins Haus mit der Bitte für Kinder, Kriegsopfer, Blinde und Hungernde zu spenden. Die beiden großen Kirchen machen genauso Aufrufe wie zurzeit die Caritas. Kalt lässt das Thema Spenden niemanden. Es bewegt die Menschen, berührt sie emotional. Das wurde in unserer Umfrage deutlich.

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Manche sind verschämt. Ja, sie würde gerne spenden. Aber sie habe für sich selbst schon kaum genug. Mit ihrer kleinen Rente komme sie so gerade über die Runden. Da bleibe nichts mehr übrig, um noch etwas abzugeben, sagt eine ältere Frau. Wenn sie Geld hätte, das sie spenden könnte, würde sie es gerne für Kinder geben, sagt sie. Das sagt auch ein Ehepaar, das gerade die Einkäufe auf der Krefelder Straße in Rheinhausen nach Hause trägt. Auch sie würde gerne für Kinder spenden, sagt Ehefrau Karin. Aber so viel gebe auch die Rente der beiden nicht her. „Außerdem haben wir zwei Enkelkinder, die sich immer über Geld freuen. Auch Kleidung schenken wir ihnen ab und zu. Aber, wir müssen selber sehen, wie wir rumkommen.“

Rheinhauser Bürgerin: „Ich habe schon immer gespendet“

Die Aktionen mit Postkarten, die jedes Jahr vor Weihnachten in die Häuser geschickt werden, kennen die meisten. Viele haben ein schlechtes Gefühl dabei. „Die sollen ja von Menschen gezeichnet seien, die wegen ihrer Behinderung mit den Füßen malen, sagt eine 76-jährige Rheinhauserin. Sie habe in früheren Jahren an die Adresse auch schon einmal gespendet. „Aber so richtig wohl habe ich mich nicht dabei gefühlt, weil ich mir nicht sicher bin, ob das Geld wirklich da angekommen ist.“ Seitdem gibt sie lieber Geld, wenn sie die Menschen auch direkt sehen kann. „Ab und zu gebe ich ein paar Euro, wenn ich einen Obdachlosen in der Stadt treffe“, sagt sie.

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Birgit dagegen geht mit dem Thema Spenden ganz locker um und ist sich auch sicher, dass ihre Geld- und Sachspenden da ankommen, wo sie gebraucht werden. „Ich habe schon immer gespendet, das mach’ ich seit Jahrzehnten. Am liebsten immer da, wo es wirklich gerade am nötigsten ist, wie jetzt bei der Flutkatastrophe“, erzählt die 58-Jährige, die in Rheinhausen geboren ist und nie woanders gelebt hat.

„Wegen des Hochwassers in Erftstadt wurde ja zu Sachspenden aufgerufen. Da haben wir zur Sammelstelle Schüppen, Eimer, eine Schubkarre und Handschuhe gebracht. Ich spende immer, wenn’s richtig brennt“, sagt sie und ist mit sich selbst sichtlich im Reinen. „Wenn man spendet, hat man auch für sich selbst ein besseres Gefühl.“ Auch ein paar Euro wirft sie ab und zu in einen Becher, wenn ein Obdachloser am Straßenrand sitzt. „Aber da gehe ich eher nach Gefühl und entscheide spontan, ob ich etwas gebe oder nicht.“

Duisburgerin spendet gerne Kleidung vor Ort

Vor Ort, wenn irgendjemand direkt auf sie zukommt, dann wirft auch die 51-jährige Manuela bereitwillig etwas in die Sammelbüchse. Außerdem spendet sie gerne Kleidung vor Ort, weil sie dann weiß, dass die Spende Menschen erreicht, die sich darüber freuen. Elisabeth gibt regelmäßig Kleidung ans Café Klamotte in der Hochemmericher Straße, die immer gut erhaltene Second-Hand-Kleidung suchen. Die von der katholischen Kirchengemeinde St. Peter und den evangelischen Kirchengemeinden in Rheinhausen betriebene Einrichtung hätten viele Kundinnen und Kunden, die vernünftige Kleidung zum kleinen Preis dort suchen und finden. Es sei eine gute Adresse, um Sachen dorthin abzugeben.

[Alle Entwicklungen zur Corona-Pandemie in Duisburg lesen Sie hier im Newsblog]

Auch Geld spendet sie. Aber mittlerweile guckt sie genau hin, wem sie etwas gibt. „Ich habe tatsächlich vor längerer Zeit eine unglaubliche Dreistigkeit erlebt. Da habe ich einem Mann, der auf Krücken gestützt war und bettelte, Geld gegeben. Und dann habe ich beobachtet, wie er um die Ecke ging, die Krücken in die Hand nahm, putzmunter und völlig normal in seinen Mercedes einstieg, den er in einer Parkbucht abgestellt hatte und wegfuhr. Für solche Unverfrorenheit fehlt einem doch wirklich die Sprache.“ Seit dieser Erfahrung sucht sie sich die Adressen aus, an die sie spendet. Zum Beispiel ans Friedensdorf in Oberhausen.

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Früher sei sie in der katholischen Kirche sehr aktiv gewesen, habe Firmlinge und Kommunionkinder betreut. „Zu der Zeit habe ich auch immer an die Kirche gespendet“, erzählt eine 77-Jährige. Aber mittlerweile sei sie gesundheitlich doch sehr eingeschränkt und könne nicht mehr an den Gottesdiensten teilnehmen, erklärt sie ihre jetzige Situation. Daher habe sich das zurzeit auch mit den Spenden erledigt.

>>> ADVENTSSAMMLUNG VON CARITAS UND DIAKONIE

  • Die katholische Kirche sammelt in der Vorweihnachtszeit wieder für karitative Zwecke. Das Geld wird in den Gemeinden und im Caritasverband für die Hilfe an den Menschen eingesetzt. Die Adventssammlung von Caritas und Diakonie läuft bis zum 4. Dezember unter dem Motto „Du für den Nächsten“.
  • Wegen der Corona-Pandemie gehen die Sammler nicht von Haus zu Haus. Stattdessen wird bis zum 4. Dezember kontaktlos in den katholischen Kirchen auf die Sammlung aufmerksam gemacht. Entsprechende Infoschreiben und Überweisungsträger liegen dort aus. Die Durchschrift des Zahlscheins und der Kontoauszug gelten bis zu 200 Euro als Spendenquittung fürs Finanzamt. Mehr Infos unter www.caritas-essen.de